Süddeutsche Zeitung

Ski-WM in Schladming:Kopfschütteln zum Auftakt

Die Ski-WM sollte ein rauschendes Fest werden - doch nach dem Sturz und der schweren Verletzung von Lindsey Vonn herrscht erst einmal Schock. Die Organisatoren haben das erste Rennen nicht verschoben. Ein Fehler.

Ein Kommentar von Michael Neudecker

Ein rauschendes Fest soll die Schladminger WM werden, rauschender als alles, was die alpine Welt bisher erlebt hat, 13 Tage feiern, das war der Plan. Und dann: Standen sie am Dienstag im Stadion und schüttelten den Kopf, Athleten, Trainer, Zuschauer. Am Dienstag fand das erste Rennen statt, der Super-G der Frauen, und die Organisatoren müssen nun hoffen, dass man sich später nicht an diese Veranstaltung erinnern wird als die WM, an der es 13 Tage lang Debatten gab.

Das Wetter war schlecht, der Nebel machte einen Start lange unmöglich, ehe kurz vor halb drei Uhr entschieden wurde, das Rennen starten zu lassen. Bald darauf stürzte Lindsey Vonn so schwer, dass sie mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden musste: Die WM hat schon am ersten Tag eines ihrer prominentesten Gesichter verloren.

Atle Skårdal ist der zuständige Renndirektor des Skiweltverbandes Fis, der 46-jährige Norweger ist ein besonnener Mann, keiner, der auf Spektakel aus ist. Es habe während des Rennens kein Problem mit der Sicht gegeben, sagte Skårdal, deshalb hätten er und seine Kollegen sich für den Rennstart entschieden.

Dass der Nebel am späten Nachmittag kurz verschwand, stimmt - weil aber die Pistenverhältnisse wegen der fortgeschrittenen Tageszeit und des zeitweise leichten Regens schlecht waren und die Konzentration der Athletinnen unter den ständigen Verschiebungen arg litt, müssen sich Skårdal und seine Kollegen Kritik gefallen lassen.

Zwar ist es ihrer Geduld zu verdanken, dass sie doch noch eine Siegerehrung abhalten konnten, aber der Preis war hoch. Schon nach acht Starterinnen wurde das Rennen erstmals unterbrochen, ein Streckenposten des Räumkommandos war gestürzt und musste wie später Vonn per Hubschrauber abtransportiert werden. Vonn erlitt eine komplexe Knieverletzung, für sie ist nicht nur diese WM, sondern wohl auch die gesamte Saison vorbei.

Wetterbedingte Verschiebungen sind im Skisport nicht ungewöhnlich - im Gegenteil. Bei der WM 2009 wurde die Abfahrt der Frauen von Sonntag auf Montag verschoben, bei der WM 2007 wurden der Super-G der Männer wie auch der Super-G der Frauen neu terminiert, beide fanden schließlich an einem Tag statt, und zweimal wurden in der WM-Geschichte Rennen gar abgesagt: 2009 fiel der Teamwettbewerb aus, 1993 hatte der Super-G der Männer keine Chance gegen den strömenden Regen.

Skårdal und seine Kollegen wissen das, auch deshalb wollten sie sicherstellen, dass die WM 2013 ihre erste Verschiebung nicht schon am ersten Tag erlebt. Darin aber lag der Fehler. Zwölf verbleibende Tage, darunter ein Ruhetag, sind genug Zeit, um ein Rennen nachzuholen.

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Quelle:
SZ vom 06.02.2013/jüsc
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