Shaqiris Rolle beim FC Bayern:Nur eine luxuriöse Ergänzung

1. FC Koeln v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Xabi Alonso und Juan Bernat freuen sich, Xherdan Shaqiri würde gern mehr Einsatzzeit bekommen (von links nach rechts).

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Grimmiges Gesicht, gequältes Lächeln: Xherdan Shaqiri macht bei seinem Kurzeinsatz in Köln deutlich, dass er mit seiner Reservistenrolle beim FC Bayern nicht glücklich ist. Einen Vereinswechsel im Winter schließt er nicht aus.

Von Sebastian Fischer, Köln

Als dann alles entschieden war, Arjen Robben sich müde gelaufen hatte und sich das Spiel des FC Bayern München beim 1.FC Köln dem Ende näherte, strich sich Xherdan Shaqiri sein Trikot mit der Nummer elf auf dem Rücken glatt, setzte eine ernste Miene auf, klatschte in Robbens Hände und trabte auf den Rasen im Kölner Stadion.

Sein erster Ballkontakt war ein zu kurzer Eckstoß. Sein zweiter Ballkontakt war ein Rückpass zu Mehdi Benatia. Sein dritter Ballkontakt sollte die Annahme eines halbhoch geflankten Passspiels von Xabi Alonso sein, doch der Ball titschte unter Shaqiris gelbem rechten Schuh hindurch ins Seitenaus. Jetzt blickte der Schweizer nicht mehr nur noch ernst, sondern grimmig. Patzig zupfte er sich die Stutzen über die Knie.

"Das weiß ich auch nicht"

Eine halbe Stunde später hatte Shaqiri das grimmige Gesicht zu einem gequälten Lächeln verzogen. Pflichtbewusst sprach er über den wichtigen 2:0-Sieg gegen Köln, über das System seines Trainers, das die Mannschaft immer besser verinnerliche und über die kommende Aufgabe in der Champions League bei ZSKA Moskau: "Eine gute Mannschaft, das wird nicht einfach." Doch kurz sprach er auch über sich selbst und seinen 14 Minuten kurzen Einsatz. Er sagte: "Das weiß ich auch nicht." Shaqiri war gefragt worden, was er denn unternehmen müsse, um mehr zu spielen.

Xherdan Shaqiri, 22, ist jetzt in seiner dritten Saison beim FC Bayern und an einer entscheidenden Stelle seiner jungen Karriere. In der vergangenen Saison absolvierte der Schweizer Nationalspieler in der Bundesliga 17 Spiele und schoss sechs Tore, er war nie der Hauptdarsteller im Ensemble von Pep Guardiola, und doch hatte er meist gute Laune.

Es gab selten ein Bild von ihm, auf dem er nicht grinste, passend zu seiner lustigen Irokesenfrisur. Guardiola konnte Shaqiri immer einwechseln, dann war er für ein paar spektakuläre Aktionen gut und manchmal sogar spielentscheidend.

Doch dann kam die Weltmeisterschaft in Brasilien. Shaqiri spielte stark, war auf der größtmöglichen Bühne eine Führungsfigur. Plötzlich gehörte der 1,69 kleine Kraftprotz zu den Großen und wollte eine Hauptrolle einnehmen. Doch in München, das wusste er, würde das noch nicht funktionieren, deshalb wollte er wechseln. Der FC Liverpool, Juventus Turin und Atlético Madrid meldeten Interesse an, doch der FC Bayern blockte ab. Und seitdem ist Shaqiris Laune nicht mehr die beste.

Natürlich sei er enttäuscht, sagte er am Samstagabend. Die Einwechslung in Köln war sein vierter Saisoneinsatz, erst einmal, auf Schalke, spielte er über die volle Distanz. In Hamburg vor einer Woche erhielt er erneut die Chance von Beginn an - und nutzte sie nicht. Für den FC Bayern war es eine gute, ja zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison eine großartige Nachricht, in welch guter Verfassung sich die WM-Fahrer Mario Götze und Arjen Robben auf den Flügelpositionen präsentierten. Für Shaqiri war es keine so gute Nachricht.

"Eins ist klar: Mit zehn Spielern wirst du nicht deutscher Meister", hat Matthias Sammer unter der Woche gesagt, als er seiner Rolle als Mahner des Rekordmeisters zum ersten Mal in dieser noch jungen Saison gerecht wurde. Es war auch ein Aufruf an Shaqiri, der vor zwei Wochen offensiv mehr Einsatzzeiten eingefordert hatte und auch die Option eines Wechsels in der Winterpause noch nicht abgeschrieben hat. "Wenn wir am Ende des Jahres einen finden, der nicht viel Einsatzzeit hatte und ein Stinkstiefel war, dann wirst du auch nicht Meister", sagte Sammer.

Fast zwölf Millionen war der Schweizer den Münchnern im Sommer 2012 wert, sein Vertrag läuft noch zwei Jahre lang. Mittlerweile ist Shaqiris Marktwert gestiegen, doch das ändert nichts daran, dass er beim FC Bayern derzeit nur eine luxuriöse Ergänzung ist. Mit angestrengt lächelnder Miene fügte er in den Katakomben des Kölner Stadions an, dass bald Franck Ribéry zurückkehren werde. Die Rückkehr des Franzosen macht längere Einsätze für Shaqiri noch einmal unwahrscheinlicher.

Es wirkte sinnbildlich, wie die Mannschaft den Sieg in der Kurve mit den Fans feierte: Die Münchner Spieler fassten sich zur Laola an den Händen, Shaqiri stand ganz links am Rand. Immerhin gelangen seine weiteren Ballkontakte in den letzten Minuten des Spiels gegen geschlagene Kölner: Nachdem er sich die Stutzen zurechtgezurrt hatte, nahm er die nächsten Anspiele gekonnt mit der Innenseite an, spielte ein paar Pässe, trickste ein wenig. Es bleiben vorerst die kleinen Erfolge in der Nebenrolle, mit denen Xherdan Shaqiri vorlieb nehmen muss.

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