Sieben Kurven in der Formel 1:Ferrari-Pilot Räikkönen sorgt für Beinbrüche

Der Finne verletzt wegen eines Ampel-Fehlers einen Mechaniker beim Boxenstopp. Teamkollege Sebastian Vettel siegt im Schumacher-Style und kommentiert das Gezanke seiner Konkurrenten aus der Distanz.

Von Elmar Brümmer

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Kimi Räikkönen

Formel 1 - Grand Prix von Bahrain

Quelle: dpa

Der ewige Zweite bei Ferrari wäre Dritter geworden diesmal, bestenfalls. Das hätte seine Laune auch nicht besonders gehoben, denn in seinem vielleicht letzten Formel-1-Jahr ist der Finne wieder so schnell wie früher, er kommt nur nicht gegen Vettel an. In Bahrain allerdings war sein Rennen mit dem vorgezogenen zweiten Boxenstopp vorbei. Der Fahrer bekam Grün gezeigt, obwohl das Hinterrad noch nicht montiert war, dementsprechend stand ein Mechaniker auf der Wechselposition und wurde vom Räikkönens Auto erfasst. Das zeigt, wie sehr alle bei Ferrari angesichts des verrückten Rennens unter Druck standen. Räikkönen wurde sofort der Stopp-Befehl gegeben, der Verletzte mit Beinbrüchen ins Krankenhaus gebracht. Er hat tags darauf die Operation gut überstanden. Das Team bekommt dafür 50.000 Dollar Strafe aufgebrummt, Räikkönen brummt selbst über die verpasste Chance: "Das Auto hat sich richtig schnell angefühlt." In solchen Situationen hilft dem Branchensenior, 38, die finnische Gelassenheit: "Was soll ich machen, außer auf das nächste Rennen zu warten?" Das ist zum Glück schon am kommenden Wochenende.

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Sebastian Vettel

Auto - F1 - 2018 Formula One season - 2018 Grand Prix de Bahreïn

Quelle: Andrej Isakovic/AFP

Zwei Siege hintereinander zum Saisonstart, das hat es bei Ferrari seit 14 Jahren nicht mehr gegeben, Schumacher-Style. So oft, wie der Sieger nach seinem 200. Grand Prix und dem 49. Sieg die Parole ausgab, dass Mercedes weiter Favorit sei, kann man sicher sein: Die Italiener sind gleichauf, mindestens, und nach Siegen schon vorbei. Aber Vettel, der Realo, verbietet sich auch ohne das lästige Untersteuern seiner "Loria" jeglichen Übermut: "Es gibt noch viel zu tun, es fehlt uns noch ein bisschen. Aber wir haben das Tempo." Da liest sich doch die mittlerweile obligatorische Glückwunschmail von Fiat-Präsident Sergio Marchionne etwas euphorischer: "Das war ein schweres Rennen, und Sebastian ist wie ein echter Champion gefahren." Aber auch der Patrone mahnt zu Konzentration, gleichwohl sich Vettel voller Entschlossenheit in Titelform präsentiert. Samt kleiner Flunkereien über Funk: "Ich habe zehn Runden vor Schluss am Funk gesagt, dass ich alles im Griff habe. Aber das war gelogen, ich konnte das Auto kaum noch auf der Strecke halten."

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Max Verstappen

F1 Grand Prix of Bahrain

Quelle: Getty Images

Er hätte vielleicht den Mund halten sollen, aber diese Zurückhaltung liegt dem jungen Mann, der gelegentlich als das Jahrtausendtalent der Formel 1 gefeiert wird, ebenso wenig wie die auf der Rennstrecke. Nach seinem Qualifying-Crash und der Strafversetzung auf Rang 15 war reichlich Action fürs Rennen programmiert, allemal mit einem zweiten Aufholjäger namens Lewis Hamilton auf Rang neun. Der Niederländer rüpelte sich dann gleich bei der ersten Chance in der zweiten Runde am Titelverteidiger vorbei. Mehr Quetschen ging nicht. Das Resultat war ein aufgeschlitzter Hinterreifen und ein frühes Aus. Schuld gewesen soll seiner Meinung nach natürlich Hamilton. Den Niederländer nervte, dass die Rennkommissare nicht mal ermittelten. Mit der Opferrolle stand er jedoch ziemlich allein da. Hamilton zischte nur ein "Schwachkopf", und für diese Bemerkung sprang dem Briten in seltener Allianz sogar Sebastian Vettel bei.

