Süddeutsche Zeitung

Ski-WM in Schladming:Maria Höfl-Riesch humpelt zu Bronze

Im Ziel klagt Maria Höfl-Riesch über Knieschmerzen, trotzdem gewinnt sie ihre zweite Medaille bei dieser Ski-WM: Nach Gold in der Super-Kombination reicht es für die beste deutsche Skifahrerin in der Abfahrt zum dritten Platz. Die neue Weltmeisterin besiegt ein großes Trauma.

Von Carsten Eberts

Maria Höfl-Riesch lief nicht rund, sie humpelte im Zielbereich. Schon nach ihrer Goldfahrt in der Super-Kombination hatte die Deutsche über Kniebeschwerden geklagt. Seitdem hatte die eisige Piste von Schladming mit den vielen, unvermittelten Schlägen wenig zur schnellen Genesung beigetragen.

So schlurfte Höfl-Riesch eher von Interview zu Interview, als dass sie ging. Glücklich, zufrieden - wenn auch nicht gerade leichtfüßig: Nach einer guten Fahrt landete sie bei der WM-Abfahrt auf Rang drei, holte damit nach Gold in der Super-Kombination ihre zweite Medaille.

"Ich bin super happy. Es ist toll, die zweite Medaille hier zu gewinnen. Ich habe einfach versucht, alles zu riskieren", sagte Höfl-Riesch später: "Aber ich habe auch ein bisschen Glück gehabt, die Vierte ist nur vier Hundertstel zurück. Ich habe aber auch schon Pech gehabt heuer. Es ist so wie erhofft, dass das Glück bei der WM zurückkommt." Mit ihrer zweiten Medaille gehört Höfl-Riesch nun endgültig zu den erfolgreichsten Athleten dieser Ski-WM.

Ganz vorne narrte eine Französin alle großen Favoriten. Denn die neue Weltmeisterin heißt nicht Anna Fenninger, auch nicht Lara Gut, Alice McKennis, Stacy Cook, Tina Maze oder Julia Mancuso. Sondern Marion Rolland. Als letzte Fahrerin der zweiten Startgruppe gelang Rolland eine exzellente Fahrt, sie verdrängte die Italienerin Nadia Fanchini, die lange überraschend geführt hatte, noch auf Platz zwei.

Rollands Geschichte ist kurios. Bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver stürzte sie bereits im Starthäuschen, kam nicht einmal bis zum ersten Tor, zog sich dabei auch noch einen Kreuzbandriss zu. In Frankreich, ihrer Heimat, gab es einigen Spott für Rolland, ungläubig ob ihres Missgeschicks. Die Frage, ob sie diesen Rückschlag im Kopf verarbeiten kann, wurde mehr als einmal gestellt.

Im Ziel von Schladming stieß die Französin diesmal einen Urschrei aus, der wohl noch oben am Start zu hören war. Nicht aus Schmerzen, sondern voller Erleichterung. Sie hatte tatsächlich Gold gewonnen. Rolland vor Fanchini vor Höfl-Riesch - auf dieses Podest hatte ganz sicher niemand gewettet.

Höfl-Riesch konnte mit ihrer Fahrt zufrieden sein. Bei den ersten Zwischenzeiten lag sie noch in Führung. Im Mittelteil jedoch, wo Rolland so stark fuhr, verlor auch die Deutsche viel Zeit; insbesondere vor dem "Poser-Sprung" ließ sie sich weit nach außen tragen. Dank einer sehr soliden Fahrt im unten Abschnitt hielt Höfl-Riesch den Rückstand aber in Grenzen.

Wie schwer die WM-Abfahrt ist, erlebte zunächst die Österreicherin Stefanie Moser. Im mittleren Streckenabschnitt, kurz nach dem "Schladming-S", schlitterte sie über eine Eisplatte, urplötzlich löste sich der rechte Ski, Moser krachte ungebremst ins lila Fangnetz. Sie blieb kurz liegen, richtete sich anschließend jedoch auf. Eine gebrochene Bindung hatte Schuld.

Gleich darauf erwischte es die Deutsche Veronique Hronek. Diesmal war es jedoch kein technischer Defekt, sondern ein Fahrfehler, ein unsauberer Geländeübergang: Hronek kam aus dem Gleichgewicht, segelte senkrecht über die Piste, wurde erst im Fangzaun gestoppt. "Ich wollte dem Netz ausweichen, aber dann ging alles zu schnell", sagte Hronek. Auch sie blieb unverletzt.

Eine abermals immense Enttäuschung erlebten die Österreicher. Das kleine WM-Gastgeberland hatte all seine Hoffnungen auf die Frauen gelegt, nachdem die Männer des Landes zuvor so vernichtend besiegt wurden. Doch auch am Sonntag wurde es nichts mit einer Medaille: Anna Fenninger, die zu den Favoritinnen zählte, kam nur auf Position elf ins Ziel. Beste Österreicherin wurde Anna Fischbacher - jedoch nur auf Rang acht.

Damit bleibt die stolze Ski-Nation weiter ohne Abfahrtssieg in dieser Saison.

Die weisesten Worte des Tages sprach einmal mehr Franz Beckenbauer, der ebenfalls unter den Zuschauern weilte. Seine schwarze Sonnenbrille passte nicht zur blauen Jacke, genauso wenig wie der graue Hut. Doch sei es drum.

Denn was der Fußballkaiser über seine gute Bekannte Maria Höfl-Riesch zu sagen hatte, entsprach ausnahmslos der Wahrheit: "Sie hat schon das Maximum erreicht. Mehr als Weltmeister kann man nicht werden."

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