Positive DopingtestsWada legt Berufung gegen Sinners Freispruch ein

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Jannik Sinner hat vor wenigen Wochen die US Open gewonnen. Kurz vorher wurde bekannt, dass er zweimal positiv getestet wurde.
Jannik Sinner hat vor wenigen Wochen die US Open gewonnen. Kurz vorher wurde bekannt, dass er zweimal positiv getestet wurde. (Foto: Matthew Stockman/Getty/AFP)

Nach Ansicht der Welt-Anti-Doping-Agentur war es falsch, den Tennisweltranglistenersten nach zwei positiven Tests auf ein Steroid nicht zu sperren. Die Wada beantragt eine Sperre zwischen einem und zwei Jahren.

Dem Tennis-Weltranglistenersten Jannik Sinner steht drei Wochen nach seinem Sieg bei den US Open möglicherweise doch noch eine längere Dopingsperre bevor. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) legte beim Internationalen Sportgerichtshof Cas Berufung gegen den Freispruch des Italieners nach zwei positiven Proben auf das verbotene Steroid Clostebol im März ein. Die Beurteilung eines unabhängigen Gerichts, dass Sinner keine Schuld und keine Fahrlässigkeit vorzuwerfen sei, sei „nicht korrekt unter den geltenden Regeln“, teilte die Wada am Samstag mit. Sie beantrage deshalb „eine Sperre zwischen einem und zwei Jahren“.

Die Ergebnisse der Nummer eins der Tenniswelt nach seinem umstrittenen Freispruch sollen dagegen laut Wada nicht annulliert werden. Seinen US-Open-Titel wird Sinner also in keinem Fall verlieren.

Der 23-jährige Südtiroler spielt derzeit beim ATP-Turnier in Peking. Nach seinem Achtelfinalsieg über den Russen Roman Safiullin äußerte er sich zu dem Einspruch der Wada, von dem er sich „enttäuscht und überrascht“ zeigte. Er habe „vor ein paar Tagen“ davon erfahren, erklärte Sinner: „Vielleicht wollen sie nur sichergehen, dass alles in der richtigen Position ist.“ Drei bisherige Anhörungen seien schließlich „sehr positiv“ für ihn gelaufen. Am Samstagnachmittag legte Sinner in einer offiziellen Erklärung nach: Er habe nichts zu verbergen, ließ er mitteilen, und beklagte die Entscheidung der Wada, „nachdem unabhängige Richter mich entlastet und für unschuldig erklärt haben“. Es sei „schwer zu erkennen, was es nutzen soll, wenn man drei andere Richter bittet, die gleichen Fakten und Unterlagen noch einmal zu prüfen“.

Der erste positive Test stammte vom 10. März 2024, beim Masters-Turnier in Indian Wells wurde bei einer Wettkampfkontrolle Clostebol in geringen Mengen festgestellt. Eine weitere Probe, die acht Tage später in einer Trainingsphase genommen wurde, erbrachte dasselbe Ergebnis. Laut der International Tennis Integrity Agency (Itia) wurde damals jeweils eine vorläufige Sperre verhängt - in beiden Fällen legte Sinner umgehend erfolgreich Berufung ein. Die Iita verzichtete auf einen Widerspruch und verwies den Fall an ein unabhängiges Gericht.

Sinner erklärte, die Substanz könne nach einer Kontamination durch ein Mitglied des Betreuerteams in seinen Körper gelangt sein. Dieser habe ein in Italien rezeptfrei erhältliches Spray mit Clostebol auf seine eigene Haut aufgetragen, um eine Wunde zu behandeln, bevor er Sinner ohne Handschuhe massierte. Sinner trennte sich später von seinem Physiotherapeuten und seinem Fitnesscoach. Die positiven Tests wurden monatelang verschwiegen, erst kurz vor den US Open wurden sie öffentlich und sorgten in der Tennisszene für Debatten.

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MeinungTennis
:Jannik Sinner hat die US Open verdient gewonnen. Eigentlich hätte er aber nicht spielen dürfen

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