Sieben Kurven der Formel 1:Hamilton frisst Vettel auf

Der Brite gewinnt das entscheidende Rad-an-Rad-Duell, der Deutsche ist glücklich und verärgert zugleich. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Von Elmar Brümmer, Barcelona

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Nico Hülkenberg

Spanish F1 Grand Prix

Quelle: Getty Images

Er liebt die sachlichen Auftritte, und deshalb wollen wir genauso anfangen: zum dritten Mal in Serie in den Punkten, der sechste Platz als bislang bestes Saisonergebnis, dafür acht Zähler eingefahren. Der Rennfahrer aus Emmerich hat sich erst an das Renault-Werksteam gewöhnen müssen, aber mit gestiegenem Vertrauen steigen auch die Leistungen. Den Großen Preis von Spanien will "Hulk" trotzdem nicht unbedingt in seine Bewerbungsmappe aufnehmen: "Ich habe gar nicht so viel gemacht, die Kollegen vor mir haben sich selbst rausgehauen. Ich bin sauber durchgekommen, dadurch habe ich Plätze gut gemacht." Das ist jetzt aber auch zu bescheiden: Entscheidend für das beste Resultat der Franzosen war vor allem der Sprung vom enttäuschenden 13. Startplatz auf Rang sieben am Start. "Ich fühl mich jetzt wohl im Auto", sagt Hülkenberg über die für ihn wichtigste Erkenntnis des Europastarts.

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Lewis Hamilton

Spanish F1 Grand Prix

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Mercedes-Taktiker zu sein, ist nicht leicht, wenn Lewis Hamilton den Start verpennt. Dann muss a) die Strategie von Ferrari gekontert und b) die Ungeduld des Getriebenen im Zaum gehalten werden. Heraus kommt dann ein dramatisches Rad-an-Rad-Duell mit Sebastian Vettel und ein Überholmanöver mit Überschuss, dazu der zweite Saisonsieg und die dritte schnellste Runde des Jahres. Mercedes-Teamaufsichtsrat Niki Lauda hat hingegen eine einfache Logik: "Hätten wir den Lewis nicht, hätten wir nicht gewonnen." Über den Kampf zum Sieg, das ist ihm das Wertvollste - und Sebastian Vettel auch. Da haben sich zwei gefunden zum Duell des Jahres. "So soll Rennsport sein, so eng, wie es diesmal war", freut sich der Brite, "Sebastian war richtig schnell und unglaublich nah dran." Zwei Kilo Körpergewicht, schätzt der Sieger, haben ihn die Anstrengungen über 66 Runden gekostet.

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Sebastian Vettel

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Quelle: AFP

In dem alles entscheidenden Überholmanöver beim Großen Preis von Spanien fühlte sich der WM-Spitzenreiter regelrecht "aufgefressen" von Lewis Hamilton, weshalb er selbst etwas verärgert war. Ferrari hat ohne große sichtbare Veränderungen am Auto gegen den generalüberholten Silberpfeil nicht an Boden verloren. Der Titelkampf auf Augenhöhe kann daher weitergehen. Vettels Raketenstart samt Quetschmanöver an Hamilton vorbei, sein kurzer Überholprozess mit Valtteri Bottas, und dann die Jagd nach dem verlorenen ersten Platz: Das neue große Duell der Formel 1 macht schon nach fünf Rennen richtig Laune. Und Vettel spricht davon, dass er glücklich ist, die Chance zu haben, gegen Mercedes kämpfen zu können. Ein Glückszustand mit vielen Nuancen.

