Sieben Kurven in Monaco:Mourinho im Formel-1-Tunnel

Der Fußballtrainer möchte mit Fußball nicht belästigt werden, Jenson Button will in Sitze pinkeln und Fernando Alonso fährt gar nicht Formel 1 - und bleibt trotzdem liegen. Die Geschichten des Rennwochenendes.

Von Philipp Schneider

Jenson Button

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(Foto: REUTERS)

Natürlich war das eine irre Woche für Jenson Button am Partyhafen von Monte Carlo. Erstmals seit dem vergangenen Spätherbst saß der Weltmeister von 2009 wieder in einem Rennwagen der Formel 1. Als reaktivierter Aushilfsfahrer für den zweimaligen Weltmeister Fernando Alonso, der lieber beim 500-Meilen-Rennen in Indianapolis an den Start ging. Und weil sich die Rennserie ein neues Reglement gegeben hatte vor der Saison, war ja selbst für den erfahrenen Button alles neu: breitere Reifen, breitere Autos, und dann diese herrlichen Bremsen, die es Button ganz besonders angetan haben, weil man mit ihnen viel später vor der Kurve abbremsen kann. Er hat vorher ein bisschen im Simulator geübt. Dabei ist er zweimal ins Hafenbecken gestürzt. Hat er erzählt. "Ich pinkel in deinen Sitz", scherzte Button kurz vor Rennstart, als ihm Alonso zugeschaltet wurde. "Pass auf mein Auto auf", funkte der Spanier zurück. Das tat Button nur bis Runde 61. Dann krachte er in den Sauber von Pascal Wehrlein.

José Mourinho

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(Foto: AFP)

Plötzlich stand José Mourinho vor der Garage von Daniel Ricciardo und erzählte, was ihn gerade alles nicht interessiert. "Ich weiß, heute ist der Tag des englischen Pokalfinals, des spanischen Pokalfinals, des portugiesischen Pokalfinals, der Weltmeisterschaft der unter 20-Jährigen, aber das ist mir alles so was von egal." Ob man ihm, dem Trainer von Manchester United, also gar keine Frage zum Fußball stellen dürfe? Doch, das sei möglich, aber auch irgendwie nicht zielführend, sagte Mourinho. Er war ja gerade Gast bei der Formel 1, und dann noch beim wichtigsten Rennen in Monte Carlo. Es gehe nun darum, komplett abzuschalten vom Fußball. "Disconnect completely", sagte er. Es war 13 Minuten vor Beginn der Qualifikation. Mourinho war jetzt im Formel-1-Tunnel.

Kimi Räikkönen

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(Foto: AFP)

In den Ohren von Kimi Räikkönen werden Sebastian Vettels Worte ein bisschen wie Hohn gelungen haben. "Das ist ein ganz großer Tag für Ferrari, es ist so lange her, dem Team bedeutet es unheimlich viel", sagte Vettel nach dem ersten Triumph der Scuderia im Fürstentum seit 2001; damals saß Michael Schumacher am Steuer. Und weil es ja sogar der erste Doppelsieg seit 2010 war, weil Räikkönen immerhin als Zweiter durchs Ziel rollte, obwohl er ja von der Pole Position gestartet war, feierte auch Ferrari-Boss Arrivabene: "Etwas worauf wir sehr lange gewartet haben, ist endlich eingetreten. Dieser Doppelsieg in Monaco ist ein wichtiges Kapitel unserer Geschichte." Und wie fühlte es sich für Räikkönen an, nachdem er von seinem Teamkollegen überholt worden war auf der Strecke, auf der das Überholen am schwierigsten ist? "Ehrlich gesagt nicht besonders gut", sagte er. "Es gibt für alles, was wir hier tun, Gründe." Das klang so, als prangere er an, sein Rennstall habe den Führungswechsel angeordnet, indem sie ihn als ersten in die Box bestellt hatten. Allerdings hätte Räikkönen auch einfach so schnell fahren können wie Vettel, dann hätte es nie einen Positionswechsel gegeben.

