Serge Gnabry beim DFBEr ist jetzt ein „Vorbildspieler“

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Dreh- und Angelpunkt: Serge Gnabry überzeugt gegen Luxemburg nicht nur als Torschütze und Offensivkraft.
Dreh- und Angelpunkt: Serge Gnabry überzeugt gegen Luxemburg nicht nur als Torschütze und Offensivkraft. (Foto: Michael Probst/AP)
  • Serge Gnabry überzeugt beim 4:0-Sieg gegen Luxemburg als Führungskraft und wird von Bundestrainer Nagelsmann als "Vorbildspieler" gelobt.
  • Gnabry profitiert sowohl beim FC Bayern als auch im Nationalteam davon, dass wichtige Konkurrenten wie Musiala und Havertz verletzt fehlen.
  • Sobald Musiala und Havertz wieder fit sind, dürfte sich die Hierarchie im WM-Jahr wieder zu Gnabrys Ungunsten ändern.
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Serge Gnabry überzeugt gegen Luxemburg als Führungskraft im Nationalteam. Das Dilemma: Wie beim FC Bayern profitiert er davon, dass Konkurrenten fehlen, die im WM-Jahr als Topspieler eingeplant sind.

Von Sebastian Fischer, Sinsheim

Wenn es in der Vergangenheit um die Vorzüge des Fußballers Serge Gnabry ging, war meistens von seinen Dribblings die Rede, seiner Stärke im Abschluss. Es war also eine Neuigkeit, die Julian Nagelsmann nach dem 4:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft in Sinsheim in der Pressekonferenz mitteilte. Gnabry, sagte der Bundestrainer, sei einer der „Vorbildspieler“ gewesen, „was diese Gier angeht“.

Welche Szene Nagelsmann im Kopf hatte, als er dieses für Gnabry eher ungewöhnliche Lob verteilte, musste jedem klar sein, der das Spiel gesehen hatte. In der 31. Minute hatte der klar unterlegene Gegner eine seiner ganz wenigen Konterchancen. Aleksandar Pavlovic, der ansonsten kaum den Ball verlor, scheiterte mit einem Dribbling am gegnerischen Strafraum. Der für die Absicherung der rechten Seite zuständige Joshua Kimmich war bereits in die Tiefe gestartet, um eine mögliche Anspielstation zu sein. Es entstand also eine Lücke, aber das erkannten nicht nur die Luxemburger, sondern auch Gnabry, der gut 60 Meter in die eigene Hälfte sprintete und den Ball einem Luxemburger vom Fuß und ins Seitenaus grätschte. Die Besetzung der deutschen Auswechselbank sprang auf und applaudierte.

Gnabry, 30, trug zum Erfolg nicht nur diese Grätsche bei, er war gegen die Luxemburger, die nicht erst nach der roten Karte für ihren Verteidiger Dirk Carlson (21.) mit allen Mann den Strafraum versperrten, der effektivste Offensivspieler. Er holte den Freistoß vor dem 1:0 durch David Raum genauso heraus wie den Handelfmeter, der den Platzverweis und das 2:0 zur Folge hatte. Das 3:0 kurz nach der Pause schoss er dann selbst. Wie beim FC Bayern spielte er auf der Zehnerposition, am Freitag zwischen Florian Wirtz und Karim Adeyemi. „Serge spielt ‚ne super Saison“, sagte Nagelsmann. Jetzt habe er auch für den DFB „sein bestes Spiel seit Langem gemacht“.

Nun war es allen klar, den Erfolg gegen die Nummer 96 der Weltrangliste nicht überzubewerten. Das galt auch für Gnabry, der im ARD-Interview auf die Frage, ob er in der besten Form seines Lebens sei, antwortete, das sei „vielleicht ein bisschen zu hoch gegriffen“. Klar ist: Es läuft für ihn so gut wie lange nicht. Klar ist auch: Das liegt nicht nur an ihm.

Beim FC Bayern hat Gnabry davon profitiert, dass der Klub im Sommer Thomas Müller, Leroy Sané und Kingsley Coman abgegeben hat und Jamal Musiala verletzt fehlt. Gnabry ist aktuell Stammspieler, in sechs Ligapartien war er an sechs Toren beteiligt. Wie herausragend die Münchner in die Saison gestartet sind, hat viel mit ihm zu tun. Passenderweise in seinem letzten Vertragsjahr, in dem er sich für eine neue Abmachung empfehlen muss, hat er gute Aussichten, jene Kritiker zu widerlegen, die finden, er würde, gemessen an seinem Wert, für den Klub zu viel verdienen.

Es helfe Gnabry, sagte Nagelsmann vor dem Spiel gegen Luxemburg über dessen Situation in München, ein anderes Gefühl auf dem Platz zu haben: „Wenn du nur 20 Minuten spielst oder weißt, da sitzen zwei Topspieler draußen, dann bist du ein bisschen mehr gezwungen und bist vielleicht nicht ganz so befreit.“ Der Bundestrainer wollte das nicht als Kritik verstanden wissen, aber Gnabry sei nun mal ein Spieler, der oft über seine Leistung nachdenke. „Jetzt kann er in die Spiele gehen und sich auch mal 90 Minuten in den Dienst der Mannschaft stellen, ohne ein Tor zu schießen und eine Vorlage zu machen, und hat trotzdem das gute Gefühl, dass er im nächsten Spiel wieder von Anfang an ran darf.“

Sobald Musiala und Havertz wieder fit sind, dürfte sich die Hierarchie wieder ändern

Im Nationalteam ist es ähnlich. Zwar liegt er in der Hierarchie anders als bei der EM 2024 vor dem alten Münchner Kollegen Sané, der gerade bei Galatasaray Istanbul öfter auf der Bank sitzt und von Nagelsmann nicht nominiert wurde. Als möglicher Konkurrent für die Offensivreihe hinter dem vordersten Stürmer fehlt aber nicht nur Musiala, sondern auch Kai Havertz. Sind beide im Frühjahr wieder fit, wird Gnabry in Vorbereitung auf die WM im Nationalteam entweder wieder das Gefühl spüren, dass Topspieler draußen sitzen – oder selbst draußen sitzen.

Andererseits ist es bei der Vielzahl an Vereinsspielen nahezu ausgeschlossen, dass Gnabry beim FC Bayern in einem bekanntlich nicht besonders breiten Kader zu wenig Spielpraxis erhalten wird. Und im Nationalteam hat er den Vorteil eines Trainers, der ihn seit Jahren kennt und schätzt: Gnabry war schon in Hoffenheim und dann in München Spieler unter Nagelsmann.

Der Bundestrainer sagte am Freitag auch, was das Wichtigste für Gnabrys aktuell starke Form sei: dessen körperliche Verfassung. Mal waren es Verletzungsprobleme, die ihm in den vergangenen Jahren zu schaffen machten, mal wirkte er nicht ganz austrainiert. Es mache gerade Spaß, „und der Körper macht auch mit“, sagte Gnabry.

So wie 2019, als der Bundestrainer Joachim Löw ihm eine Einsatzgarantie gab, wird es dauerhaft wohl nie mehr werden. Damals waren Wirtz und Musiala noch Jugendliche. Aber vorerst, mindestens bei den drei verbleibenden WM-Qualifikationsspielen beginnend mit jenem am Montag in Nordirland, kommt es garantiert auf Gnabry an. Auf seine Dribblings, seine Abschlüsse, seine Grätschen.

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