Ski-WM in Garmisch:Achtung! Innenskifehler!

Wer bei der Ski-WM mitreden will, sollte ein paar Geschichten kennen: von unnützen Reporterfloskeln über afghanische Städte bis hin zu romantischen Familienbergen.

Carsten Eberts

10 Bilder

Maria Epple

Quelle: dpa

1 / 10

Wer bei der Ski-WM mitreden will, sollte ein paar Geschichten kennen: von unnützen Reporterfloskeln über afghanische Städte bis hin zu romantischen Familienbergen.

1978 als Maßstab

Die letzte alpine Ski-WM in Deutschland fand 1978 statt - und als gäbe es keine anderen Austragungsorte, traf sich die Alpin-Elite bereits damals in Garmisch-Partenkirchen. An der Erfolgsbilanz von 1978 können sich Maria Riesch, Felix Neureuther und Co. durchaus messen lassen: Fünf Medaillen holten die deutsche Fahrer damals, Höhepunkte waren Gold von Maria Epple (im Bild) im Riesenslalom sowie die Silbermedaillen ihrer Schwester Irene, von Michael Veith (beide Abfahrt), Sepp Ferstl (Kombination) und Pamela Behr (Slalom). So viel Edelmetall dürften es in diesem Jahr kaum werden.

-

Quelle: AP

2 / 10

Die WM und das Wetter

Am Dienstagmorgen ist das Wetter in Garmisch herrlich: strahlender Sonnenschein, knackige acht Grad, feste Schneedecke (im Bild). Das ist höchst erfreulich, denn auf Schneesicherheit konnten sich die WM-Veranstalter nicht immer verlassen. So beispielsweise 1993 im japanischen Morioka, als mehrere Wettbewerbe verschoben werden mussten, der Super-G der Männer sogar ersatzlos gestrichen wurde. Die WM 1995 in der Sierra Nevada wurde wegen Schneemangels gar ganz abgesagt. Es fand sich dennoch ein Ersatztermin: genau ein Jahr später.

Neue Kandahar-Abfahrt in Garmisch eröffnet

Quelle: dpa

3 / 10

Afghanistan in Garmisch

Herrlich unbayrisch kommt der Name der bekanntesten WM-Piste daher. Und tatsächlich: Die "Kandahar" ist nach der bekannten afghanischen Stadt benannt. Ein gewisser Feldmarschall Frederick Roberts hatte 1879 einen Marsch auf die Stadt gestartet und dort eine britische Einheit gerettet. Auf Bitten des britischen Ski-Pioniers Arnold Lunn stiftete Roberts später den Pokal für ein Abfahrtsrennen. Die Rennen fanden zunächst in der Schweiz statt, später in Österreich, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch Garmisch-Partenkirchen in den Kreis aufgenommen. Für die WM wurde die "Kandahar" neu gestaltet: Es gibt nun eine "alte Kandahar", auf der hauptsächlich die Frauen fahren, und eine "neue Kandahar" (im Bild).

Ski alpin Weltcup Super-Kombination Damen - Maria Riesch

Quelle: dpa

4 / 10

Der Freie Fall

Muss es eigentlich immer noch steiler, gefährlicher und waghalsiger sein? Die Antwort bei der Ski-WM: aber natürlich. Mit dem "Freien Fall" auf der "neuen Kandahar" haben die Garmischer Pistenbauer die steilste Stelle im Weltcup-Zirkus geschaffen. Ein Sprung, kurz vor dem Ziel, mit mehr als 90 Grad Gefälle, damit sogar steiler als die "Mausefalle" auf der Streif in Kitzbühel, die auf 85 Prozent Gefälle kommt. Die Verantwortlichen versprechen zwar absolute Sicherheit, da die Athleten den Abgrund im Sprung nehmen. Wie viel jedoch auf anspruchsvollen Pisten geschehen kann, wurde im WM-Winter bislang nur allzu deutlich.

MEN'S SUPER-G IN HINTERSTODER

Quelle: dpa

5 / 10

Die jüngste Disziplin

Der Name Super-G ist höchst irreführend, steht er doch für "Super Giant Slalom", angelehnt an den Riesenslalom. In der Realität ist die Disziplin jedoch viel näher an der Abfahrt (im Bild der Schweizer Didier Cuche), wenn auch technisch anspruchsvoller und langsamer zu fahren. Der Super-G ist die mit Abstand jüngste aller WM-Einzeldisziplinen: 1987 im schweizerischen Crans-Montana wurde der Wettbewerb erstmals mit WM-Medaillen prämiert. Abfahrt, Slalom (beide seit der 1. alpinen Ski-WM 1931 in Mürren, Schweiz), die Kombination (mit Unterbrechungen und unterschiedlichen Modi seit 1932 im italienischen Cortina d'Ampezzo) und Riesenslalom (seit 1950 in Aspen, Colorado) sind dagegen richtig alte Hasen.

