Sieben Kurven:"Ich bin übrigens der Max"

Max Verstappen ist der heimliche Sieger des Rennens in China, Fernando Alonso flüchtet sich in Sarkasmus und der Ferrari-Boss wundert sich über Kimi Räikkönen. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Von Elmar Brümmer

Fernando Alonso

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(Foto: Getty Images)

Der Mann kann sich nur wiederholen, aber am Sarkasmus ändert das nichts: "Es war eines der besten Rennen, die ich gefahren bin", sagt der McLaren-Pilot, nachdem der Große Preis von China für ihn nach 33 der 56 Runden beendet war. Wieder eine Nullnummer, wieder ein technisches Problem mit dem Honda-Antriebsstrang, und wieder hatte er auf Punktekurs gelegen. Tapfer sagt der Spanier: "Ich bin trotzdem lieber hier als zuhause im Supermarkt." Fragt sich nur: wie lange? McLaren verhandelt schon mit Mercedes, um in Zukunft bessere Leihmotoren zu bekommen. Alonso würde gern mit Mercedes verhandeln, denn er weiß, dass dort Valtteri Bottas nur einen Ein-Jahres-Kontrakt hat. Im Sommer gehen die Vertragsgespräche los - ob die Geduld des 35-Jährigen so lange hält? Es müssten schon ein paar wirklich beste Rennen folgen.

Max Verstappen

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(Foto: Getty Images)

Von Platz 16 ins Rennen, das gilt eher als aussichtslos. Außer, man ist einer, der so oft überholt wie kaum ein anderer. In der ersten Runde hatte sich der Niederländer schon neun Gegner geschnappt, dann positionierte er sich in der Gefolgschaft von Hamilton und Vettel. Das Publikum feierte ihn wie einen Sieger, er wurde zum Mann des Rennens gewählt. Am Ende stand Verstappen, nach einem heftigen Duell mit seinem Red-Bull-Teamkollegen Daniel Ricciardo, tatsächlich auf dem Podium. Zum 100. Mal für einen Piloten aus der Rennabteilung des Getränkekonzerns. Dort oben bezeichnete ihn Sieger Hamilton (lobend) "als diesen Jungen da". Worauf der Junge, 19 Jahre alt, ihm die Hand reichte: "Ich bin übrigens der Max." Wieder hatte Verstappen das Rennen indirekt mitentschieden - in Melbourne war er ein Überholhindernis für Hamilton gewesen, diesmal für Vettel.

Valtteri Bottas

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(Foto: Getty Images)

Dass bloß eine Woche zwischen dem Großen Preis von China und dem nächsten Rennen in Bahrain liegt statt der üblichen zwei, ist für den Finnen an der Seite von Lewis Hamilton das beste nach dem Ende des Rennens gewesen. Bottas drängt auf Wiedergutmachung. Als Dritter gestartet, als Sechster im Ziel, das ist ein klarer Abwärtstrend - und wenn dann der Teamkollege das Rennen noch gewinnt... "Es war ein blöder Fehler", sagt Bottas, der sich hinter dem Safety-Car mit kalten Reifen gedreht hatte. Damit musste er Abschied nehmen vom Podiumskurs und sich wieder nach vorn kämpfen. Das tat er bravourös, am Ende fehlten zum dritten Platz nur 3,7 Sekunden. "Wir haben noch immer die Chance auf Platz vier, Nico ... ich meine Valtteri. Also mach' weiter Druck", funkte ihm sein Renningenieur. Noch ein Gegner: der lange Schatten von Vorgänger Rosberg.

