Süddeutsche Zeitung

Skifliegen:Schlimmer Sturz

Der Norweger Daniel Andre Tande verliert beim Skiflug-Weltcup in Planica die Kontrolle über seine Ski und schlittert mehr als 100 Meter den Hang hinab.

Das Saisonfinale der Skispringer auf der Flugschanze in Planica/Slowenien wird von einem schweren Unfall überschattet. Zum Auftakt der Serie von drei Einzel- und einem Teamspringen stürzte der Norweger Daniel Andre Tande schwer und schlitterte, sich mehrmals überschlagend und offenbar bewusstlos, den Hang hinab. Nach einer Notversorgung wurde der 27 Jahre alte Springer per Helikopter nach Ljubljana ins Krankenhaus gebracht, der Weltverband Fis erklärte in einer knappen Stellungnahme, dass Tandes Zustand stabil sei. Im Krankenhaus sollen nun weitere Tests durchgeführt werden.

Der Sturz hatte sich im Probedurchgang ereignet, im ersten und zweiten Wettkampfdurchgang standen die Springer noch unter den Eindrücken des Geschehens. "Ich habe mitgelitten, es ist tragisch. Ich hoffe, dass er keine bleibenden Schäden davonträgt", erklärte der Skiflugweltmeister Karl Geiger aus Oberstdorf. Er wurde Dritter hinter dem siegreichen Japaner Ryoyu Kobayshi und dem Siegsdorfer Markus Eisenbichler. Wie viele andere, gab auch Eisenbichler zu verstehen, dass der Weltcup in dieser Situation egal sei. Er habe sich "echt überwinden müssen", überhaupt zu springen.

Die Letalnica in Planica gilt als eine der anspruchsvolleren Flugschanzen, Tande hat sie bislang aber wie auch andere Schanzen gut beherrscht. 2018 wurde er Skiflug-Einzel-Weltmeister, zudem 2020 Weltmeister mit dem Team. Am Donnerstagnachmittag sprang er im Probedurchgang tadellos ab, erwischte aber offenbar in der ersten Flugphase einen Luftstoß von unten, der sein Flugsystem durcheinander brachte. Tande versuchte noch in der Luft, seinen Körper zu schützen, indem er die Arme vor der Brust verschränkte, kam dann aber doch unkontrolliert auf dem Schanzenvorbau, dem oberen Teil des Hanges, bei 78 Metern auf und verlor dann die Kontrolle. Norwegens Cheftrainer, der Österreicher Alexander Stöckl, war schockiert. "Es ist schwer mit anzusehen, wenn ein Springer Luft unter die Skier bekommt und sich dreht. Man kann nur auf das Beste hoffen, dass alles in Ordnung ist mit ihm. Das ist das Wichtigste", sagte er in norwegischen Rundfunk NRK.

Der schwere Zwischenfall erinnerte an frühere heftige Stürze in der Skisprung-Szene. Der Amerikaner Nicholas Fairall musste nach einem Sturz in Bischofshofen 2015 notoperiert werden, nachdem er sich eine schwere Verletzung an der Wirbelsäule zugezogen hatte. Den Österreicher Lukas Müller erwischte es 2016 schwer beim Skifliegen am Kulm - als Vorspringer. Der heute 29-Jährige krachte damals wie Tande auf den Vorbau, bei ihm wurde eine inkomplette Querschnittslähmung diagnostiziert.

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