Sieben Kurven:Verstappen gibt Vettel freche Tipps

Sebastian Vettel guckt nicht richtig in den Seitenspiegel, ein junger Rüpel teilt aus - und Nico Hülkenberg holt einen Rekord, den keiner will. Die Höhepunkte der Formel 1.

Von Elmar Brümmer, Singapur

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Lewis Hamilton

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Quelle: AFP

Nur ein Wunder, da war sich der Mercedes-Pilot eigentlich ganz sicher, würde ihn auch nach dem Nacht-Grand-Prix noch als WM-Tabellenführer aufwachen lassen. Und tatsächlich kam Hilfe von oben: "Ich wusste, dass ich die Power habe, wenn es regnet." Von wegen Angststrecke: Statt der angestrebten Schadensbegrenzung vom fünften Startplatz aus schaffte er den dritten Sieg in Serie, den siebten in dieser Saison, den 60. insgesamt in seiner Karriere. "Ich wollte einfach nur nach vorn", gab er mit der gewohnten Mischung aus unschuldigem Blick und cleverem Kalkül zu Protokoll. Das immerhin hat ja bestens geklappt. Nächstes großes Ziel ist es, sich komplett vegan zu ernähren: "Wenn jemand unbekümmert weiterleben will und seine Gesundheit riskiert, dann ist das seine eigene Entscheidung. Ich will das nicht mehr. Ich will etwas ändern, bevor ich krank werde."

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Sebastian Vettel

***BESTPIX*** F1 Grand Prix of Singapore

Quelle: Getty Images

Die Gesetze der Formel 1 sind noch härter als die im Straßenverkehr - auch wenn alle drei Unfallbeteiligten von Singapur ohne Verwarnung davonkommen, weil die Rennkommissare keinen als Hauptschuldigen ausmachen können. Dafür steht der große Verlierer der Monsunnacht fest: Mit drei WM-Punkten Rückstand war Sebastian Vettel an eine seiner Lieblingsstrecken gekommen, hatte sensationell die Pole-Position an sich gerissen, und dann einmal nicht richtig in den Seitenspiegel geguckt. Schon hat es geknallt, und wie. Noch nie in der Geschichte haben sich zwei Ferrari-Piloten gegenseitig in der ersten Runde abgeräumt. Kollege Kimi Räikkönen aber wollte eben auch nicht klein beigeben. "Das ist natürlich blöd gelaufen", gesteht der Heppenheimer, "aber was sollen wir machen. Es geht weiter, das ist jetzt kein Weltuntergang. Aber es hilft natürlich nicht."

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Max Verstappen

Formula One - Singapore Grand Prix 2017

Quelle: REUTERS

Das Vorurteil gegen Holländer im Straßenverkehr gilt auch in der Formel 1, aber dort wird es meist von denen bemüht, die vom ungestümen Talent Verstappens überrumpelt worden sind. Wer einmal als Pistenrüpel abgestempelt ist, hat es auch schwer. Weshalb der erste Reflex vieler Kommentatoren nach dem Big Bang von Singapur auch der war, Verstappen die Schuld zu geben. Doch der 19-Jährige hatte einfach stur geradeaus gelenkt, als er in die Ferrari-Zange genommen worden war. "Hauptsächlich ist Sebastian schuld, ich habe keinen Fehler gemacht. Er hat angefangen, mich einzuengen", klagte er deshalb nach der großen Verschrottungsaktion. Und für den Titelaspiranten, mit dem er nicht besonders gut kann, hatte er noch einen frechen Zusatztipp: "Wenn man um die Weltmeisterschaft fährt, sollte man solche Risiken nicht eingehen."

