Sieg des FC Bayern in Rom:Erinnerungen an Brasilien

Schnelle Pässe, schöne Pässe, verdammt gnadenlos vor dem Tor: Der FC Bayern demonstriert beim 7:1 gegen den AS Rom all die Stärken, die die Mannschaft in diesen Herbstwochen auszeichnen.

Daniele De Rossi zog die Augenbrauen nach unten, so weit, dass sie beinahe schon auf seinen beeindruckenden Bart trafen. Es war, als wollte De Rossi seine Augen hinter all dem Gesichtshaar verstecken, als wollte er nicht mehr sehen, was sich da gerade abspielte. De Rossi zog also seine Augenbrauen nach unten, aber es half nichts: Wütend blickten weiter seine Augen aus all den Haaren hervor. Dazu zog De Rossi seinen Mund zu einer Schnute zusammen, und all die Wut, all die Enttäuschung waren nun auch zu erkennen in den unruhig zitternden Barthaaren.

25 Minuten waren da gespielt in der Champions-League-Partie am Dienstag zwischen De Rossis AS Rom und dem FC Bayern; der italienische Mittelfeldspieler hatte bereits dreimal mitansehen müssen, wie der Ball im eigenen Tor landete. De Rossi, er konnte ja seine Augen nicht verstecken, musste bis zur Pause zwei weitere Gegentore beobachten. Noch zwei weitere bis zum Schlusspfiff. Der FC Bayern gewann 7:1 (5:0), das Spiel und das Ergebnis erinnerten an das 7:1 der deutschen Nationalmannschaft im WM-Halbfinale gegen Brasilien.

Es war ein beängstigend deutliches Ergebnis. Es war aber auch ein Ergebnis, das genau zu diesem Spielverlauf passte. Der FC Bayern demonstrierte in dieser Partie all die Stärken, die das Team in diesen Herbstwochen auszeichnet. Von der ersten Minute an dominierte die Mannschaft die Partie, drängte den Gastgeber weit in dessen Spielfeldhälfte zurück. Spielte schnelle Pässe. Spielte schöne Pässe. War gerade in der ersten Halbzeit fast durchgehend in Ballbesitz. War verdammt gnadenlos vor dem gegnerischen Tor.

"Wir waren sehr aggressiv, haben gute Entscheidungen getroffen und die richtigen Räume gefunden", sagte FC-Bayern-Trainer Pep Guardiola. "Wir wussten genau, was wir zu tun hatten", sagte Thomas Müller, "und vorne haben wir dann die individuelle Klasse, um schön zu kombinieren." Guardiola hatte seine Mannschaft nach dem souveränen 6:0 am Samstag gegen Bremen umgestellt: Robert Lewandowski kehrte in den Sturm zurück, Juan Bernat auf die linke Seite. Und rechts in der Drei-Mann-Abwehrkette spielte Medhi Benatia, der teure Zugang, gekommen Ende August - vom AS Rom. Der Marokkaner wurde bei jeder Ballberührung von den römischen Anhängern ausgepfiffen. Was ihn aber nicht sonderlich beeindruckte. Er hatte zunächst einmal einen entspannten Abend.

Die Spieler der Roma zogen sich schon früh weit in ihre eigene Spielfeldhälfte zurück, ließen den FC Bayern in Ruhe den Spielaufbau in der eigenen Hälfte strukturieren, ließen dem FC Bayern an der Mittellinie allen Platz und alle Zeit. In zwei Viererketten stellten sich die Gastgeber vor den eigenen Strafraum. Da standen sie dann. Und bewegten sich kaum.

In der neunten Minute kam Arjen Robben an der rechten Außenlinie an den Ball, Roma-Kapitän Francesco Totti schaute ihm zu. Robben dribbelte mit dem Ball in den Strafraum hinein, legte ihn sich auf den linken Fuß, Roma-Linksverteidiger Ashley Cole schaute ihm zu. Also schlenzte Robben den Ball ins lange Eck. Die Führung. Und zumindest ein kurzzeitiger Ansporn für die Gastgeber, sich doch auch am Spielgeschehen zu beteiligen. Eine Minute später schoss Gervinho aufs Tor, Manuel Neuer parierte. Es war der letzte ernsthafte Torschuss der Römer in der ersten Halbzeit.

13 Minuten, drei Torschüsse, drei Tore

Der FC Bayern störte den Gastgeber früh, zwang ihn zu vielen leichten Fehlern. In der 23. Minute etwa attackierte Lewandowski am gegnerischen Strafraum, ein römischer Fehlpass, ein schneller Gegenangriff, ein Doppelpass zwischen Mario Götze und Thomas Müller, Götze erhöhte zum 2:0. Die Römer ergaben sich, zumindest für die nächsten 22 Minuten.

"Das ist ja eigentlich eine Mannschaft, die gut spielen kann - aber das schien heute nicht so zu sein", wunderte sich auch Guardiola.

Lewandowski kam nach einer Flanke von Bernat ungehindert im Strafraum zum Kopfball, das dritte Tor (25.). Lewandowski spielte den Ball mit viel Übersicht durch die Löcher der römischen Abwehrkette, Robben spazierte durch den Strafraum, das vierte Tor (30.). Müller lief nach einem Handspiel von Kostas Manolas zum Elfmeter an, ein Schuss ins rechte Eck, das fünfte Tor (36.). 13 Minuten, drei Torschüsse, drei Tore.

"Die erste Halbzeit war exzellent von uns", lobte Müller. "Die letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit waren fantastisch", sagte Guardiola. Und Doppeltorschütze Robben sagte: "So einen Abend muss man genießen."

Zum Beginn der zweiten Halbzeit legte sich Nebel über den Rasen des römischen Olympiastadions, und es legte sich auch eine gewisse Ruhe über das Spiel der Gäste. Die Spieler attackierten nicht mehr so früh, sie überließen den Römern auch einmal länger den Ball. Und die zeigten, dass auch sie schnell und schön passen können. In der 54. Minute hatte Rom eine Doppelchance: Erst traf Gervinho den Pfosten, dann scheiterte Alessandro Florenzi an Neuer; Florenzi war nach der Pause für den beängstigend blassen Totti gekommen.

Sieben Minuten später stand Gervinho nach einem Freistoß frei, er traf aber nur Neuer; Benatia hatte ihn laufen lassen. Weitere fünf Minuten später hatte der Ivorer dann sein Tor. Ein schneller, schöner Angriff über die rechte Seite des FC Bayern, eine Flanke von Radja Nainggolan, Gervinho traf mit dem Kopf (66.). Das erste Tor der Römer. Das letzte Tor der Römer.

Der FC Bayern agierte nun wieder energischer, störte den Spielaufbau der Gast- geber früher, brachte Struktur ins eigene Spiel. Der eingewechselte Ribéry schloss einen Konter mit einem Lupfer ab, das sechste Tor (78.). Ein Abstauber von Shaqiri, das siebte Tor (80.).

Auch das war also an diesem Abend für den FC Bayern möglich: die Laune der Einwechselspieler zu verbessern.

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