Skisport:Ein bisschen Hollywood

26 01 2019 Rasmushof Alm Kitzbuehel AUT FIS Weltcup Ski Alpin Pressekonferenz Arnold Schwarzene; imago 0038511142

Auf Augenhöhe mit dem Terminator: Johan Eliasch (rechts), der neue Fis-Präsident, bei einem Sponsorentermin vor zwei Jahren in Kitzbühel mit dem einstigen kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger.

(Foto: Oberhauser/Eibner/Imago)

Der schwedisch-britische Multimilliardär Johan Eliasch wird zum fünften Präsidenten des altehrwürdigen Ski-Weltverbands Fis gewählt - mit überraschend deutlicher Mehrheit.

Von Johannes Knuth, München

Für einen Moment waren sogar die Veteranen verwirrt: Roman Kumpost, der Vizepräsident des Ski-Weltverbands Fis, hatte gerade verkündet, dass man nun ja in einen zweiten Wahlgang aufbrechen müsse, ehe ihn ein Kollege darauf hinwies, dass das Rennen doch längst entschieden sei. Und tatsächlich: Der Brite Johan Eliasch hatte im ersten Durchgang soeben 65 von 119 Stimmen und damit 54 Prozent der Wählergunst auf sich vereint, das reichte, um Zepter und Mantel des neuen Fis-Präsidenten anzulegen. Das schwer geschlagene Verfolgerfeld: 26 Voten für Urs Lehmann, den Präsidenten des Schweizer Skiverbandes, 15 für die Britin Sarah Lewis, die einstige Fis-Generalsekretärin, 13 für den Schweden Mats Arjes, einen weiteren Fis-Vizepräsidenten. Vor nicht allzu langer Zeit wäre das noch als veritable Überraschung durchgegangen.Und jetzt?

Man macht sich nicht als Anhänger des Überschwänglichen schuldig, wenn man den Freitag als historischen Tag in der Historie der altehrwürdigen Fis klassifizierte. Eliasch ist erst der fünfte Präsident in der 97-jährigen Geschichte des Verbandes, sein Vorgänger, der Schweizer Gian Franco Kasper, war 23 Jahre in Amt und Würden, davor weitere 23 Jahre als Generalsekretär des Verbands. Der 77-Jährige spukte lange als ungewohnt kritischer Geist durch die Flure des organisierten Sports, wer wissen wollte, was lief, musste bloß dem Zigarettenrauch und Kaspers roter Cordhose hinterherlaufen. Die Fis würdigte am Freitag dann auch viele Verdienste ihres langjährigen leitenden Mitarbeiters: neue Weltcup-Tourneen und Wettkampfformate etwa; unter Kaspers Führung steckte der Verband zuletzt allerdings auch spürbar im Bewährten fest. Das, versprach Eliasch, werde unter ihm ganz sicher anders.

Allerdings wurde am Freitag auch klar: Der Neue will nicht nur mit Problemen aufräumen, er bringt womöglich auch ein paar Probleme mit sich.

Machte Eliasch unlauteren Wahlkampf? Der 59-Jährige weist das brüsk zurück

Als es um die Favoritenfrage ging, war in den vergangenen Monaten zumeist Lehmanns Name gefallen. Der Abfahrtsweltmeister von 1993 und Präsident des mächtigen Schweizer Verbandes gab sich als traditionsbewusster Reformer, und bis zuletzt war er sich der Gunst vieler großer Verbände gewiss, auch des deutschen, dessen Stimme dreifach zählt und damit mehr als jene einfacher Mitglieder. Dann verspätete sich der Wahlkongress um ein Jahr, wegen der Pandemie, und Insider beobachteten, wie Eliasch mächtig aufholte.

Der 59-Jährige, geboren in Schweden und mit 22 Jahren nach England emigriert, machte einst Karriere, indem er wankende Unternehmen sanierte, im Energie- und Hotelsektor. Seit 1995 führt er den Sportartikelhersteller Head, mittlerweile einer der einflussreichsten Skiausrüster der Szene. Britische Medien schätzen sein Vermögen auf 2,4 Milliarden Pfund (knapp 2,8 Milliarden Euro). Er ist durchaus ein Freund des Schillernden, er war mal mit Hollywoodstar Sharon Stone liiert; in seinem Wahlmanifest präsentierte Eliasch den britischen Premier Boris Johnson als Fürsprecher sowie John Kerry, den einstigen US-Außenminister, ein gemeinsamer Kämpfer in Fragen des Umweltschutzes, wie Eliasch betont. In seinem durchaus filmreifen Bewerbungsvideo am Freitag versprach er mit stechendem Blick, dass er wisse, "wie man die Dinge regelt" und dass er den Wintersport auf ein neues Level" heben werde, auf Augenhöhe mit den weltumspannenden Profiserien im Golf und Tennis. Dazu müsse man sich natürlich besser vermarkten, auf allen digitalen Plattformen, man müsse etwa mehr Nachtrennen fahren und seriös und integer im Verband arbeiten.

Was die gute Geschäftsführung anging, hatte es zuletzt freilich ein paar Irritationen gegeben. Die Neue Züricher Zeitung hatte berichtet, in der Szene werde getuschelt, Elias habe manche der stimmberechtigten 73 Landesverbände umgarnt, indem er ihnen Posten oder Material von Head versprochen habe. Eliasch wies das brüsk zurück und drohte mit juristischen Schritten. Nachdem er zuletzt angekündigt hatte, als Geschäftsführer von Head zurückzutreten, sofern er zum Fis-Präsidenten gekürt werden sollte, wurde er am Freitag gefragt, ob er auch seine Anteile an der Firma verkaufen werde, um weitere Interessenskonflikte zu vermeiden. Sollte es tatsächlich zu derartigen Konflikten kommen, werde er das tun, sagte Eliasch. Wie genau das vonstattengehen soll, ließ er fürs Erste offen.

Für den Deutschen Skiverband endete der Freitag ebenfalls mit einem Erfolg: Franz Steinle, der DSV-Präsident, wurde mit 112 Stimmen und damit den meisten Voten ins 16-köpfige Council gewählt, eine Art Regierung der Fis, als Nachfolger von Alfons Hörmann. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes hatte sich 2018 noch einmal ins Council wählen lassen, was in der deutschen Szene nicht nur Begeisterungsstürme entfacht hatte - Steinle hatte Hörmann ja bereits 2013 als höchsten Vertreter des deutschen Wintersports abgelöst.

Aber Hörmann ist im DOSB derzeit ja auch ganz gut ausgelastet: Unter anderem nachdem Mitarbeiter in seinem Verband in einem anonymen Schreiben eine "Kultur der Angst" moniert hatten (was Hörmann zurückweist).

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