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Lewis Hamilton

Bahrain Grand Prix

Quelle: REUTERS

Von neun auf drei, klar, das ist eine ziemlich erfolgreiche Aufholjagd. Aber so richtig in die Gänge kommt der Titelverteidiger (r.) in diesem Jahr nicht. Erst stehlen ihm falsche Computerberechnungen beim Saisonauftakt den sicheren Sieg, dann zicken in Bahrain erst das Getriebe, dann die Reifen und ein bisschen auch wieder die Strategen. "Schadensbegrenzung" ist das freundliche Wort, das Lewis Hamilton gebraucht, aber aus dem Mund eines Champions klingt das immer ein bisschen wie "vermasselt". Es war das Großstädter-Schicksal, nur eben auf einer einsamen Rennstrecke in der Wüste: Anfangs hing der Brite zu sehr im Verkehr fest, die Zeit fehlte letztlich. Denn eigentlich war er derjenige, der Vettel am Ende hätte angreifen sollen, nicht Teamkollege Bottas. Doch aus Sorge um die Hinterreifen, wie im Vorjahr das große Mercedes-Problem, bremsten die Ingenieure Hamilton etwas zu stark. Teamchef Toto Wolff zeigte sich im Ärger solidarisch mit seinem Piloten: "Punkte, die du liegen lässt, schmerzen besonders."

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Valtteri Bottas

Bahrain Grand Prix

Quelle: REUTERS

Eine, vielleicht zwei Runden mehr noch, und Sebastian Vettel hätte seine Führung am Ende sicher nicht mehr verteidigen können. Doch Valtteri Bottas (r.) hatte bei seiner Aufholjagd auf den Spitzenreiter nur den einen Versuch im allerletzten Umlauf, und der reichte eben trotz Spitzentempo 310 nicht, um vorbeizukommen. Als Vierter gestartet, als Zweiter im Ziel - das ist ordentlich, sogar sehr ordentlich. Aber natürlich nicht das, was sich die Mercedes-Taktiker erhofft hatten. War er zu zaghaft? Immerhin: Der Finne hat gezeigt, dass auf ihn Verlass ist. Wenig zimperlich hat er sich am Start an seinem Landsmann Kimi Räikkönen vorbeigeschoben, das störte die Kreise der Ferrari. Aber natürlich haderte der Mann mit der Nummer 77: "Man denkt über jede Runde und jede Kurve des Rennens nach, ob man nicht irgendwo etwas verschenkt hat."

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Fernando Alonso

F1 Grand Prix of Bahrain

Quelle: Getty Images

Stolz ist der wahre innere Antrieb für Fernando Alonso, der sich auch mit 36 noch in den Kopf gesetzt hat, irgendwann mal wieder Weltmeister zu werden. Zum dritten Mal. Erst hat er es nach den Titeln mit Ferrari probiert, da war er das Problem. Dann bei McLaren, da war der Honda-Motor das Problem. Jetzt fährt das - mindestens so stolze - britische Team mit Renault-Leihmotoren, und zum ersten Mal seit 2014 wieder mit beiden Autos in die Punkte. Aber Platz sieben für den Asturier vor seinem Teamkollegen Stoffel Vandoorne sind nur gemessen an dem völlig verkorksten Qualifying ein Erfolg. Alonso weiß das, und er hatte nur ganz am Anfang richtig Spaß, als er nach dem munteren Wechselspiel am Start plötzlich Lewis Hamilton im Rückspiegel sah: "Da wusste ich, dass es nicht ganz so schlecht gelaufen sein konnte." McLaren zelebrierte dennoch ein trauriges Jubiläum: 100 Rennen in Folge ohne Sieg.

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Pierre Gasly

F1 Grand Prix of Bahrain

Quelle: Getty Images

Sechs Rennen in der Formel 1, nicht einmal in den Punkten. Es ist zu bezweifeln, dass große Teile der Welt die Berufung des Franzosen im letzten Drittel der Saison 2017 überhaupt mitbekommen haben. Einmal Zwölfter in Brasilien, das war das beste Resultat. Jetzt hat der 22-Jährige zwölf Punkte für Toro Rosso geholt, als Vierter direkt hinter den ganz Großen. Ein Platz, der nicht geschenkt, sondern verdient war. "Heute ist er zum Mann geworden", sagt Helmut Marko, der Talentspäher für den Red-Bull-Ausbildungsbetrieb. Es ist zugleich das beste Resultat für den Motorenlieferanten Honda, seit die Japaner vor drei Jahren mit McLaren in die Formel 1 zurückgekehrt sind. Das ist die eigentliche Genugtuung, auch für Toro Rosso. Denn der Wechsel der Motoren vor der Saison war, freundlich ausgedrückt, nicht unbedingt der Wunsch von Teamchef Franz Tost. Jetzt gucken sie auch beim Mutterrennstall Red Bull interessiert auf das Junior-Team, denn Honda kündigt weitere Entwicklungen an.

© sz.de/jki
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