Süddeutsche Zeitung

Ski-WM in Schladming:"Da trennt sich die Spreu vom Weizen"

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Im ersten Durchgang des Riesenslaloms gelingt der Französin Tessa Worley ein formidabler Lauf, die Favoritinnen Anne Fenninger und Tina Maze liegen bereits weit zurück. Die deutschen Starterinnen Viktoria Rebensburg und Maria Höfl-Riesch haben kaum noch Chancen auf eine Medaille.

Viktoria Rebensburg nannte schon vor dem Rennen die Dinge, die passen müssten, damit sie zum ersten Mal eine Medaille bei einer alpinen Ski-WM würde gewinnen können - und die Antwort war auch recht knapp. "Alles", sagte sie, "an so einem Tag muss dann alles passen." Nach dem ersten Durchgang ist festzustellen: Es passte nicht besonders viel beim ersten Durchgang im Riesenslalom, sie liegt auf Platz elf, Kollegin Maria Höfl-Riesch belegt den 14. Rang.

Dass bei Viktoria Rebensburg derzeit alles würde passen müssen, um herausragende Ergebnisse zu erreichen, das hatten die Ergebnisse in dieser Saison nach ihrer Verletzung und der regelbedingten Materialumstellung gezeigt: Ein Mal hatte sie gesiegt, zwei weitere Male auf dem Podest gestanden - es hatte aber auch einen 15. Platz gegeben und zwei Rennen, bei denen sie die Ziellinie nicht erreicht hatte: "Es ist sicher nicht so wie vor ein paar Jahren, als ich im Riesenslalom sehr konstant war."

Bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver hatte Rebensburg die Goldmedaille gewonnen, vor einem Jahr zudem im Weltcup-Riesenslalom in Schladming gesiegt, weshalb sie nun bei der WM in dieser Disziplin durchaus als Favoritin galt. "Klar war es schön. Ich habe es sehr genossen, aber deshalb habe ich auch keinen Bonus beim Losfahren, sondern es geht von Null los", hatte sie gesagt.

Schwerer Fehler gleich zu Beginn

Als sie bei Null startete, da waren zwei andere Favoritinnen bereits nach unten gerauscht: Anna Fenninger aus Österreich hatte vor allem im steilen Schlussabschnitt Probleme und geht als Dritte in den zweiten Durchgang. Dann kam Tina Maze, die in diesem Winter vier von sieben Rennen gewonnen hatte und nur von Fenninger, Rebensburg und der nun verletzten Lindsey Vonn besiegt worden war. Doch bereits zu Beginn des Rennens unterlief der Slowenin ein schwerer Fehler, sie kam mit mehr als einer Sekunde Rückstand ins Ziel und liegt nun auf Platz vier.

Viktoria Rebensburg absolvierte dann einen vorsichtigen Lauf und brauchte mehr als zwei Sekunden länger als die Siegerin des ersten Laufes. "Es ist ein sehr schwerer Hang, ich habe unten einen Fehler gemacht, was sehr viel Zeit gekostet hat", sagte sie nach dem Lauf, "aber man sieht, dass da im zweiten Durchgang noch was möglich ist. Deshalb wird nicht aufgegeben."

Spätestens nach dem Lauf von Rebensburg war klar: Der Französin Tessa Worley, als Erste gestartet, war eine herausragende Leistung gelungen. Sie stand im Zielraum und blickte nach oben, wie die anderen Läuferinnen vor allem im steilen Zielhang viel Zeit verloren. Lara Gut, Michaela Kirchgasser, Elisabeth Görgl: Sie alle fielen weit zurück.

"Ich hatte keine Ahnung, wie schnell das war", sagte Worley danach, "aber anscheinend war es doch ziemlich gut. Aber ich habe noch nicht erreicht und nichts gewonnen - ich brauche noch einen starken zweiten Lauf."

Deutsches Lager schon jetzt zufrieden

Auch Maria Höfl-Riesch war nicht in der Lage, an die Zeit von Worley heranzufahren. "Es war extrem schwer zu fahren, es gab viele kleine Wellen - da sind nur sehr wenige damit zurecht gekommen", sagte Höfl-Riesch, "es hat sich ganz klar die Spreu vom Weizen getrennt - leider ist keine von uns dabei."

Worley führt mit 0,52 Sekunden Vorsprung vor Kathrin Zettel und 0,87 Sekunden vor Anna Fenninger. "Viel ist da nicht mehr drin bei diesem Rückstand", sagte Maria Höfl-Riesch. Es müsste nun schon alles passen, damit eine deutsche Fahrerin noch eine Medaille erreichen kann.

Im deutschen Lager war man bereits vor dem Beginn der technischen Disziplinen Slalom und Riesenslalom recht zufrieden mit dem Abschneiden der Mannschaft. Durch Bronze im Teamwettbewerb hat der Deutsche Skiverband (DSV) in der Steiermark schon kurz nach der Titelkampf-Halbzeit sein Ziel von drei Medaillen erreicht.

"Wir haben gezeigt, dass wir zu den besten Nationen gehören. Das war unser Ziel", sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier, "ohne dass ich jetzt weiter Druck auf das Team aufbauen möchte, kann ich sagen, dass wir uns bestens präsentiert haben." Die Athleten könnten nun locker antreten und versuchen, gute Platzierungen zu erreichen.

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