Ski-WM: Abfahrt der Frauen:Maria, die Auferstandene

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Nur zwei Tage nach der verpatzten Kombination holt Maria Riesch überraschend Bronze in der Abfahrt. Auch Lindsey Vonn ist diesmal bester Laune und gewinnt eine Medaille - hinter einer nahezu unschlagbaren Frau aus Österreich.

Carsten Eberts

Es gehe ihr besser, sagte Maria Riesch, viel besser sogar. Sie habe ordentlich geschlafen, viel Flüssigkeit getrunken - im Grunde alles getan, um innerhalb von zwei kurzen Tagen wieder fit zu werden.

Jubel nach dem Abfahrtslauf: Maria Riesch holt die Bronzemedaille (Foto: dapd)

Kein Vergleich also zum kümmerlichen Häufchen Elend, das sich in der Super-Kombination den Hang hinab gequält hatte, das hustete wie ein kasachischer Kohleminenarbeiter und im Ziel so erschöpft niedersank, dass jeder dachte: "Wäre sie doch besser im Bett geblieben."

Diesmal wollte Maria Riesch Optimismus versprühen. Bis kurz vor ihrem Start gab sie noch Autogramme, lächelte umher, hustete kaum noch. Das gehörige "Frustpotential", das Alpin-Direktor Wolfgang Maier am Samstag noch im deutschen Lager ausgemacht hatte, sollte an diesem Sonntag weggesperrt werden. Das deutsche Ein-Frau-Team wollte angreifen.

Als Riesch mit Startnummer 17 ins Rennen ging, da hatte gerade eine andere Fahrerin eine fulminante Zeit hingelegt. Die Österreicherin Elisabeth Görgl, bereits Weltmeisterin im Super-G, nahm der bis dahin führenden Schweizerin Dominique Gisin fast eine Sekunde ab.

Görgl selbst bekundete anschließend glaubhaft, wie überrascht sie von ihrer Leistung war. "Ich hatte eigentlich schlecht geschlafen und habe damit echt nicht gerechnet", sagte Görgl. Sie könnte derzeit wohl auch mit Kinderski starten, den Helm falschrum aufsetzen oder sich um die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei Wetten Dass...? bewerben - es würde ihr wohl gelingen.

Dann kam Maria Riesch. Gleich beim ersten Sprung gelang ihr ein Riesensatz, sie fand eine sehr gute Linie im Steilhang, kratzte im oberen Abschnitt an den Zwischenzeiten von Görgl. Am Ende waren es sechs Zehntel Rückstand auf die derzeit rasanteste aller Skifrauen. "Ich wusste, dass die Leute eine Medaille von mir erwarten", sagte Riesch, "aber mit der Vorgeschichte habe ich nicht mehr daran geglaubt."

Ski-WM: Abfahrt
:Rieschs Medaille nach der Malaise

WM-Bronzemedaille Nummer zwei: Maria Riesch erreicht nach böser Erkältung den dritten Platz in der Abfahrt. Der Sieg geht an eine unausgeschlafene Österreicherin. Die Bilder.

Wie gut Görgl und Riesch gefahren waren, zeigt der Blick auf diejenigen, die hinter ihnen blieben: Die Schweizerin Lara Gut war langsamer, die Schwedin Anja Pärson verlor im Schlussabschnitt erstaunlich viel Zeit, Julia Mancuso und Kombinations-Weltmeisterin Anna Fenninger ebenfalls.

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WM-Bronzemedaille Nummer zwei: Maria Riesch erreicht nach böser Erkältung den dritten Platz in der Abfahrt. Der Sieg geht an eine unausgeschlafene Österreicherin. Die Bilder.

Dass es am Ende Bronze statt Silber wurde, lag an der zweiten Auferstehung des Tages. Die Amerikanerin Lindsey Vonn, die sich durch ihre seltsam-dramatische Pistenschelte und den Slalomverzicht in der Kombination zur zwischenzeitlichen WM-Unsympathin aufgeschwungen hatte, präsentierte sich ebenfalls bestens erholt.

Görgl konnte auch sie nicht bezwingen, an Riesch schlüpfte sie jedoch mit einem Hauch von 16 Hundertstel noch vorbei. "Ich bin sehr, sehr zufrieden und stolz, dass ich überhaupt fahren konnte", sagte Vonn, "das habe ich heute nicht von mir erwartet. Elisabeth Görgl ist einfach unglaublich gefahren."

Maria Riesch sah das ähnlich. Sie zitterte wieder einmal in der Box der drei Führenden, überstand noch den letzten Angriff der Slowenin Tina Maze und hatte am Ende die Gewissheit: Platz drei, zum zweiten Mal WM-Bronze, trotz Erkältung und schwerer Beine.

"Ich bin der glücklichste Mensch überhaupt", sagte Riesch im Zielbereich, bevor sie die ersten Glückwünsche entgegen nahm. Dann hustete sie - jedoch nur ganz kurz.

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