Serena Williams:"Mein Körper lernt zum Glück sehr schnell"

Serena Williams: Serena Williams: Wie steht es derzeit um ihre Form?

Serena Williams: Wie steht es derzeit um ihre Form?

(Foto: AP)
  • Serena Williams startet den nächsten Versuch, ihren 24. Grand-Slam-Erfolg zu erzielen - und damit gleichzuziehen mit Rekordhalterin Margaret Court.
  • Sie ist Mutter, Geschäftsfrau, Designerin, Gleichstellungsaktivistin und Vorkämpferin für eine Reihe von lobenswerten Anliegen.
  • Die Tennisszene rätselt: Wie gut ist sie derzeit?

Von Barbara Klimke, London

In diesem Sommer ist ein Strickpulli das Signal. Ein weißes, langärmeliges Top aus Seide-Baumwolle-Mix mit Emblem: einem geschwungenen "S" in den Wimbledon-Vereinsfarben lila-grün. Vor großen Turnieren verschickt Serena Williams regelmäßig eine E-Mail an ihre Follower und potenzielle Kunden ihrer Kleiderkollektion. Ehe sie an diesem Dienstag ihren ersten Ball in London übers Netz drischt, ist das gute Stück, Einzelpreis 89 US-Dollar, bereits ausverkauft.

Serena Williams, 37 Jahre alt und 23-malige Grand-Slam-Siegerin, erfüllt seit Jahren mehr Rollen als nur die der erfolgreichsten Tennisspielerin und meistverdienenden Athletin der Gegenwart. Sie ist Mutter, Geschäftsfrau, Designerin, Gleichstellungsaktivistin und Vorkämpferin für eine Reihe von lobenswerten Anliegen. Was sich übrigens auch in ihren Mode-Unternehmungen widerspiegelt.

Ihre zebragestreiften Kimonos oder T-Shirts mit Motivationsaufdruck ("Be Greater") vertreibt sie keineswegs nur in den sonst üblichen, teils weltfremden Elfen-Größen, sondern auch in großzügigeren Schnitten: XL, 1X, 2X und 3X. Serena, so die Botschaft, ist für alle da: für Klein, Groß und Oversize.

"Die Einzige, die anderen Furcht einjagt"

In ihrem Kerngeschäft als Tennisspielerin tritt sie allerdings nicht mehr ganz so häufig wie früher in Erscheinung, seit sie als berufstätige Mutter auf Reisen für ihre Tochter Alexis Olympia sorgen muss. Fünf Wettbewerbe nur hat sie in diesem Jahr bestritten, bei den Australian Open im Januar kam sie bis ins Viertelfinale, danach hat sie dreimal, in Indian Wells, Miami und Rom, wegen einer Viruserkrankung und einer langwierigen Knieverletzung vorzeitig aufgeben müssen. In Paris bei den French Open war in der dritten Runde Schluss.

Gleichwohl wirkt ihre Anreise zu einem Turnier noch immer wie ein Fanal - angekündigt mit einem neuen Fummel aus ihrer "Limited Edition" und begleitet vom ehrfürchtigen Raunen der Gegnerschaft und Expertenschar. Martina Navratilova, Rekord-Champion in Wimbledon mit sagenhaften neun Trophäen, hat in der Times gerade wiederholt, dass Serena Williams, die siebenmalige Siegerin, diejenige Frau sei, gegen die sich alle anderen im Feld erst einmal behaupten müssen. Obwohl sie nur "begrenzte Matchpraxis" hatte, sei sie die "Einzige, die anderen Furcht einjagt".

Sie will endgültig die Beste sein

Tatsächlich aber ist die wahre Form der dominierenden Spielerin des 21. Jahrhunderts vor dem ersten Aufschlag gegen die italienische Qualifikantin Giulia Gatto-Monticone, Weltranglistenposition 161, weiterhin rätselhaft. Womöglich sogar für sie selbst. "Ich fühle mich endlich wieder besser", sagte Williams in Wimbledon: "Jeden Tag geht ein bisschen mehr. Mein Körper lernt zum Glück sehr schnell." Nach der Niederlage bei den French Open war sie nicht nach Miami zurückgeflogen, sondern in Paris geblieben, um dort mehrere Ärzte zu konsultieren. Außerdem hatte sie dort zufällig die Gelegenheit, im selben Fitnessstudio zu trainieren, in dem die englische Fußballnationalmannschaft der Frauen, "The Lionesses", ihre Einheiten absolvierten. Sehr beeindruckend seien deren Bauchmuskelübungen gewesen, berichtete Williams: Die Löwinnen des Sports waren in Paris gewissermaßen unter sich.

Löwenkräfte wird Williams, inzwischen die Nummer zehn im Ranking, brauchen, wenn sie ihr Karriereziel erreichen will. Kurzfristig an die Spitze der Hackordnung zurückzukehren, liegt jedenfalls nicht mehr in ihrem Interesse, wie sie eher beiläufig zu erkennen gab. Als sie auf einer Pressekonferenz erfuhr, dass die French-Open-Siegerin Ashleigh Barty nun auch Weltranglistenerste sei, gab sie sich überrascht: "Wow, großartig!", sagte sie: "Freut mich für sie."

Serena Wiliams stellt etwas zu Dominic Thiem klar

Ihre eigenen Ambitionen sind längst losgelöst von Augenblickserfolgen und eher in historischen Kategorien zu fassen. Serena Williams will den 24. Titel bei den Grand-Slam-Turnieren (Australian Open, French Open, Wimbledon, US Open) erobern und gleichziehen mit der 76 Jahre alten Rekordhalterin Margaret Court. Um endgültig als die Beste zu gelten, braucht sie noch einmal sieben siegreiche Matches in Wimbledon. Einfach wird das nicht, weil auf ihrer Seite des Tableaus Barty und Angelique Kerber lauern, jene Gegnerin, die ihr im Finale vor einem Jahr den großen Triumph entriss.

Und weil Serena William mit 37 längst an ihrem Erbe in diesem Sport arbeitet, war ihr auch daran gelegen, mit einem vermeintlichen Missverständnis aufzuräumen, das ihren Ruf beim letzten öffentlichen Auftritt beschädigt hat. Nach ihrer Niederlage in Paris war es ihr so eilig mit dem Pflichttermin vor der Presse, dass aus dem Interviewraum ein dort sitzender Kollege mitten im Vortrag herauskomplimentiert wurde: der Österreicher Dominic Thiem, der der Diva eine "schlechte Persönlichkeit" attestierte. Williams erklärte nun, sie habe keineswegs darauf bestanden, dass Thiem den Raum verlässt. Im Gegenteil: "Ich mag ihn ja!" Stattdessen hätten die Organisatoren gegen ihren Willen gehandelt. Überhaupt, erklärte Serena Williams, sei sie "zu alt" für solch kleinlichen Streit. Aber: Das heißt nicht, dass sie zu alt ist, um Trophäen zu gewinnen.

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