Ski alpin:Sieg mit Startnummer Eins

Alpine Skiing: 2018 Lake Louise Audi FIS Ski World Cup

Start in die Saison: Vor dem beeindruckenden Panorama von Lake Louise gewann der Österreicher Max Franz die erste Abfahrt.

(Foto: Eric Bolte/USA TODAY Sports)

Der Österreicher Max Franz gewinnt die erste Weltcup-Abfahrt der Saison und deutet an, dass er mehr als nur ein ewiges Talent ist. Thomas Dreßen wird Siebter und ist zufrieden.

Von Felix Haselsteiner

Ein unsicherer, kritischer Seufzer entfuhr dem Österreicher Max Franz im Zielraum der Strecke von Lake Louise, bevor er seine Ski abschnallte. 1:46:18 stand da nun als Laufzeit auf der Leinwand, doch ob das gut war oder vielleicht sogar sehr gut, ob es für ein Ergebnis in den Top Ten oder eines auf dem Podest reichen würde, das wusste zu diesem Zeitpunkt keiner, auch nicht der Rennläufer selbst. Mit Startnummer Eins unterwegs fehlte jeglicher Vergleich, Franz wusste lediglich, dass er auf dem technisch anspruchsvollen Kurs im kanadischen Bundesstaat Alberta eine recht solide Fahrt hingelegt hatte. So dauerte es ab da noch eine gute Stunde bis feststand, dass der Sieger der ersten Abfahrt der Saison tatsächlich Max Franz heißen würde.

Als erster Rennläufer in ein Abfahrtsrennen zu starten, ist eine unbeliebte Aufgabe unter den Fahrern. Im Idealfall schaut man sich vor dem Start die Läufe der Konkurrenten noch auf dem Fernseher an, spricht mit den Trainern an der Strecke über Funk und findet so heraus, in welchen Kurven sich noch ein paar Hundertstelsekunden verstecken, welcher Sprung vielleicht doch etwas weiter geht oder wo man den Schwung früher ansetzen muss. Max Franz jedoch nutzte die zwei Vorteile, die die Startnummer Eins bietet: Taktik kann man getrost über den Haufen werfen. Und: Die Piste ist in perfektem Zustand.

Dreßen wird Fünfter und erfüllt die WM-Norm

Mit einer herausragenden Fahrt - wie sich herausstellen sollte, der einzigen wirklich fehlerfreien - gewann Max Franz, 29, aus Klagenfurt in Kärnten, die erste Saison-Abfahrt vor den Italienern Christof Innerhofer und Dominik Paris. Es war Franz' zweiter Weltcupsieg in seiner Karriere und ein für viele längst überfälliger. Seit 2012 fährt Franz im A-Kader des österreichischen Skiteams und ziemlich genau so lange gilt er als großes Talent, aber eben auch als jemand, der sich schwer tut, Abfahrtsstrecken von oben bis unten fehlerfrei zu bewältigen. 2016 in Gröden, nach vier Jahren voller enttäuschter hoher Erwartungen holte er seinen ersten Sieg, im selben Winter gewann er bei der Weltmeisterschaft die Bronzemedaille.

Kurz sah es damals so aus, als würde der berühmte Knoten bei Franz nun geplatzt sein, doch auf eine gute Saison 2016/17 folgte eine schwache im vergangenen Winter, geprägt von Pech - zum Beispiel einer Magen-Darm-Erkrankung vor dem Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel - und von einer enttäuschenden Olympia-Abfahrt (Rang 11). Jenes Rennen in Pyeongchang sorgte nicht nur bei Franz, sondern im gesamten österreichischen Team für Aufruhr, zu weit weg war man von den Spitzenpositionen. Der Fokus lag den Sommer über auch deshalb auf den Speed-Disziplinen. Das Ergebnis in Lake Louise mit Franz' Sieg habe nun gezeigt, dass man im ÖSV im Sommer "viel richtig gemacht" habe, wie der Sieger nach dem Rennen berichtete.

Auch für den Deutschen Skiverband ließen sich aus dem ersten Speedbewerb Erkenntnisse gewinnen, etwa, dass Thomas Dreßen nach wie vor zur absoluten Weltspitze gehört. 78 Hundertstelsekunden fehlten ihm am Ende zur Bestzeit - Rang sieben. "Für mich war es wichtig zu sehen, ob ich wieder in Form bin - und ich glaube, das kann man schon sagen. Darauf lässt sich aufbauen", sagte Dreßen, der mit der Platzierung auf Anhieb die Norm für die Weltmeisterschaft im Februar erfüllte. Schwächen zeigten hingegen überraschenderweise die favorisierten Norweger. Sowohl Aksel Lund Svindal (8.) als auch Kjetil Jansrud (13.) hielten einigen Abstand zum Podest in der kanadischen Sonne, auf dem sich Max Franz sichtlich wohl fühlte: "Lake Louise ist ein geiles Rennen, hier taugt es mir einfach und hier wollte ich schon immer ganz oben stehen." Ziel erreicht.

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