Der Schnee lag auf den Dächern und den hohen Tannen entlang der Abfahrt in Beaver Creek in den USA, fast überall war es an der Strecke am Samstag weiß, nur der Rücken- und Gegenwind störte manch Skifahrer. Trotzdem übertreibt man wohl nicht, wenn man von einem Winterwunderland an der sogenannten Raubvogel-Piste spricht, schließlich hatte es angenehme -4 Grad Celsius, als sich die schnellsten Skirennfahrer der Welt nach unten stürzten auf dieser durchaus anstrengenden Strecke, deren Ziel selbst auf knapp 2700 Höhenmetern in den Rocky Mountains liegt. Unten im Ziel bringt das auch die größten Muskelpakete heftig ins Schnaufen.
Selbst Aleksander Aamodt Kilde pustete heftig durch, als er sich schon früh im Rennen auf den Führungssessel fläzte. Die Position sollte der Norweger am Samstag nicht mehr verlassen. Und so hat diese Wintersport-Saison zumindest nach drei Wettbewerben schon einmal ihren klaren Dominator auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken: eben jenen Kilde. 1-2-1, das ist nicht die Aufstellung einer erfolgreichen Hallenfußball-Mannschaft, sondern das sind die Ergebnisse des Norwegers in den Speed-Disziplinen dieses noch jungen Ski-Winters.
In Lake Louise in Kanada gewann der 30-Jährige die Abfahrt und belegte Rang zwei im Super-G. Nun auf der zweiten Station der Nordamerika-Tour in Colorado schnappte er sich den nächsten Abfahrtserfolg. Und zur Vita des Dominators kommt ja noch die Vorsaison hinzu: In jener sicherte er sich die beiden kleinen Kristallkugeln für den Abfahrts- und den Super-G-Weltcupsieg. Im Winter 2019/20 wurde er übrigens Gesamtweltcupsieger.
Nur der Schweizer Odermatt kommt Kilde nahe
In Beaver Creek legte er im Ziel erst einmal fast acht Zehntelsekunden zwischen sich und den Rest. Nur einer kam ihm später noch einmal nahe: der Schweizer Marco Odermatt, der Gesamtweltcupsieger der Vorsaison, der vorige Woche den Super-G von Lake Louise gewann und nun sechs Hundertstelsekunden hinter Kilde das Ziel erreichte. Auch in der Abfahrt von Lake Louise war Odermatt auf der Strecke zeitweise schneller als Aamodt Kilde, nur er scheint derzeit an Kildes Konstanz heranzukommen. Der Kanadier James Crawford belegte Rang drei (+0,79 Sekunden). Als bester Deutscher wurde Romed Baumann Sechster (+0,99)
Alle drei waren Teil der ersten zehn Starter. Kildes Nummer sechs schien dabei genau die richtige zu sein, schließlich wurde es später dunkler, die Sicht auf der Strecke ungleich schwerer. Die Fahrer vor ihm mussten dagegen noch ein wenig "Schneepflug" spielen, weil es in den vergangenen Tagen kräftig geschneit hatte. Am Freitag wurde die eigentlich erste geplante Abfahrt in Beaver Creek aufgrund starker Winde und starken Schneefalls abgesagt. Der frische Schnee bremste die Athleten nun tags darauf in vielen Passagen etwas ein, darauf mussten sie sich gerade im Vergleich zu den noch sonnigen Bedingungen bei den Trainingsläufen erst einmal einstellen. Romed Baumann, als Erster gestartet, nutzte die Ausgangsposition trotzdem für eine gute Zeit.
Die weiteren Deutschen schlugen sich ebenfalls achtbar: Dominik Schwaiger fuhr noch mit Nummer 19 und starken Gegenwinden im oberen Abschnitt auf den 13. Platz (+1,29), direkt dahinter folgte Josef Ferstl (+1,31). Auch Andreas Sander (19.) und Thomas Dreßen (24.) erreichten am Samstag die Punkteränge.
An den derzeit dominierenden Norweger Kilde kam aber freilich niemand von ihnen mehr heran im Winterwunderland von Colorado. Die nächste Chance bietet sich der Speed-Elite aber schon in Kürze: Am Sonntagabend ab 18 Uhr steht der Super-G am gleichen Ort an.