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Max Verstappen

Spanish F1 Grand Prix

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Zu den 18 Jahren und 228 Tagen, die den Niederländer immer noch als den jüngsten Sieger eines Formel-1-Rennens markieren, muss ein Jahr dazugerechnet werden. Aus dem Debütant im Top-Team Red Bull ist ein gestandener Spitzenfahrer geworden, auch wenn er erst 19 Jahre alt ist und seit dem Sieg in Barcelona kein Rennen mehr gewinnen konnte. Das ärgert ihn, aber es nervt ihn nicht so wie die Fragen nach Barcelona 2016: "Natürlich war es schön damals. Aber ich schaue nicht zurück, sondern nach vorn. Denn ich bin nicht in der Formel 1, um nur ein Rennen zu gewinnen. Ich will mehr." Red Bull hat seinem Dienstwagen ein technisches Upgrade verpasst, dass doch besser funktioniert als gedacht. Doch der fünfte Startplatz ist auch alles, was er aus Katalonien mitnimmt: "Ein unglücklicher Start, der gleichzeitig das Ende ist." Kimi Räikkönen wird von Valtteri Bottas angeschubst, im Domino-Effekt drückt der Finne Verstappen mit raus.

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Fernando Alonso

Spanish F1 Grand Prix

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Wenn das Wochenende mit einem kapitalen Motorschaden in der ersten Kurve der ersten Trainingsrunde anfängt, dann droht bei McLaren-Honda wieder das fortgesetzte Debakel. Alonso ging erstmal Tennis spielen, während sein Wagen repariert wurde. Und dann schaffte er es samstags tatsächlich, das Montagsauto der Saison auf dem siebten Startplatz zu parken. Eine Geste an die Fans, aber vor allem eine an das Team, mit dem er über eine Vertragsverlängerung nur reden will, wenn die Perspektive stimmt (sprich: Siege drin sind). Bei McLaren wissen sie, dass sie den stolzen Asturier mehr denn je brauchen. Im Rennen läuft es nicht so gut, sein Ex-Ferrari-Teamkollege Felipe Massa drängt ihn von der Piste. Aber Platz zwölf ist ein Lebenszeichen - und trotzdem schnell vergessen. Nach dem Rennen fliegt Alonso direkt in die USA, zum ersten Training für die 500 Meilen von Indianapolis.

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Pascal Wehrlein

Spanish F1 Grand Prix

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Wer ein Auto hat, das weder von der Aerodynamik noch vom Motor mithalten kann, dem bleiben nur zwei Möglichkeiten: einen möglichst guten Start hinlegen oder eine clevere Taktik anwenden. Beides zusammen hat dazu geführt, dass Spätzünder Pascal Wehrlein dem Sauber-Rennstall die ersten Punkte des Jahres bescherte. Am Start schoss er von 15 auf zehn, als es in die virtuelle Safety-Car-Phase ging, war der nicht unumstrittene Sigmaringer Fünfter. Seine Einstopp-Strategie zahlte sich aus, er fuhr als Siebter durchs Ziel. Weil er aber den Funkspruch zum Reifenwechsel zu spät gehört hatte, musste er auf dem Weg zur Box illegal abkürzen - fünf Sekunden Zeitstrafe. Aber Achter und vier WM-Punkte sind immer noch mehr, als er sich erträumen konnte: "Ich musste jede Runde wie ein Qualifying fahren, und trotzdem die Reifen nicht ruinieren." Der Mercedes-Junior gilt als einer der gefühlvollsten Männer im Cockpit.

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Die neue Formel 1

F1 Paddock Spain

Quelle: dpa

Die Show verbessern, dass ist der Part von Liberty Media, dem neuen Mehrheitseigentümer an der Formel 1. Dazu gehört nicht zwingend, dass Ex-Zampano Bernie Ecclestone weiterhin als Frühstücksdirektor durch die Gegend läuft. Aber viel Farbe, Aktionskünstler, mehr Auftritte der Rennfahrer bei und für die Fans und eine Bar mit alkoholfreiem Bier mitten im Fahrerlager sollen zum neuen Image beitragen. Das mag alles Strategie sein, aber das neue Grand-Prix-Gefühl funktioniert auch spontan. Als die Kameras einen kleinen Jungen in Ferrari-Kluft einfangen, der nach Kimi Räikkönens frühem Ausscheiden gar nicht mehr aufhört, zu weinen, handeln die PR-Strategen: Samt seiner Eltern wird der französische Junge ins Fahrerlager geleitet, bekommt eine Audienz bei Ferrari, trifft sein finnisches Idol - und plötzlich lachen beide wieder.

© Süddeutsche.de/ebc/dd
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