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Ski mit Bindung:Komplettangebote sind Standard

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Schwergewichtigere Skifahrer: Bei Set-Lösungen auf ausreichenden Z-Wert der Bindung achten

Vor 20 Jahren musste man sich beim Skikauf noch Gedanken über die Wahl, die Funktionalität und Sicherheit einer Bindung machen. In den Geschäften gab es meterlange Ausstellungsflächen mit allem, was der - damals sehr vielseitige - Markt anbot. Ski und Bindung wurden separat nach Anspruch, Können und Geldbeutel ausgesucht. Inzwischen bieten die Skiproduzenten fast ausschließlich "Sets" an, die Bindung ist fix dabei und im Preis enthalten, die individuelle Wahl einer Bindungsmarke ist durch die vollzogenen Firmen-Kooperationen bzw. Hochzeiten von Bindungsherstellern wie Marker (Völkl), Tyrolia (Head) oder Look (Rossignol) zur Ausnahme geworden. Die in den Ski integrierten intelligenten Bindungssysteme einiger Hersteller wie Völkl, Elan oder Salomon schließen ein Abschweifen des Kunden freilich aus. Eigenständige Bindungsproduzenten mit hochwertigen Produkten wie "Fritschi" oder "Vist" sind zum Edel-Nischenprodukt für echte Individualisten geworden.

Für den Skikäufer ist mit den Sets sicher manches einfacher geworden. Die Qual der Wahl fällt weg, die Setbindungen sind allesamt farblich auf das Skimodell abgestimmt und passen auch in ihren sicherheitstechnischen Eigenschaften dazu. Ein reinrassiger Rennski, der ständig an die Geschwindigkeitsgrenze gebracht wird, stellt andere Belastungsanforderungen an eine Bindung und braucht eine dementsprechend stärker ausgestattete als ein gemütlicher Allroundski, der mit mittlerem Tempo gefahren wird. Hinzu kommt: Standerhöhungen und Platten sind bei den Ski-Bindungs-Systemen auch bereits je nach Notwendigkeit integriert. Da fällt der Kauf leicht.

Das Befassen mit und Kenntnisse über Bindungen und deren Wartung sind beim Käufer durch diese Marktentwicklung eher zweitrangig geworden. Dabei gibt es einiges, was man beachten sollte: Bindungen werden gemessen an den allgemein gültigen DIN-Normen, den sogenannten "Z-Werten" zum Einstellen der Auslösekraft, erkennbar an der kleinen Skala auf den Backen, was im Sportgeschäft sachgerecht ermittelt wird. Der Z-Wert errechnet sich aus dem Körpergewicht, dem Fahrkönnen und der Schuhgröße (Hebelwirkung). Kommt es beim Sturz zur Überbelastung, löst die Bindung aus. Überwiegend verfügen Set-Bindungen über eine Skala bis 12.

Der Bindungseinstell-Wert sollte nie am untersten oder obersten Skalenwert anschlagen und unbedingt mindestens zwei Strich zum Höchst- oder Niedrigstwert Toleranz haben. Die Feder im Bindungs-Inneren darf nicht vollkommen zusammengepresst sein, soll der Auslösemechanismus optimal funktionieren. Hier heißt es aufpassen bei etwas schwergewichtigen und/oder sportlich-schnellen Skifahrern, die einen ermittelten Z-Wert von über zehn haben. Sie sollten sich beim Fachhändler genau erkundigen, ob die Set-Bindung für sie ausreicht. Eventuelle Mehrkosten eines passenden Bindungsmodells sollte man zugunsten der Sicherheit nicht scheuen.

Auch ist wichtig, die Bindung jährlich vor der Ski-Saison von einem Fachmann überprüfen und neu justieren zu lassen. Eine Untersuchung des Herstellers Atomic ergab, dass Fehlauslösungen lediglich bei einem Prozent aller Skiunfälle die Folge eines Materialfehlers sind. 34 Prozent waren auf falschen Anpressdruck zurückzuführen, 36 Prozent gar durch mangelhafte Wartung entstanden, bei 29 Prozent war die Bindung nicht richtig geschlossen. Umgerechnet war nur jeder zehnte Skifahrer mit einer komplett korrekten Bindung unterwegs.

Atomic bringt nun in dieser Saison eine elektronische Bindung auf den Markt, die mit Sensoren und Micro-Prozessoren auf alle Geschehnisse reagiert und wie ein Bordcomputer laufend einen Systemcheck durchführt, um eben Fehlerquellen wie falschen Anpressdruck etc. zu vermeiden. Mit 1000 Euro der "Maybach" unter den Bindungen. Aber auch die Entwicklungsabteilungen der anderen Bindungshersteller arbeiten mit Hochdruck an völlig neuen Systemen wie Ganz- oder Teilelektronik, bindungsfreien, elektromagnetischen Verbindungen von Schuh und Ski, aber auch über integrierten GPS-Chip-Systemen wird getüftelt - was das Ende jeden Skidiebstahls bedeuten könnte.

Innovationen und Visionen, die das Ski-Stiefkind Bindung wieder mehr in den Mittelpunkt des Skifahrer-Interesses rücken dürften.

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Elisabeth Braun
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