Ski alpin:"Super happy": Slalom-Kronzprinz Straßer trotzt Verletzung

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Linus Straßer fuhr in Zagreb im ersten Durchgang überraschend auf Rang drei. Foto: Giovanni Auletta/AP/dpa (Foto: dpa)

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Zagreb (dpa) - Linus Straßer grinste breit, auch wenn er den Daumen seiner verletzten rechten Hand nicht nach oben strecken konnte. Ein famoser erster Lauf im Slalom von Zagreb und ein siebter Rang ließen den gelösten Skirennfahrer sein Handicap praktisch vergessen.

Die Spezialschiene am Gelenk schien den 27-Jährigen kaum zu stören. "Ich bin super, super happy", sagte der Münchner nach seinem famosen Comeback-Rennen, als er sich am Fuße des Bärenberges in Kroatien die Glückwünsche von Ski-Rentner Felix Neureuther abholte. "Er hat es so gut gemacht", lobte der Routinier, "ey, top, ohne Schmarrn".

Mit seinem Wechsel vom Rennfahrer zum ARD-Experten hatte Neureuther im deutschen Slalomteam im Sommer eine Lücke aufgerissen - die könnte nun just Straßer schließen. "Wenn er diese Entwicklung fortsetzt, kriegen wir einen Top-Fünf-Fahrer", prognostizierte Alpinchef Wolfgang Maier im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Dass Straßer schnell Skifahren kann, das zeigte er seit Jahren im Training, wenn er regelmäßig Teamkollegen inklusive Neureuther abhängte. Nur in den Rennen klappte das nur ganz selten. "Der Linus hatte immer das Problem mit einer extrem hohen Erwartung an sich selbst", berichtete Maier. Im vorigen Winter etwa schaffte es der Athlet vom TSV 1860 München nur in einem von insgesamt neun Torläufen in den zweiten Lauf. In dieser Saison ging er bei zwei Slaloms an den Start und sorgte mit den Rängen acht im finnischen Levi und sieben nun in Zagreb für Furore und Aufatmen im Deutschen Skiverband (DSV).

"Ich will den nächsten Schritt machen", kündigte Straßer an. Als DSV-Kronprinz schaffte er den Durchbruch lange nicht, wohl unbewusst auch wegen Neureuther: Straßer kopierte die Fahrweise des deutschen Weltcup-Rekordsiegers statt sich auf seine Stärken zu fokussieren. "Jetzt fährt er den eigenen Stil", lobte Maier und meinte, wenn Straßer dranbleibe, "wird er sich in der Weltspitze etablieren".

In Parallel-Events ist Straßer bereits einer der Besten und hat einen Weltcupsieg sowie zwei weitere Podestplätze aufzuweisen. Mit seiner Explosivität will er nun auch im Spezialslalom die Elite attackieren. "Es führt kein Weg dran vorbei an der Art und Weise, wie ich es mache. Ich muss ans Limit gehen", stellte er am Sonntag klar.

In Zagreb raste Straßer mit der relativ hohen Startnummer 31 auf einen famosen dritten Rang im ersten Lauf, im Finish dann fiel er wegen ein paar Fehlern noch zurück. Angesichts seiner jüngsten Verletzungsgeschichte ist das dennoch aller Ehren wert: Anfang Dezember brach er sich im Training das Kahnbein, die Ärzte gingen von einer Zwangspause bis Ende Januar aus. "Da ist für mich kurz eine Welt zusammengebrochen", erzählte er mit Blick auf die Januar-Slaloms in Zagreb, Madonna, Adelboden, Wengen, Kitzbühel und Schladming.

Dann ging doch alles viel schneller; trotz nur zwei Trainingstagen in Südtirol wagte er den Start in Zagreb. "Das zeigt sein Potenzial", betonte DSV-Vorstand Maier und lobte auch die Orthopädietechniker, die Straßer einen idealen Rennschutz für die Hand gebastelt haben. Mit dem will er beim Nachtslalom in Madonna di Campiglio schon am Mittwoch (17.45 Uhr/Eurosport und sportschau.de) wieder angreifen.

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