Serena Williams:Ein Catsuit, über den alle reden

Serena Williams: Outfit mit Botschaft: Serena Williams bei den French Open in Paris.

Outfit mit Botschaft: Serena Williams bei den French Open in Paris.

(Foto: AFP)
  • Serena Williams taucht bei den French Open in einem ungewöhnlichen Outfit auf, mit dem sie eine besondere Bedeutung verknüpft.
  • "Es fühlt sich an, als repräsentiere das Dress alle Frauen, die mentale und körperliche Probleme durchstehen mussten und nun zurückkommen sollen, mit Vertrauen und Glauben an sich selbst", erklärt Williams.
  • Besonders will sie auch allen Müttern Mut machen - sie selbst hatte mit einer schwierigen Schwangerschaft zu kämpfen.

Von Gerald Kleffmann, Paris

Natürlich ging es um ihre Rückkehr in den Grand-Slam-Kosmos nach 16 Monaten Auszeit und ihr kraftvolles, vom Aufschlag und harten Grundlinienschlägen immer noch geprägtes Spiel auf dem Court Philippe-Chatrier. Sie sei auf dem richtigen Weg, sagte sie nach dem Auftaktsieg gegen die Tschechin Kristyna Pliskova (7:6, 6:4). Natürlich ging es um ihre kleine Tochter, Olympia ist neun Monate alt. Diese habe absolut die erste Priorität, alles plane sie um sie herum. Natürlich ging es um den Besuch kürzlich bei der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle. Sie dementierte, dass es bei der royalen After-Party einen Beer Pong gegeben habe, dieses Trink-Spielchen mit Tischtennisbällen. Da wurde leise geschmunzelt im "Main Room" des Medienbereichs von Roland Garros, in dem die wichtigsten Profis interviewt werden.

Aber im Grunde gab es nur ein Thema, auf das alle immer wieder zurückkamen: Zu diesem ungewöhnlichen Catsuit, den Serena Williams trug. Eine Kleidungsstück, das so beim Tennis noch nie auf dem Court vorgeführt wurde. Eine zweite Haut, aus Stoff, in diesem Fall aus schwarzem. Um die Taille nur ein roter Ring.

Wie sich Serena Williams, 36, 23-maliger Grand-Sland-Champion, Ehefrau, Mutter, Ausnahmespielerin der vergangenen 20 Jahre in dieser Kleidung fühle? "Ich fühle mich wie Superhero", sagte sie am Dienstag auf ihrer Pressekonferenz, diesmal in einem Trainingsanzug. Und: "Ich fühle mich darin wie eine Kriegerin, eine Königin aus Wakanda vielleicht. Ich lebe immer in einer Fantasiewelt." Wakanda ist ein fiktiver afrikanischer Staat, in dem der Film "Black Panther" spielt. Auch da wurde gelächelt.

Ein Blutgerinnsel im Bauch hatte sie in Lebensgefahr gebracht

Aber Williams holte dann weiter aus. "Es fühlt sich an, als repräsentiere das Dress alle Frauen, die mentale und körperliche Probleme durchstehen mussten und nun zurückkommen sollen, mit Vertrauen und Glauben an sich selbst", sagte Williams. "Ich fühle definitiv, dass dies eine Gelegenheit für mich ist, eine ganze unterschiedliche Gruppe von wunderbaren Frauen und Kindern zu inspirieren." Es war, zumindest laut ihren Worten, weit mehr als ein PR-Gag für ein Produkt aus ihrer Fashion-Linie oder eine nur modische Frage. Ein Catsuit als tieferes Statement. Serena Williams, da ist sie auch nach ihrer Rückkehr noch die professionelle Botschaftenübermittlerin, weiß Bühnen zu nutzen und Themen zu lancieren. Auf Twitter schickte sie noch eine letzte Aussage hinterher: "Für alle Mütter, die eine schwere Erholung von der Schwangerschaft hatte - here we go. Wenn ich es schaffe, schafft ihr es auch. Liebe euch alle!!!"

In ihrem Fall basieren die überbordenden Verkündungen auf eigenen tragischen Erlebnissen, die sie in Paris nochmals grob schilderte. Sie habe nach der Geburt mehrmals nicht gewusst, "ob ich es schaffe oder nicht", sagte sie. Ein Blutgerinnsel im Bauch hatte sie in Lebensgefahr gebracht. Williams führte aus, viele Frauen hätten Probleme und Sorgen, sie sprächen allerdings nicht darüber. Daher wolle sie diese Frauen ermutigen, sich zu äußern. Eine Geburt sei ein "Wunder", betonte sie, eben weil so viel passieren und schiefgehen könne. Es waren gewichtige Worte, die Williams während ihrer ersten Pressekonferenz in Paris in ihre sonst heiteren, analytischen Ausführungen mischte. Sie hat eben auch alle diese Facetten in sich. Und zeigt sie.

Am Ende sprach Williams dem Catsuit sogar noch eine zusätzliche Funktion zu. "Ich hatte viele Probleme mit Blutgerinnseln und, Gott, weiß nicht, wie viele ich in den letzten zwölf Monaten hatte", trug sie vor. "Es ist ein Spaßanzug, aber auch funktional, damit ich in der Lage bin, ohne Probleme zu spielen." In der zweiten Runde trifft sie nun auf die Australierin Ashleigh Barty. Den Bogen von Wakanda zu Kompressionskleidung bei ein und demselben Thema zu schlagen, das kann wohl nur eine wie die sehr besondere Serena Williams.

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