Hilde Gerg vor Rücktritt

Quelle: dpa/dpaweb

6 / 10

Der Team-Wettbewerb

Ski alpin ist ein Sport für Individualisten, die sich alleine die Piste heruntermühen. Was zum Teufel ist da der Mannschaftswettbewerb? Der hat es auch bei der WM 2011 ins Programm geschafft - und verdient deshalb gesonderte Erwähnung. Der Teamwettbewerb wird im K.-o.-System ausgetragen, jede Nation darf maximal sechs Athleten nominieren, zwei Fahrer treten im Parallel-Riesenslalom gegeneinander ab. Wer seinen Lauf gewinnt, erhält einen Punkt für sein Land, bei Punktgleichstand entscheidet die schnellere Laufzeit. Die Premiere 2005 im italienischen Bormio konnte das deutsche Team gewinnen (unter anderem dank Hilde Gerg, im Bild), zwei Jahre später in Schweden wurde es Siebter. 2009 in Val-d'Isère wurde kein Team-Weltmeister gekürt: Wegen schlechten Wetters wurde der Wettbewerb abgesagt.

Germany's Neureuther reacts after winning the Alpine Skiing World Cup slalom race on the famous 'Ganslernhang' in Kitzbuehel

Quelle: REUTERS

7 / 10

Der Familienberg

Wenn Hunde lange bei einer Familie leben, werden sie schon mal als Familienmitglieder bezeichnet. Daran hat man sich gewöhnt. Aber ein Berg? Im Falle der Familie Neureuther kam es zu dieser fragwürdigen Adoption. Wenn immer dieser Tage vom Gudiberg in Garmisch-Partenkirchen die Rede ist, fällt stets das Wort "Familienberg". Christian Neureuther gewann hier 1974 den Weltcup, sein Sohn Felix (im Bild) tat es ihm 36 Jahre später gleich. Da wäre doch der Gipfel der Heimeligkeit, könnte Felix tatsächlich am Familienberg Weltmeister werden. Besser, als wenn er seinem Vater in einem anderen Punkt nacheifert: Wegen seines großen fahrerischen Geschicks wurde der zeitweise nur "Sturzreuther" genannt.

Olympia Turin - Ski alpin Super G - Aamodt wird gefeiert

Quelle: dpa/dpaweb

8 / 10

Der Erfolgreichste

Was die Kür des erfolgreichsten WM-Starters der Männer angeht, hat der Norweger Kjetil André Aamodt einen klaren Wettbewerbsvorteil: 14 Jahre lang trat er bei Weltmeisterschaften an, von 1991 bis 2005, so lange wie kaum ein anderer. Das brachte ihm insgesamt zwölf WM-Medaillen ein (fünf Gold, vier Silber, drei Bronze), eine mehr als dem Luxemburger Marc Girardelli und dem Norweger Lasse Kjus (je elf). Erst 2007 trat der große Norweger ab - und mit ihm einer der wohlklingendsten Namen im Ski-Zirkus. Bei den Frauen führt hingegen eine Deutsche die Liste an, wenn auch mit weniger klangvollem Namen.

Christl Kranz-Borchers wird 90 Jahre

Quelle: dpa

9 / 10

Die Erfolgreichste

Es ist Christl Cranz, die erfolgreichste WM-Frau aller Zeiten. Cranz erfuhr ihre Erfolge bereits in den dreißiger Jahren, begnügte sich dabei sogar mit zwei verschiedenen Medaillen: zwölfmal Gold und dreimal Silber. An ihre 15 WM-Medaillen kam bislang niemand heran, nicht die Schwedin Anja Pärson (elf), auch nicht die Deutsche Lisa Resch (acht). Cranz errang sogar noch zwei weitere WM-Titel, die Titelkämpfe 1941 in Cortina d'Ampezzo wurden später jedoch nicht anerkannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet Cranz für mehrere Monate in Gefangenschaft, gründete später eine Skischule, lebte zurückgezogen. Die Heim-WM 2011 in Garmisch erlebt Cranz nicht mehr mit: Sie starb im Herbst 2004 im Alter von 90 Jahren in Oberstaufen-Steibis.

Ski alpin - Riesenslalom Weltcup Zwiesel - Riesch

Quelle: dpa

10 / 10

Achtung, Innenskifehler!

Was beim Fußball herrlich leicht fällt, ist beim Ski-Alpin denkbar schwer: mitreden, mit Floskeln parieren, den Gegenüber mit Fachvokabular beeindrucken. Das Podium heißt natürlich "Stockerl", der Riesenslalom heißt in Österreich "Riesentorlauf", auch den alten Fauxpas von BR-Legende Heinz Maegerlein ("Tausende standen an den Hängen und Pisten") haben die meisten noch parat. Wer klug daherreden will, sollte zumindest wissen, was der sogenannte Innenskifehler ist. Fährt ein Skifahrer in eine Rechtskurve (wie im Bild Maria Riesch), muss er den linken Ski belasten (Außenski). Der Innenski jedoch, der dem Tor am nächsten ist, muss leicht gleiten. Sonst verliert der Fahrer das Gleichgewicht - und schon ist er da: der Innenskifehler. Pflichtsatz für alle Kommentatoren: "Uuuhh, da verkantet der Innenski. Das kostet viiieeeel Zeit."

© sueddeutsche.de/ebc
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: