Süddeutsche Zeitung

Silvia Neid vor der WM:"Kunstrasen ermüdet total"

  • Die WM in Kanada ist für Silvia Neid ihr letztes großes Turnier als Bundestrainerin.
  • In der SZ spricht sie über ihre eigene Bilanz und den ungewohnten Kunstrasen bei der WM.
  • Sie sagt, im Team herrsche eine bessere Stimmung als bei der Heim-WM vor vier Jahren.

Von Kathrin Steinbichler

Vor dem Beginn der Frauenfußball-Weltmeisterschaft in Kanada an diesem Samstag sieht Bundestrainerin Silvia Neid ihre Mannschaft bereit dafür, der Favoritenrolle als Weltranglistenerster gerecht zu werden. Im Vergleich mit dem enttäuschenden Abschneiden bei der Heim-WM vor vier Jahren hat Neid eine bessere Stimmung im Team ausgemacht. "Wir gehen anders miteinander um als 2011. Die Spielerinnen gehen sehr offen miteinander um, sind füreinander da, interessieren sich und respektieren sich", sagte Neid im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Freitagsausgabe).

Die Herausforderungen in Kanada, wo erstmals 24 Teams an einer Frauen-Weltmeisterschaft teilnehmen, seien in vielerlei Hinsicht besonders, sagt Neid: "Dass wir zwischen Spielorten große Distanzen und verschiedene Zeitzonen überwinden müssen - und dass wir auf Kunstrasen spielen." Besonders der ungewohnte Untergrund, den der Weltverband Fifa trotz der Proteste der Spielerinnen für das Turnier vorgeschrieben hat, könnte zum Problem werden: "Der Kunstrasen ermüdet total, das haben wir im Training schon festgestellt."

Weniger problematisch findet Neid, dass dem deutschen Team in Lira Alushi und Luisa Wensing wichtige Spielerinnen fehlen werden. "Es hat uns gutgetan, dass wir in den vergangenen beiden Jahren kein Länderspiel mit derselben Besetzung beginnen konnten", sagt Neid. So habe die Mannschaft gelernt, auf Widrigkeiten zu reagieren. Außerdem vertraut Neid ihrem Kader in seiner gesamten Breite: "Jede Einzelne weiß, dass wir eine unheimliche Qualität auf der Bank haben."

Das sagt Neid über die Gegnerinnen

Trotzdem warnt sie davor, mit zu hohen Erwartungen an den Start zu gehen. "Man muss Gegner für Gegner angehen und darf nicht schon an die mögliche übernächste Aufgabe denken", sagt Neid. Deutschland startet am Sonntag mit einem Spiel gegen die Elfenbeinküste ins Turnier, die weiteren Gruppengegner sind Norwegen und Thailand: "Wir sind sicherlich auf dem Papier mit Norwegen die stärkste Mannschaft in dieser Gruppe, aber bei einer WM musst du gegen jeden Gegner erst einmal gewinnen."

Nach der WM wird Neid, 51, abtreten, nach insgesamt 34 Jahren als Spielerin, Assistenztrainerin und Cheftrainerin. "Es ist schön, dass ich das alles erleben durfte und ich bin auch stolz darauf", sagt sie. Als Trainerin habe sie sich in den vergangenen Jahren verändert. Galt sie lange als streng und auf Disziplin bedacht, ist sie inzwischen etwas lockerer geworden: "Ich kann jetzt auch mal über Kleinigkeiten wegschauen."

Das prägendste Erlebnis ihrer Trainerkarriere war der Gewinn der Europameisterschaft 2013, zwei Jahre nach dem Viertelfinal-Aus bei der WM 2011, nach dem auch sie selbst in der Kritik gestanden hatte. "Seit dieser Erfahrung vom Titelgewinn 2013 bin ich sehr gelassen und viel ruhiger", sagt Neid: "Völlig egal also, wie diese WM jetzt ausgeht: Ich weiß, dass ich keine schlechte Trainerin bin, dass ich Spielerinnen und eine Mannschaft entwickeln kann. Mein Fußballauge ist besser denn je."

Das ganze Interview mit SZ plus lesen:

SZ Espresso Newsletter

Auch per Mail bestens informiert: Diese und weitere relevante Nachrichten finden Sie - von SZ-Autoren kompakt zusammengefasst - morgens und abends im SZ Espresso-Newsletter. Hier bestellen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2507041
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/ebc
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.