Platz acht für Skifahrerin Lena Dürr im WM-Slalom:Den Deutschen bleibt noch eine Chance

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Angeschlagen und enttäuscht: Lena Dürr wird in Saalbach-Hinterglemm Achte im WM-Slalom (Foto: Barbara Gindl/dpa)

Die 33-Jährige vergibt in Saalbach bereits im ersten Durchgang alle Medaillenchancen und wird am Ende Achte. So kann nur noch Linus Straßer die erste medaillenlose Alpin-WM seit 2007 für die Deutschen verhindern.

Von Korbinian Eisenberger, Saalbach-Hinterglemm

Gegen Skifahrer aus der Schweiz ist in diesem Winter keine Kräuterkraft von dieser Welt gewachsen. Das musste auch eine der Besten der bisherigen Saison feststellen: Lena Dürr vom SV Germering hatte es zur Stärkung der Abwehrkräfte mit selbstgemachten Ingwer-Shots versucht, dieser krautigen Wurzel, die unterirdisch wächst - die am Samstag aber nicht jene überirdischen Kräfte freisetzte, die Lena Dürr für höhere Weihen benötigt hätte.

So wird die Luft mit Blick auf die erste deutsche Medaille bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Saalbach langsam aber sicher dünn, um nicht zu sagen dürr. Den Slalom der Frauen hatten sie, wenig überraschend, beim Deutschen Skiverband (DSV) als eine der aussichtsreichsten Chancen für einen Stockerlplatz identifiziert.  Emma Aicher, in den Weltcup-Slaloms in diesem Winter dreimal unter den besten Zehn platziert, in der WM-Abfahrt zuletzt gar fulminant als Sechste unterwegs, sowie Teamkollegin Jessica Hilzinger verpassten am Samstag allerdings die Qualifikation für Durchgang zwei.

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Vor Kurzem machte Linus Straßer noch mit Vorwürfen gegen den eigenen Trainer Schlagzeilen. Der Disput ist ausgeräumt, Deutschlands bester Slalomfahrer fühlt sich gut - und hat einen Spezialauftrag: Er soll den DSV vor dem WM-Fiasko bewahren.

Von Korbinian Eisenberger

Und Dürr, vor zwei Jahren in Méribel noch umjubelte WM-Dritte, in diesem Winter schon einmal Zweite und zweimal Dritte im Weltcup: Sie wurde am Ende Tagesachte - und musste der überlegenden Schweizerin Camille Rast zum Weltmeistertitel gratulieren. Zweite wurde Wendy Holdener (0,46 Sekunden zurück), ebenso aus dem Team Schweiz, das inzwischen zwölf Medaillen geholt hat. Bronze ging an die Österreicherin Katharina Liensberger (1,32), die zwei beziehungsweise vier Hundertstelsekunden vor den US-Amerikanerinnen Paula Moltzan und Mikaela Shiffrin landete.

Die DSV-Athleten lieferten in Saalbach zum Teil gute Ergebnisse - und verfehlten doch ihr großes Ziel

Im Zielgetümmel nahm Dürr den achten Platz hin, was blieb ihr auch anderes übrig. Sie sei gesundheitlich angeschlagen gewesen, trotz Ingwer-Shots, das solle aber keine Ausrede sein: „Heute bin ich nicht so zurechtgekommen“, erklärte sie nach dem Rennen. „Ich habe versucht alles rauszuholen, aber wenn man nicht zwei sehr gute Läufe trifft, ist das Niveau derzeit zu hoch, um da mitspielen zu können.“ Allein im ersten Lauf hatte sich die 33-Jährige rund eine Sekunde auf Rang drei und fast zwei Sekunden auf die Halbzeitführende Rast eingehandelt; im zweiten Lauf reichte die Kraft dann nur noch, um Rang acht zu verteidigen.

Am Sonntag beim Slalom der Männer werden die letzten drei Medaillen dieser Ski-WM vergeben. Linus Straßer geht für den DSV an den Start und kann verhindern, dass die deutsche Auswahl erstmals seit Are 2007 ohne Podestplatz bleibt. DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier zog bereits vor dem Finale am Sonntag ein erstes Fazit, recht schonungslos, wie man ihn kennt. „Unsere Zielsetzung, die wir hatten, dass wir hier um die Medaillen fahren, die haben wir verfehlt“, sagte er. „Fakt ist aber auch, dass wir schon auch sehr gute Ergebnisse geliefert haben“, fand der Alpin-Chef. „Speziell mit der Emma.“

Und so bleibt ein verstohlener Blick zum Schweizer Haus, wo sie mit dem Medaillenzählen gar nicht mehr hinterherkommen. Marco Odermatt hatte hier zu Beginn der WM erklärt, dass die Nachwuchsarbeit in der Schweiz der Hauptgrund sei, dass die Schweizer Skigilde Nationen wie Deutschland in der Spitze und Breite so weit enteilt sei. Man muss dazu sagen, dass die Schweizer auch deutlich mehr Schnee, Berge und überhaupt gewachsene Alpinstrukturen haben, was helfen dürfte, um junge Leute zum Skifahren zu motivieren. Und so müssen sie im DSV-Lager neidlos - oder neidvoll - anerkennen: Auch bei dieser WM hat die Schweizer Kräutermischung sämtliche Ingwer-Shots entzaubert.

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