Süddeutsche Zeitung

Ski alpin:Luitz kugelt sich die Schulter aus, Hirscher deklassiert die Konkurrenz

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Wenn der Helikopter über einer Skipiste kreist, ist das immer ein schlechtes Zeichen. Und so war es auch in Adelboden, als der Hubschrauber aufstieg, um Stefan Luitz ins Krankenhaus zu bringen. Der wegen der Aberkennung seines bislang einzigen Weltcupsieges im Zuge der Sauerstoff-Affäre ohnehin arg gebeutelte Allgäuer hatte sich beim Riesenslalom auf dem völlig vereisten Chuenisbärgli die linke Schulter ausgekugelt.

In der Klinik sollte festgestellt werden, ob der 26-Jährige weitere Verletzungen erlitten hatte, als er im Finaldurchgang stürzte. Dabei hatte Luitz nach Platz vier im ersten Lauf noch aufs Podium hoffen dürfen. Nur 0,22 Sekunden betrug sein Rückstand auf den Führenden Henrik Kristoffersen (Norwegen).

Im Finale wollte er dann "voll auf Angriff" fahren - und das anders als beim ersten Versuch gleich zu Beginn. Am Vormittag nämlich war er es seiner Meinung nach zu verhalten angegangen, "das darf nicht passieren", schimpfte er. Deshalb entschloss sich Luitz, beim zweiten Mal "gleich zu attackieren" - und das ging schief. Sein Traum vom Stockerl platzte gleich nach wenigen Fahrsekunden bei einem Linksschwung: Luitz rutschte weg und blieb mit dem linken Arm auf der Piste hängen.

Alpindirektor Wolfgang Maier reagierte mit Flüchen und einer wegwerfenden Handbewegung auf das Aus seines besten Riesenslalomfahrers, Luitz stand zunächst mit bedröppelter Miene und hängendem linken Arm bei einem Betreuer. Als Österreichs "Kannibale" Marcel Hirscher seinen 66. Weltcup-Sieg vor Kristoffersen (0,71 Sekunden zurück) und Thomas Fanara (Frankreich/1,04) feierte, wartete Luitz auf den Heli. Hirscher legte auf dem Eishang im zweiten Durchgang eine Zauberfahrt hin und deklassierte die Konkurrenz.

Maier hatte vor dem Rennen noch betont, Luitz könne trotz der anhaltenden Sauerstoff-Affäre befreit fahren. "Ich glaube, dass Stefan das Thema jetzt so weggepackt hat, dass es für die Art und Weise, wie er Ski fährt, keine Rolle mehr spielt", sagte er.

Erst am Abend vor dem Rennen war bekannt geworden, dass Luitz' mit seinem Einspruch gegen das Urteil des Weltverbandes FIS, ihn zu disqualifizieren, beim Sportgerichtshof CAS zunächst gescheitert ist. Im Hauptsacheverfahren, das er nun anstrengt, sieht Maier dennoch gute Chancen. "Ich bin der Meinung, dass das Urteil der FIS nicht unbedingt vor dem CAS standhalten muss", sagte er.

Auch für die anderen Deutschen lief es beim wohl schwersten Saisonrennen nicht nach Wunsch. Außer Luitz schaffte es keiner der fünf weiteren Starter um Fritz Dopfer (Garmisch) ins Finale. Dopfer sprach nach Rang 43 von einem "Rückschlag" und berichtete, er erlebe derzeit "schwierige Momente". Seinen Startplatz unter den Top 30 dürfte der frühere WM-Zweite im Slalom verlieren. Felix Neureuther (Partenkirchen) hatte angesichts seines Trainingsrückstandes mit Blick auf den Slalom am Sonntag verzichtet.

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