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Daniel Ricciardo

F1 Grand Prix of Singapore

Quelle: Getty Images

Es kann ja auch sein Gutes haben, mal den Start zu verpennen. Ruckzuck fand sich der Australier in der Zeugenrolle des Startcrashs wieder. Die Schuldfrage wollte auch er nicht beantworten, nur: "Sie sind sich alle viel zu nah gekommen." Er selbst hatte gerade noch Zeit, das Steuer herumzureißen. So wurde der Red-Bull-Pilot zum dritten Mal hintereinander beim Großen Preis von Singapur Zweiter. Mit gespielter Verzweiflung klagte er den vielen jubelnden Landsleuten im Publikum: "Ich kann dieses blöde Ding einfach nicht gewinnen, obwohl ich es immer wieder versuche." Dabei wusste nur er, dass er doppeltes Glück gehabt hatte - am Start und mit seinem Getriebe: Am Start lief Öl aus, der Druck fiel stetig, er musste früher schalten als alle anderen. Die Ingenieure prognostizierten einen Ausfall bis zur Rennmitte. Aber der kam nie.

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Nico Hülkenberg

Formel 1: Großer Preis von Singapur

Quelle: dpa

Er gilt als einer der begabtesten Rennfahrer, er versteht die Technik und versteht sich aufs Überholen - aber in acht Jahren Formel 1 fährt er dem Glück meistens hinterher. Der Ausfall 13 Runden vor Schluss markiert dafür einen Rekord für den Renault-Werkspiloten. Allerdings einen, den keiner haben will - 129 Rennen, ohne es einmal aufs Podium geschafft zu haben. Damit hat er mit Adrian Sutil einen Landsmann überholt. Der 30 Jahre alte Emmericher begegnet der Statistik-Bestmarke mit Galgenhumor: "Ich musste lange dafür arbeiten. Denn das ist ja auch eine Leistung: Ich bringe keine Leistung, aber bin immer noch da." Im Ernst: In Paris hält man große Stück auf den Deutschen, er soll Renault den Traum vom Weltmeistertitel erfüllen. Dazu müsste er allerdings mal dringend aufs Treppchen.

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Nico Rosberg

Nico Rosberg

Quelle: dpa

Zuletzt hat man den noch amtierenden Formel-1-Weltmeister im Rahmen seines heiteren Beruferatens auf dem Campus der Eliteuniversität Stanford sehen können. Mit 32 sucht der Formel-1-Frührentner dringend nach einer sinnvollen Beschäftigung für den Rest des Lebens, nachdem er kürzlich seinen siegreichen Silberpfeil eigenhändig im Mercedes-Museum einbalsamiert hatte. Er scheint jetzt was gefunden zu haben - im Motorsport. Künftig soll Rosberg das Management des polnischen Rennfahrers Robert Kubica unterstützen, der mit 32 und trotz eines gehandicapten rechten Arms ein Comeback wagen will. Vielleicht bei Williams, Rosbergs erstem Formel-1-Team? Die geplante Dienstreise nach Singapur musste allerdings ausfallen, Ehefrau Vivian brachte Töchterchen Naila zur Welt. Natürlich ein Pflichttermin.

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Jolyon Palmer

F1 Grand Prix of Singapore - Qualifying

Quelle: Getty Images

Der sechste Platz bei der Nachtschicht auf dem Marina Bay Street Circuit war das 33. Formel-1-Rennen von Jolyon Palmer, eines seiner besten - vielleicht aber auch das letzte. Denn im Rahmen des Motoren-Kuhhandels zwischen McLaren, Toro Rosso, Honda und Renault gab es für das französische Team als Morgengabe auch das große Talent Carlos Sainz junior (23). Der 26 Jahre alte Palmer hatte davon aus dem Internet erfahren, aber er sagt tapfer, dass er in den restlichen Rennen der Saison noch zeigen will, was er kann. Der Befreiungsschlag kommt wohl zu spät, die Gerüchte wollen nicht verstummen, dass Sainz sogar schon beim nächsten Rennen in Malaysia im Renault sitzt. "Man weiß nie, wann es vorbei ist", sagt der Sohn des ehemaligen Grand-Prix-Piloten Jonathan Palmer. Der Herr Papa hat reichlich Sponsorenmitgift besorgt - und gute Vertragsanwälte.

© SZ.de/sonn/dd
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