Silber für Maria Höfl-Riesch im Super-G:Endlich Zeit für Scherze

Sotschi 2014 - Ski alpin

"Dankbar und glücklich": Maria Höfl-Riesch

(Foto: dpa)

Ein Streckenposten kommt ihr ungewöhnlich nahe, im Zielhang bleibt sie nach einem Fahrfehler fast stehen: Trotzdem gewinnt Maria Höfl-Riesch im Super-G bei den Olympischen Spielen noch Silber. Danach wirkt sie gelöst wie selten zuvor.

Von Carsten Eberts, Krasnaja Poljana

Da stand sie nun, die andere Maria Höfl-Riesch. Jedenfalls hatte diese Maria Höfl-Riesch mit der Maria Höfl-Riesch der vergangenen Tage nur wenig gemein. Zum Auftakt der Winterspiele in Sotschi hatte sie Gold in der Super-Kombination gewonnen, doch sie wirkte eher tief verspannt als überglücklich. Groß war der Druck gewesen. Groß die Favoritenlast.

Nun blitzten ihre Augen, die Mundwinkel zuckten unaufhörlich nach oben. Sie scherzte, machte Witze. Endlich war Platz für reine Freude. Die ganze Anspannung: aufgelöst.

Auch wenn es diesmal nur Silber war.

Nur Silber im Super-G hinter der Siegerin Anna Fenninger und vor der Dritten Nicole Hosp, nur Silber also, davon wollte Höfl-Riesch natürlich nichts wissen. Ungläubig winkte sie bei der Siegerehrung den bekannten Gesichtern im Publikum entgegen, dann umarmte sie Tom Stauffer, den Bundestrainer. "Ich habe gekämpft und wurde belohnt", jubilierte sie, "dafür bin ich dankbar und glücklich."

Es war in jeder Hinsicht ein ungewöhnlicher Super-G, nicht nur für Höfl-Riesch. Zu Beginn waren ihre Kontrahentinnen mit dem anspruchsvollen, weil kurvig gesteckten Kurs schlecht zurecht gekommen. Von den ersten acht Fahrerinnen erreichte nur die Amerikanerin Leanne Smith den Zielstrich. Die anderen schieden frühzeitig aus, das Publikum johlte ungläubig.

Auch Höfl-Riesch hatte ihre Probleme. Schon kurz nach dem Start war sie einem Streckenposten gefährlich nahe gekommen, der noch an einem Tor hantierte. Der Mann sprang weg, die Deutsche raste vorbei. Im unteren, sehr kurvigen Teil baute sie dann einen schweren Fehler ein, gleich beim ersten Tor im Steilhang. Die Geschwindigkeit war weg. Das Rennen war fast vorbei.

"Ich war kurz vor dem Stehenbleiben", erzählte Höfl-Riesch später. Drei Tore habe es gedauert, bis sie wieder in der Spur war. Das Rennen, so dachte sie zu diesem Zeitpunkt, war eigentlich verloren: "Ich habe mir gedacht, dann fahren wir halt mal ins Ziel."

Dort blickte sie auf die Anzeigetafel. Platz zwei. "Wahnsinn", sagte Höfl-Riesch.

"Jetzt ist alles möglich"

Der Streckenposten habe sie zudem kaum beeinflusst. Irritation ja, Behinderung nein, so die Deutsche. "Gesehen habe ich ihn schon, aber dann war ich zum Glück gleich vorbei", sagte Höfl-Riesch. Die Stimmung hätte ihr ohnehin nichts mehr verhageln können.

Nach Gold in der Super-Kombination und der Enttäuschung in der Abfahrt, als sie als Favoritin nur auf Platz 13 ins Ziel kam, hat sie nun ihre zweite Medaille in Sotschi. Sogar eine recht unerwartete, denn der Super-G gehört nicht zu ihren allerliebsten Disziplinen. Vor allem auf diesem Kurs, der im unteren Teil eher einem Riesenslalom glich, war eine Medaille kaum einkalkuliert. "Ich fahre glücklich nach Hause", sagte Höfl-Riesch, "egal, was in der zweiten Woche passiert."

Was in dieser zweiten Woche passiert, ist trotzdem eine wichtige Frage. Im Riesenslalom sei nicht so viel drin, erklärte Höfl-Riesch, sie habe schließlich kaum trainiert, sich auf die anderen Disziplinen konzentriert. Ihr Trainer Tom Stauffer sah das ein bisschen anders. "Bei der Maria ist jetzt alles möglich", sagte Stauffer mit einem Grinsen. "Maria ist eine Wundertüte", fand auch Alpin-Direktor Wolfgang Maier.

Rebensburg vergibt bessere Platzierung

Mit Chancen geht dann auch Viktoria Rebensburg ins Rennen, die im Super-G auf Rang neun ins Ziel kam. Nach dem Rennen hatte sie sich noch mächtig geärgert, weil sie im Steilhang womöglich das Podest vergeben hatte, ebenfalls dank eines dicken Fehlers - an der gleichen Stelle wie Höfl-Riesch. "Da war der komplette Schwung leider weg. Mittwoch habe ich die nächste Chance, ich bin gut drauf, das muss ich nur mal runterbringen", sagte sie mit Blick auf den Riesenslalom.

Nahezu fehlerfrei blieb nur die Erstplatzierte Anna Fenninger, sie leistete sich auf dem von Teamtrainer Florian Winkler gesteckten Kurs nur einen kleinen Patzer. Und Dritte wurde auch noch ihre Teamkollegin Nicole Hosp. Der nächste furiose Abend im Austria-Tirol-Haus ist also gesichert.

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