Antonio Giovinazzi

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(Foto: dpa)

Der Ersatzmann für Pascal Wehrlein hat vermutlich sein letztes Rennwochenende im Schweizer Sauber-Rennstall bestritten, denn der Worndorfer soll nach Worten von Mercedes-Talentmanager Toto Wolff nächste Woche endlich fahrtüchtig sein. Der Italiener hat seinen Gastgebern dabei eine Menge Arbeit beschert. Er hatte sich in Schanghai schon für den zweiten Abschnitt des Qualifyings qualifiziert, als er noch einmal eine besonders gute Runde hinlegen wollte - stattdessen landete er spektakulär in den Reifenbarrieren. Das Auto war mehr oder weniger Schrott. Das gleiche passierte ihm im Rennen an der fast gleichen Stelle wieder, daraufhin wurde das Rennen neutralisiert. "Natürlich ist mir das unangenehm", sagt der 23-Jährige aus dem Nachwuchskader von Ferrari, "daraus muss ich meine Lehren ziehen." Vor allem, falls sich Wehrleins Genesung doch noch hinziehen sollte.

Sebastian Vettel

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(Foto: AP)

Zweiter, aber zusammen mit Lewis Hamilton noch WM-Führender, Ferrari hat trotz der Niederlage die Frühform bestätigt. Gegen das Strategiepech nach dem frühen Reifenwechsel war der Heppenheimer machtlos, er tat was er konnte und was ihm am meisten Spaß macht: überholen auf der letzten Rille - gegen Räikkönen, Ricciardo und Verstappen. Unterhaltsam für ihn und für das Publikum. "Wir haben das schon richtiggemacht", funkte er noch auf der Auslaufrunde, "aber wir sind die Schnellsten, Mann, die Schnellsten! Nächstes Mal gewinnen wir." Es will schon etwas heißen, wenn er als Geschlagener so gute Laune hat. Aber Vettel kann das begründen: "Ich kann in diesem Jahr das ganze Rennen über Druck machen. Aber für mich bleibt Mercedes das Maß der Dinge. Wir waren einmal davor, jetzt einmal dahinter. Ich versuche, die Dinge nicht zu verkomplizieren." Soll heißen: er will einfach so weitermachen.

Lewis Hamilton

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(Foto: Getty Images)

Der Grand Slam des Motorsports, die Kombination von Pole-Position, Rennsieg, Rundenbestzeit und der Führung über alle Rennrunden, ist ein hübscher Nebeneffekt des perfekten Auftrittes beim Comeback der Siegerpfeile. Lewis Hamilton freut sich vor allem darüber, dass er mit Sebastian Vettel auf Augenhöhe kämpfen kann, und er erwartet ein Duell, intensiver als er es in seiner Karriere bisher führen musste. Genau den Kampf, den er sucht, mit einem Gegner, den er respektiert und der ihn respektiert: "Es wird Zeiten geben, in denen es noch enger wird, wenn das Safety-Car keine Rolle spielt. Darauf freue ich mich. Es ist ein Rennjahr, in dem alles passen muss." Immer dann, wenn die so schwierig wie auf dem Shanghai International Circuit sind, wächst Hamilton über sich hinaus. "An solch' schwierigen Tagen willst du niemanden anders im Auto haben als Lewis", gesteht Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Kimi Räikkönen

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(Foto: AFP)

Dass der älteste Formel-1-Pilot seinen Job behalten durfte, war eher überraschend. Aber Ferrari wollte Erfahrung und Ruhe, und dafür sollte der Iceman sorgen. Doch wie schon in Melbourne kam es beim Finnen auch in Schanghai zu einem unerklärlichen Leistungsabfall, er wurde am Ende Fünfter. Zwischenzeitlich hielt er sogar den Teamkollegen Sebastian Vettel auf, was Zaungast Sergio Marchionne gar nicht schmeckte. Der mächtige Fiat-Chef verlangt Erklärungen über die Formschwäche - und forderte den Ferrari-Teammanager Maurizio Arrivabene auf, möglichst schnell das Gespräch mit dem 37-Jährigen zu suchen. Er verlange mehr Aggressivität, sagt Marchionne. Die zeigte Räikkönen nur am Funk, was ungewöhnlich für den Schweiger ist - er beschwerte sich über Reifen, Motor und Taktik. Die Diskussionen dürften weitergehen - vor allem in den italienischen Medien.

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