Ski-WM: Maria Riesch:Die Republik fiebert mit

Ausgerechnet bei der Heim-WM sind die deutschen Spitzenfahrerinnen allesamt krank oder verletzt. Maria Riesch plagt sich mit hohem Fieber - ihr Start in der Super-Kombination ist fraglich.

Joachim Mölter

Es erweist sich gerade als gute Wahl, dass der Deutsche Skiverband (DSV) im vorigen Frühjahr den Schweizer Tom Stauffer als Bundestrainer für die alpinen Skirennfahrerinnen verpflichtete. Der 41-Jährige aus Unterlangenegg, einem Ort im Berner Oberland, ist so unaufgeregt wie ein Gletscher, selbst jetzt, da ihm beinahe täglich eine Athletin abhanden kommt.

Maria Riesch

Die Republik bangt um den Gesundheitszustand von Maria Riesch: Die Skifahrerin hat eine Grippe, ihr Start bei der Super-Kombination ist gefährdet.

(Foto: dpa)

Erst verabschiedete sich Kathrin Hölzl, 26, um anhaltende Rückenprobleme zu Hause in Bischofswiesen behandeln zu lassen; dann fuhr Viktoria Rebensburg, 21, heim, um eine fiebrige Erkältung auszukurieren; danach bekam die Oberstdorferin Gina Stechert, 23, Sportverbot wegen ihres gebrochenen Daumens, sie fällt für den Rest der WM aus; zuletzt ist bei Maria Riesch, 26, Fieber gemessen worden.

Schlimmer kann es nicht mehr kommen für den DSV: Doppel-Olympiasiegerin Riesch, Einfach-Olympiasiegerin Rebensburg, Weltmeisterin Hölzl - das sind die drei Frauen, von denen die Bilanz bei der Heim-WM wesentlich abhängt. Doch Tom Stauffer lässt sich von der Aussicht, dass das Trio komplett ausfällt, so wenig aus dem Gleich- gewicht bringen wie ein Schweizer Berg von einer Windböe. "Vom Panikmachen wird keine gesund", sagt er.

Für Panik gibt es auch keinen Grund, zumindest nicht bei den Patientinnen Hölzl und Rebensburg. Der Riesen- slalom, in dem sie ihre Titel geholt haben, wird erst am nächsten Donnerstag ausgetragen, bis dahin können sie wieder auf die Beine kommen. Akut ist allenfalls der Zustand von Maria Riesch, weil die an diesem Freitag um 10 Uhr zur Super-Kombination antreten soll, der Disziplin, in der sie in Vancouver eine ihrer Goldmedaillen gewonnen hat und in der sie schon WM-Favoritin war, bevor Titelverteidigerin Kathrin Zettel (Österreich) ihre Teilnahme absagte.

Maria Riesch hat am Donnerstag bloß auf das Abfahrtstraining auf der Kandahar verzichtet. Sie hat am Morgen die Strecke besichtigt und ist danach ins Mannschaftshotel gefahren zum deutschen Teamarzt Johannes Sterr. Der gab am Nachmittag ein Bulletin heraus: Maria Riesch leide an einer Virusgrippe, sie werde behandelt "mit allem, was uns zur Verfügung steht und erlaubt ist", ihre Blutwerte seien schon wieder ganz ordentlich, "aber es sind ja nicht ihre Blutwerte, die den Berg runterfahren, von daher müssen wir auf ihren subjektiven Eindruck Rücksicht nehmen".

Mit anderen Worten: Riesch entscheidet am Freitag kurzfristig, ob sie sich fit fühlt für die Kandahar-Abfahrt.

Angesichts der Anteilnahme an ihrer Körpertemperatur (die Sterr unter Berufung auf die ärztliche Schweigepflicht nicht mitteilte) konnte man den Eindruck haben, ganz Garmisch-Partenkirchen fiebere mit seiner prominentesten Einwohnerin mit. Und die ganze Republik auch.

Die Krankheit müsse schon am Dienstag in Rieschs Körper gesteckt haben, vermutet Trainer Stauffer. Nachdem sie beim WM-Auftakt Bronze im Super-G gewonnen hatte, habe sie ihm gesagt, sie sei "noch nie so erschöpft nach einem Rennen" gewesen. Ausgebrochen sei das Fieber aber erst am Mittwochvormittag, unmittelbar vor dem ersten offiziellen Abfahrtstraining. In dem hatte Riesch nach dem ersten Tor abgeschwungen und aufgehört.

Dem Reglement zufolge muss ein Skirennläufer zu wenigstens einem Trainingslauf angetreten sein, um im Rennen starten zu dürfen. Diese formale Voraussetzung hatte sie erfüllen wollen. Wolfgang Maier, der Alpin- Direktor des DSV, findet, es sei natürlich "nicht optimal, wenn sie das Rennen mitmacht, ohne vorher einmal runtergefahren zu sein".

Tom Stauffer sagt: "Vielleicht fährt sie die Kombinationsabfahrt auch nur als Training für die Spezialabfahrt." Die findet am Sonntag statt, aber man werde Riesch nicht zum Start drängen, wenn sie sich nicht fit fühle, versichert Alpin-Chef Maier: "Wenn es am Sonntag auch nicht klappt, haben wir halt Pech gehabt."

Es bleibt ja die Hoffnung, dass Rebensburg und Hölzl genesen, die Medaillenkandidatinnen im Riesenslalom. Wobei Bundestrainer Stauffer skeptisch klingt, wenn es um Hölzls Rücken geht, der bereits seit Sommer schmerzt. "Man weiß nicht genau, von wo das herrührt", sagt er.

Derzeit begebe sich Hölzl jeden Tag zur Therapie, auf Ski stand sie zuletzt vor zehn Tagen. Technisch verliere man da wenig von seinem Können, sagt Stauffer, aber dafür Muskelmasse, also Kraft. "Zu lange darf man nicht nichts machen", erklärt er. Es könne durchaus sein, dass sie nicht starte. "Wozu sollte sie auch, wenn sie keine Medaillen- chance sieht?", fragt Stauffer: "Nur um gestartet zu sein?"

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: