5:1-Sieg gegen 1. FC Köln:Calhanoglus Freistöße drehen das Spiel

504671447

Hakan Calhanoglu zirkelt den Ball über die Kölner Mauer - Sekundenbruchteile später steht es 2:1 für Leverkusen.

(Foto: Patrik Stollarz/AFP)

Mit einem frühen Tor schockt der 1. FC Köln den rheinischen Rivalen Bayer Leverkusen. Doch zwei Freistöße von Hakan Calhanoglu bringen die Gastgeber in Führung. Dann erlebt der Aufsteiger eine Demütigung.

Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Das Wichtigste für alle Tierfreunde vorweg: Dem Hennes geht es gut - also, den Umständen entsprechend. Der Geißbock des 1. FC Köln hat das 55. rheinische Derby zumindest körperlich unbeschadet überstanden. Weil sein Klub Angst vor einem Anschlag Leverkusener Fans auf das lebende Maskottchen gehabt hatte, wurde Hennes in seinem Stall nahe des Kölner Zoos Tag und Nacht bewacht.

Doch mit dem Abpfiff am Samstag in Leverkusen ist Hennes vermutlich wieder außer Gefahr. Jedenfalls droht nach dem 5:1 (1:1)-Sieg der Leverkusener gegen den Erzrivalen Köln wohl kein Vergeltungsschlag.

Allerhand Rahmenbedingungen beeinflussen ja den Ausgang eines solches Derbys - oder wie hatte der Leverkusener Torwart Bernd Leno vor dem Spiel gesagt: "Wir müssen alles dafür tun, dass sich unsere Fans in der nächsten Woche von ihren Kölner Arbeitskollegen nichts anhören müssen." Auftrag erfüllt.

Den Leverkusern fehlten Giulio Donati (Schulter) und Ömer Toprak (Knie), wohingegen Lars Bender (Bauchmuskel) und Heung-Min Son (Oberschenkel) trotz ihrer beim 0:1 gegen Monaco erlittenen Blessuren mitspielen konnten. Bei Köln fielen kurzfristig Adam Matuschyk (Zerrung) und Daniel Halfar (Infekt) aus. Trainer Peter Stöger stellte den offensivstarken Leverkusenern ein Kölner 5-3-2-System entgegen, das zunächst allerdings nur den Eindruck erweckte, die Gäste beabsichtigten ein reines Mauerspiel.

Eltmeterpfiff nach drei Minuten

Es dauerte nämlich überraschenderweise bloß 182 Sekunden, ehe Kölns Matthias Lehmann von Pawel Olkowski derart brillant steil in den Leverkusener Strafraum geschickt wurde, dass er von Bayer-Torwart Bernd Leno nur durch einen vermeintlichen Handstreich zu Fall gebracht werden konnte (respektive: wollte) und noch in der vierten Spielminute den umstrittenen Foulelfmeter zur 1:0-Gasteführung selbst verwandelte. Köln demonstrierte anfangs erfolgreich, warum es auswärts bisher so stark war. Nach den jüngsten Siegen in Hoffenheim (4:3) und Bremen (1:0) agierte es auch in Leverkusen aus einer verstärkten Deckung heraus und setzte früh und erfolgreich auf Konter. Anthony Ujah eilte in der 15. Minute schon wieder höchst aussichtsreich in den Leverkusener Strafraum und wurde von Leno grob zu Fall gebracht - erhielt diesen ungleich deutlicheren Elfmeter allerdings nicht.

Leverkusen tat sich trotz deutlicher Feldüberlegenheit (68 Prozent Ballbesitz in der ersten Halbzeit) schwer gegen die dichte Kölner Deckung, weshalb es bis zur 26. Minute dauerte und einer Standard-Situation bedurfte, um zum 1:1-Ausgleich zu kommen. Hakan Calhanoglu drosch einen 20-Meter-Freistoß derart geradlinig aufs Kölner Tor, dass der darin wartende Torwart Timo Horn den Ball nicht fangen konnte, ihn abprallen ließ und Karim Bellarabi nicht mehr am erfolgreichen Nachschuss zu hindern wusste. Nach einer halben Stunde begann das Spiel mit nun sogleich etwas höher aufrückenden Kölnern gewissermaßen von vorne.

Es ist 18 Jahre her, dass der 1. FC Köln in der Bundesliga-Abschlusstabelle mal vor Bayer Leverkusen gestanden hat. 1996 war das, und es deutet auch dieses Jahr bisher nicht allzu viel darauf hin, dass dies wieder eintritt.

Reservist Drmic trifft zweimal

Auch in der zweiten Hälfte stürmten die dominanten Leverkusener gegen die defensive Kölner Deckung und fühlten sich schon an das ähnlich verlaufene Champions-League-Spiel drei Tage zuvor gegen Monaco erinnert - mit dem entscheidenden Unterschied freilich, dass es diesmal keine Niederlage geben sollte. Wieder war ein Freistoß Ausgangspunkt für den zweiten Leverkusener Treffer, wieder lief Calhanoglu in knapp 20 Metern Entfernung zum Tor an, bloß brauchten die Leverkusener diesmal keinen Nachschuss, weil Calhanoglu den Ball direkt und sehr ansehnlich in den linken Winkel des Kölner Gehäuses zirkelte.

Den Gästen blieb ab sofort nur noch der Mut der Verzweiflung, allerdings genügten beide Gefühlswallungen kaum, um die technisch und taktisch überlegenen Leverkusener ernsthaft in Gefahr zu bringen. Die ersten Kölner Eckbälle nach 70 Minuten zeugten zwar von aufkeimender Risikobereitschaft, jedoch öffneten sich damit in der eigenen Hälfte auch Räume, die die Gastgeber schließlich zur Entscheidung nutzten. Der mit seiner Reservistenrolle unzufriedene, bereits nach der Pause aber schon für Stefan Kießling eingewechselte Schweizer Josip Drmic erzielte in der 78. Minute das 3:1 für die Leverkusener. Und um ein bisschen Werbung für sich zu machen, schob er zehn Minuten später mit seinem zweiten Tor das 4:1 hinterher. Bellarabi in der Schlussminute sorgte sogar noch dafür, dass die Kölner gedemütigt wurden.

Die Leverkusener Fans behielten mit ihrer gern demonstrierten These "Die Macht am Rhein" zumindest für diesmal wieder Recht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: