Skeleton:Flirt mit der Eiswand

Skeleton - Weltcup in St. Moritz

Im zweiten Durchgang doch noch an der führenden Österreicherin Janine Flock vorbeigeschoben: Tina Hermann vom WSV Königssee hatte am Ende nach einer Bahnbestzeit von 1:10,06 Minuten 0,32 Sekunden Vorsprung auf die Weltcupführende.

(Foto: Gian Ehrenzeller/dpa)

Trotz eines Malheurs am Start gelingt Tina Hermann beim Weltcup in St. Moritz ihr erster Sieg in dieser Saison.

Von Thomas Gröbner, München/St. Moritz

Der bayerischen Kulturgeschichte des "Anbandeln" hat Skeleton-Pilotin Tina Hermann am Freitag ein ganz eigenes Kapitel hinzugefügt, wobei sie auf den Flirt mit der Eiswand wohl lieber verzichtet hätte. Auf der spektakulären Natureisbahn in St. Moritz krachte sie schon beim Start in die Bande, das Weltcup-Wochenende schien für sie schon nach wenigen Sekunden gelaufen zu sein. Doch mit einer souveränen Fahrt im zweiten Durchgang in der Bahnbestzeit von 1:10,06 Minuten gelang der dreimaligen Weltmeisterin doch noch der ersten Weltcupsieg in dieser Saison.

"Ich war bisschen böse auf mich selbst", sagte Hermann danach, so ein Malheur passiert der 28-Jährigen vom Königsee ja selten. Dabei ist der Start im Skeleton diffizil und jedes Mal ein kleines Kunststück: Mit einer Hand den Schlitten in die Eisrille drücken, tief gebeugt anschieben mit einem kraftvollen Sprint - und dann den richtigen Moment abpassen, um sich mit einem Sprung bäuchlings auf den Schlitten zu werfen. Als Hermann im Schneetreiben als eine der letzten Starterinnen auf die Bahn ging, war die Anlaufspur schon ausgewetzt, und so taumelte sie ohne Halt in den Eiskanal: "Ich lag verkehrt auf dem Schlitten, für das war die Fahrt noch okay". Trotz der miesen Startzeit (Platz zwölf) hielt sich Hermann gut im Rennen, nur zwei Zehntel lag sie da hinter der österreichischen Weltcupführenden Janine Flock.

"Im zweiten Lauf habe ich nur gedacht, voll auf Angriff gehen", sagte Hermann, das Risiko zahlte sich aus: Mit einer Bestzeit im zweiten Durchgang fing sie Flock noch ab und hatte am Ende einen komfortablen Vorsprung von 0,32 Sekunden. Es war der erste Weltcup-Sieg für das deutsche Frauen-Team, das etwas schwer in die Saison fand, nun aber immer besser in Fahrt kommt. Dritte wurde die Olympia-Zweite Jacqueline Lölling (Hochsauerland), dahinter folgte Hannah Neise (Winterberg). Die 20-Jährige hatte erst im November ihr Weltcup-Debüt gegeben, Rang vier ist das beste Ergebnis ihrer Karriere.

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