Serbien:Ilija Petkovic hört nach WM auf

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Die WM hat ihren ersten Verlierer: Nach der blamablen Niederlage gegen Argentinien und dem vorzeitigem Ausscheiden hat der Coach von Serbien/Montenegro seinen Rücktritt angekündigt.

"Skandal", "Schock", "Schande" - nach dem 0:6 (0:3)-Debakel gegen Argentinien schämten sich die Spieler Serbien-Montenegros für ihre Leistung, doch nur Trainer Ilija Petkovic steht vor dem Aus. "Ich werde zurücktreten, wenn wir zu Hause sind", kündigte Petkovic seinen Rückzug nach der Weltmeisterschaft an.

Ilija Petkovic nimmt die Schuld für das Debakel auf sich. (Foto: Foto: AFP)

"Ich werde der größte Fan sein, wenn Serbien oder Montenegro künftig bei einem großen Turnier spielt", fügte Petkovic hinzu, dessen Vertrag nach der Endrunde ohnehin ausläuft.

Für das vorzeitige Ausscheiden der mit großen Ambitionen ins Turnier gestarteten "Blauen" übernahm Petkovic die volle Verantwortung: "Ich gebe niemandem die Schuld, nur mir alleine, weil ich dem Druck der Medien und der Nation nachgegeben und meine Defensiv-Taktik verlassen habe."

"Davon werden noch Generationen reden"

Der 60-Jährige nahm seine Profis trotz ihrer indiskutablen Vorstellung in Schutz. "Ich nehme alles auf meine Kappe", meinte der sichtlich bewegte Petkovic, der von einem "der schlimmsten Ergebnisse in unserer Fußball-Geschichte" sprach: "Davon werden noch Generationen reden."

Verbandspräsident Tomislav Karadzic hatte am Freitag bereits eine Aufarbeitung der gescheiterten WM-Mission angekündigt und seinem leitenden Angestellten keine Jobgarantie gegeben: "Wir werden zu Hause alles umfangreich und in Ruhe analysieren."

Zumindest in der bedeutungslos gewordenen Abschlusspartie gegen die Elfenbeinküste am Mittwoch in München wird Petkovic nochmals auf der Bank Platz nehmen.

Mladen Krstajic war nach der höchsten Niederlage seines Landes in der WM-Historie fassungslos. "Das war eine große Schmach, ein Skandal", sagte der Verteidiger des FC Schalke 04, der wie seine Teamkollegen im Angriffswirbel der "Gauchos" unterging.

Vor dem 0:3 durch den Doppeltorschützen Maxi Rodriguez ließ sich Krstajic von Javier Saviola düpieren und erlebte bei seinem "Heimspiel" in Gelsenkirchen statt der erhofften "Krönung der Karriere" die schwärzeste Stunde seiner Laufbahn.

Der traurige Höhepunkt aus Sicht der Serben ereignete sich in der 75. Minute, als die eigenen Anhänger bei einer Ballstafette von Juan Riquelme und Co. höhnisch applaudierten. "Wir haben alles in den Sand gesetzt. Wir müssen schauen, dass wir unser Gesicht wahren", befand Krstajic, dessen Zukunft in der Nationalmannschaft offen ist.

Kein freundlicher Empfang

Auf einen freundlichen Empfang in der Heimat dürfen sich die Akteure der Petkovic-Elf nicht freuen. "Packt eure Lumpen zusammen und Marsch nach Hause!", befahl die serbische Zeitung Press.

Die Spieler hätten mit dieser desaströsen Leistung "ganz Serbien lächerlich gemacht". Von einem "Absturz in die Hölle" schrieb das Boulevard-Blatt Blic, eine "Erniedrigung und Fußball-Lektion" machte die Zeitung "Novosti" aus.

Mit nur einem Gegentreffer in zehn Spielen hatte Serbien/Montenegro in der Qualifikation noch die beste Defensive aller 32 WM- Teams gestellt. Nun musste Torhüter Dragoslav Jevric gleich ein halbes Dutzend Mal hinter sich greifen. "Die Argentinier waren zwei Klassen besser.

Ich hatte das Gefühl, dass sie ein Tor machen können, wann immer sie es wollen", gab Mittelfeldspieler Ivan Ergic angesichts der erdrückenden Dominanz des zweimaligen Champions zu.

Der gegen Argentinien indisponierte Angreifer Mateja Kezman sah zu allem Überfluss nach einem Frust-Foul an Javier Mascherano die Rote Karte. "Ich stehe unter Schock. Das war einer der schlimmsten Tage meines Lebens", sagte der 27-Jährige, der seine Landsleute um Vergebung bat: "Ich muss mich beim ganzen Land entschuldigen."

Zunächst einmal dürfte sich in Serbien und Montenegro jedoch die Kritik weiter auf Nationalcoach Petkovic konzentrieren.

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