Sebastian Vettel

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(Foto: AFP)

Sebastian Vettel saß am Donnerstag im Ferrari Motorhome und wirkte sehr nachdenklich. Nur dachte er nicht über seinen Rennwagen nach. Oder über seine Reifen, die er ja seit Wochen schon wesentlich besser auf Temperatur bringt als Lewis Hamilton, sein WM-Konkurrent bei Mercedes. Vettel dachte über das Land Monaco nach und den dicht besiedelten Stadtteil Monte Carlo. Gefiel ihm alles nicht wirklich. "Der Hügel dahinten wäre schöner ohne Häuser", sagte er. Erst einmal zuvor hatte er das Rennen im Fürstentum gewonnen zuvor, im Jahr 2011. Seit Sonntag ist er nach Michael Schumacher (fünf Siege) und Nico Rosberg (drei Siege) der dritterfolgreichste Deutsche bei der allseits beliebten Hafenrundfahrt. Das wird an seiner Abneigung gegenüber den Hochhäusern sicher kaum etwas ändern. Neun Fahrer, die in Monte Carlo am Rennen teilgenommen haben, wohnen auch dort. Vettel dagegen bevorzugt das Leben auf einem Bauernhof in der Schweiz.

Fernando Alonso

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(Foto: AFP)

Nicht einmal der große Satiriker Ephraim Kishon hätte diese Geschichte besser ersinnen können als es nun die Realität übernommen hat. Da flieht ein überaus talentierter Pilot wie Fernando Alonso ausgerechnet vor dem einzigen Rennen, bei dem er Chancen gehabt hätte, aus der Formel 1, um beim 500 Meilen Rennen in Indianapolis mitzumachen. Vor allem flieht Alonso vor seinem Rennwagen, einem Honda, der ja nicht nur langsam, sondern auch unzuverlässig ist. Dann steigt er in Indianapolis in ein anderes Auto, allerdings wieder in einen Honda, und was passiert? Logisch! 21 Runden vor dem Ende des Oval-Klassikers, bei dem Alonso mehrmals in Führung gelegen hat, gibt der Motor seinen Geist auf. "Das war eine der besten Erfahrungen in meiner Karriere", sagt Alonso. "Ich bin gegen die Besten im Oval gefahren, ich konnte mit ihnen mithalten. Wenn ich wiederkomme, dann bin ich schlauer, als ich es jetzt war." Wenn er wiederkommt, sollte er mal drüber nachdenken, schlau genug zu sein, ein anderes Auto dabei zu haben.

Pascal Wehrlein

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(Foto: AFP)

In der 61. Runde wurde der Sauber von Pascal Wehrlein in der Kurve vor der Einfahrt in den Tunnel unter dem Hotel Fairmont seitlich vom Mclaren getroffen, in dem Aushilfsfahrer Jenson Button saß. Der Sauber wurde seitlich aufgerichtet und blieb an der Leitplanke liegen, Wehrlein stieß sich dabei den Kopf an. Sechs Minuten vergingen, ehe Hilfe bei ihm eintraf. Zwölf Streckenposten drehten den Rennwagen zurück auf seine Räder, Wehrlein stieg aus, meldete, dass alles in Ordnung sei. Er gab allerdings an, er wolle sich noch einmal die Brustwirbel röntgen lassen.

Nico Rosberg

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(Foto: AFP)

Der Weltmeister, der am Ende der vergangenen Saison keine Lust mehr hatte, weiter Formel 1 zu fahren, war mal wieder allgegenwärtig an diesem Wochenende in Monte Carlo. Nur lehnte er nicht nur überraschend an der Bande, wie noch bei den Testfahrten in Barcelona. Diesmal, in seiner Wahlheimat, lief er in Freizeitklamotten durch die Startaufstellung und wurde ständig vor irgendeine Kamera gezerrt. Dabei verriet er hochinteressante Sachen. Zum Beispiel, dass er "beim Start immer noch total aufgeregt" sei. "Weil mein Körper immer noch denkt, dass er mitfährt." Und sonst so? Interessiert sich Nico Rosberg offenbar ungemein für das Thema autonomes Fahren, erzählte er jedenfalls. "Vieles zieht mich in diese Richtung." Möglicherweise, damit sein Auto nicht mehr denkt, dass er mitfährt.

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