Ski-WM: Riesenslalom der Frauen:Rückstand im Nebel

Maria Riesch und Viktoria Rebensburg haben nach dem ersten Durchgang im WM-Riesenslalom von Garmisch noch Medaillenchancen. Tragisch und schmerzhaft verläuft der Tag für Kathrin Hölzl.

Als der Nebel sich endlich halbwegs verzogen hatte, als die Sonne auf die Kandahar-Strecke leuchtete, da verfinsterte sich die Miene der Deutschen. Maria Riesch: 81 Hunderstel Sekunden Rückstand. Viktoria Rebensburg: 99 Hundertstel. Kathrin Hölzl: 2,36 Sekunden. Für die so erfolgreichen Riesenslalom-Frauen des Deutschen Ski-Verbands deutete sich nach sieben Starterinnen im ersten WM-Lauf ein Desaster an.

Da wussten sie noch nicht, dass der Slowenin Tina Maze ein Traumlauf gelungen war. Es kommt selten vor, dass eine Fahrerin mit der Startnummer eins im Zielraum jubelt, denn noch gibt es keinen Vergleich, noch weiß man nicht, was die Zeit wert ist. Doch die 27-Jährige wusste es offenbar schon. Sie reckte den linken Skistock in die Höhe und ballte die Fäuste. Maze war auf dem superschnell gesteckten Kurs ein perfekter Lauf gelungen.

Zumindest Riesch war deshalb später schon wieder ganz gut gelaunt, sie liegt nach dem ersten Durchgang in Garmisch-Partenkirchen auf Platz vier. "Es war nichts Berauschendes, aber auch nicht schlecht", sagte sie. Während die Perfektionistin Rebensburg (Platz sechs) haderte: "Es hat sich eigentlich ganz gut angefühlt, aber ich Ziel war ich dann schon ein bissl enttäuscht."

Riesenslalom der Frauen - für eine alpine Ski-Weltmeisterschaft in Deutschland kann es keinen größeren Tag geben. Die letzte Weltmeisterin kam aus Bischofswiesen (Hölzl), die Olympiasiegerin aus Kreuth (Rebensburg), Riesch hatte sich in dieser Saison an diese Disziplin herangetastet, ist Sechste im Weltcup. Doch es schien, diese Veranstaltung war gleich von mehreren Viren befallen.

Rebensburg holte sich bei ihrem Sieg in Zwiesel am Wochenende vor der WM in Garmisch vermutlich den gleichen Virus ab, den später auch Maria Riesch spürte. Beide bekamen Fieber, doch während sich Riesch durch die Wettbewerbe kämpfte, ruhte sich Rebensburg zu Hause aus.

Görgl wieder schnell

Hölzl beklagte indessen extreme Rückenschmerzen. Drei Wochen lag die Titelverteidigerin daheim auf dem Sofa und hatte die WM schon abgeschrieben. Da fanden die Ärzte einen Rheumavirus als vermeintlichen Grund, die 26-Jährige erholte sich und konnte nun doch starten. "Es gibt nicht so wirklich eine Diagnose. Ich weiß nur, dass wir mit Physiotherapie und Spritzentherapie das ein bisschen in den Griff gekriegt haben", sagte sie.

Rebensburg of Germany competes during the women's giant slalom race during the Alpine Skiing World Championships in Garmisch-Partenkirchen

Platz sechs nach dem ersten Lauf: Viktoria Rebensburg.

(Foto: REUTERS)

Und dann befiel den Berg Kreuzeck eine Art Wettervirus: Eine Nebelbank waberte um 10 Uhr im oberen Drittel der Kandahar-Strecke, der Start musste verschoben werden. Im Halbstunden-Takt wurde es immer später, halb elf, elf, halb zwölf, zwölf. Im Zielraum machten die Budenbesitzer ein gutes Geschäft mit den wartenden Zuschauern, Glühwein, Bier, Animation und Frohsinnsmusik erhielten eine außergewöhnlich ausgelassene Stimmung.

Ein wenig mehr hatten sich die 11.000 Zuschauer aber dann schon versprochen von den deutschen Favoritinnen. Doch kamen diese mit dem sehr direkt gesteckten Lauf nicht perfekt zurecht. Durch die Verschiebung des Laufes auf 12 Uhr weichte der Schnee vor allem unten auf, "es war schwer, voll mit Druck zu fahren", sagte Riesch.

Schneller fuhren im ersten Lauf aber nur noch die Italienerin Federica Brignone (2. Platz, 34 Hundertstel hinter Maze) und die Doppel-Weltmeisterin Elisabeth Görgl aus Österreich (71 Hundertstel), der dieser Highspeed-Kurs sehr entgegen kam. Zwischen Riesch und Rebensburg schob sich noch Manuela Moelgg (94 Hundertstel), Kathrin Zettel (Österreich) kam mit der gleichen Zeit wie Rebensburg ins Ziel. Der Rest der insgesamt 116 Starterinnen war immerhin langsamer.

Auch die beiden weiteren deutschen Fahrerinnen reagierten enttäuscht auf ihren Lauf. Lena Dürr kam mit 1,89 Sekunden Rückstand auf Platz 14 ins Ziel, Veronika Staber hatte im flachen Zielhang noch einen schweren Fehler und verabschiedete sich mit 3,75 Sekunden Rückstand vom zweiten Lauf.

Tragisch verlief der Tag für Kathrin Hölzl. Ihr schossen im Zielraum fast die Tränen in die Augen, und man wusste nicht genau, ob aus Enttäuschung oder wegen der Schmerzen. "Ich hab mich da heute runtergequält. Ich hab so extreme Schmerzen, dass ich nicht einmal auf einem Bein stehen kann. Wie soll man da schnell Skifahren?" Sie wollte es unbedingt bei der Heim-WM und als Titelverteidigerin versuchen, habe bis zur letzten Minute alles versucht, aber jetzt sei ihre Saison beendet. "Ich muss jetzt erst mal wieder gesund werden", sagte Hölzl. Beim zweiten Durchgang (von 15 Uhr an) werde sie nicht mehr starten.

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