Sieben Kurven:"Wir sind wieder da"

Sebastian Vettel feiert sich, Ross Brawn trauert Nico Rosberg nicht nach, und Millionärssohn Lance Stroll freut sich über ein Bremsmanöver in Kurve eins. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Von Elmar Brümmer

Vallteri Bottas

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(Foto: AP)

Tipps, wie er mit Lewis Hamilton klarkommen kann, werde er seinem Nachfolger bei Mercedes keine geben, hatte Nico Rosberg entschieden. Das müsse der Finne schon selbst herausfinden. Hat er getan, bei seinem ersten Auftritt im Silberpfeil. Dritter in der Qualifikation, Dritter im Rennen. "Rosberg-artig" sei die Leistung des Novizen gewesen, befand Niki Lauda. "Nett" findet der 27-Jährige dieses Kompliment des Teamaufsichtsrates. Ansonsten hält sich der Mann, der im Januar zu einer ungeahnten Beförderung kam, lieber an seinen eigenen Fahrplan: "Das war ein Anfang. Aber ich stecke mir meine Ziele gerne höher. Das ist für mich die beste Motivation. Ich bin ja einer, der nicht in Panik gerät." So wirkt er - und so fährt er auch, äußerst effizient. Irgendwie beruhigend. Auch für Mercedes.

Lewis Hamilton

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(Foto: dpa)

Stolz auf einen zweiten Platz, das hätte man vielleicht in seiner Debütsaison vor zehn Jahren von ihm erwartet. Aber zu einem Saisonauftakt, geschlagen von Sebastian Vettel. "Ich bin realistisch, man muss ja mal sehen, von welchem Niveau bei den Testfahrten wir gekommen sind", sagt der Brite über die Entwicklung seines Mercedes-Dienstwagens. Er hätte mit seinen Reifen hadern können, mit der unglücklichen Taktik, mit dem Fakt, dass Überholen noch schwieriger geworden ist. Aber er saß da wie ein Diplomat, der die Mission sieht, nicht die Momentaufnahme. Und der in Sebastian Vettel einen Gegner sieht, mit dem er sich rein sportlich messen kann. Mit seinem ehemaligen Gegenspieler Nico Rosberg will er den Heppenheimer nicht vergleichen: "Es macht mehr Spaß, gegen ein anderes Team zu kämpfen - und ich habe großen Respekt vor Seb."

Fernando Alonso

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(Foto: Getty Images)

Platz 13, das wäre fast ein Grund zu feiern für McLaren. Dass der unzuverlässigste Motor der Formel 1 überhaupt durchhält, hätte man beim britischen Traditionsteam nicht gedacht. Lieber heute als morgen würde man sich von Honda trennen, aber es gibt bislang noch keine richtige Alternative - außer öffentlich Druck auf die Japaner auszuüben. Darin ist Fernando Alonso immer noch weltmeisterlich. Problemloses Wochenende, bis kurz vor Schluss auf Punktekurs? Ha! In einem normalen Rennen und unter normalen Umständen sei man Letzter, befand der Spanier. "Ich erwarte jetzt eine weitere starke Reaktion des Teams", fordert Alonso, "ich werde nicht die ganze Saison auf Rang 13 fahren." Zwei Monate, mindestens, würde die Generalüberholung des Triebwerks dauern. Für einen siegverwöhnten 35-Jährigen eine Ewigkeit.

Daniel Ricciardo

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(Foto: AP)

Dritte Kraft zu sein, das ist für Red Bull eine bittere Niederlage. Bester Konstrukteur, stärkstes Fahrerduo (nach eigener Einschätzung) - und dann ein fünfter Platz für Max Verstappen als Ausbeute beim Auftakt. Für Daniel Ricciardo, der endlich der erste Australier bei einem Heim-Grand-Prix auf dem Podium werden sollte, am besten gleich auf der obersten Stufe, hielt der Fluch an. In der Qualifikation setzte er seine rasende Dose in die Reifenstapel, startete nach einem Getriebewechsel nur von Rang 15. Nein, startete überhaupt nicht richtig, weil er in der Formationsrunde schon liegen blieb. Als die anderen schon drei Runden gedreht hatten, holperte er hinterher, aber nur bis zur Rennmitte. Das Dauerlächeln war weg, der 27-Jährige zeigte nur noch die Zähne: "Lasst uns einfach nur von hier verschwinden."

Lance Stroll

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(Foto: AP)

Nachdem der Italiener Antonio Giovinazzi den Deutschen Pascal Wehrlein bei Sauber ersetzen musste (und Zwölfter wurde), war Lance Stroll nicht mehr der einzige Neuling im Feld. Aber natürlich der, auf den alle guckten. Jeder kennt die Zahl von 80 Millionen Dollar, die der Papa in die Karriere des Sohnes gesteckt haben soll. Ob sich das Investment lohnt, lässt sich nach dem ersten Grand Prix noch nicht beurteilen. Der 18-Jährige hatte sich seine Chancen schon mit einem Mauerkuss in der Qualifikation ruiniert, nach dem Start fuhr er sich mit seinem Williams-Mercedes einen Bremsplatten ein - und nach 45 Runden beendete ein Bremsdefekt mit anschließendem Ausritt ins Outback der Rennstrecke sein Debüt. "Es war ein unglückliches Wochenende." Dann hob er den Kopf und rühmte sich: "Aber am Start habe ich später gebremst als ein paar der anderen Jungs."

Sebastian Vettel

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(Foto: Getty Images)

Ahnen können hätte man das, schon am Samstag. Mühsam konnte Sebastian Vettel sein Grinsen unterdrücken, nachdem er die zweitschnellste Zeit in der Qualifikation nach Lewis Hamilton gefahren hatte. Da spürte der Heppenheimer, das etwas drin ist mit seiner roten "Gina". In Melbourne, überhaupt in diesem Jahr. Und das trotz des verschlafenen Starts. Aber weil er und sein starkes Auto so gut mit den Reifen klarkamen, konnte er gleich eine Botschaft an Mercedes senden: "Wir sind wieder da." Nach einem geschickt terminierten Boxenstopp sogar wieder ganz oben, nach 553 sieglosen Tagen. Wenn das Material stimmt, wächst Vettel über sich hinaus. Er zeigt seinen Sieg-Finger, klopft sich aufs Herz, streichelt liebevoll die Fahrzeugnase. Und immer dann, wenn er sagt, dass man jetzt die Füße am Boden halten müsse, ist die Mahnung in Wirklichkeit der Ausdruck für: Läuft!

Ross Brawn

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(Foto: Getty Images)

Weißes Hemd, schwarze Hose. Die schlichte Kleiderordnung hat der neue Sportdirektor der Formel 1 von seinem Vorgänger Bernie Ecclestone übernommen. Sonst allerdings ist alles anders. Der Brite, Fahrerlager-Rufname "Superhirn", poltert nicht, er beschwört die Gemeinschaft unter den Rennställen ("Auch ein Mittelfeldteam muss mal gewinnen"), er will Sport und Show austarieren. Die hässlichen Flossen an den neuen Rennwagen sollen verschwinden, die Motoren wieder lauter werden. Eine lange To-Do-Liste haben er und der neue CEO Chase Carey. Der 62-Jährige verfolgt einen Fünf-Jahres-Plan, er will "mehr Verstappens" sehen. Und Titelverteidiger Nico Rosberg trauert er nicht hinterher: "Für ihn war es vermutlich die richtige Entscheidung, und für den Sport wahrscheinlich auch. Wir wollen doch keinen Weltmeister im Niedergang sehen."

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