Borussia Mönchengladbach:Der fünfte Trainer in fünf Jahren

Borussia Mönchengladbach: Er ist Schweizer, wie Lucien Favre: Borussia Mönchengladbach hat mit Eidgenossen auf der Trainerposition gute Erfahrungen gemacht, nun soll es Gerardo Seoane versuchen.

Er ist Schweizer, wie Lucien Favre: Borussia Mönchengladbach hat mit Eidgenossen auf der Trainerposition gute Erfahrungen gemacht, nun soll es Gerardo Seoane versuchen.

(Foto: Luis Vieira/AP)

Daniel Farke geht, Gerardo Seoane kommt: Die Borussia wünscht sich mit dem Schweizer endlich Kontinuität. Dazu wird Nils Schmadtke neuer Sportdirektor. Er soll den Kader renovieren - und könnte dafür mit seinem Vater Jörg verhandeln.

Von Ulrich Hartmann

Es ist nicht einmal drei Wochen her, dass der meinungsfreudige Mittelfeldspieler Christoph Kramer die Pläne für einen neuerlichen Trainerwechsel bei Borussia Mönchengladbach als "Quatsch" bezeichnete. "Sollen wir jetzt den nächsten Trainer holen und danach wieder den nächsten?", hatte er provokant formuliert, dabei auf chronisch mentale Schwächen des Kaders hingewiesen und der Vereinsführung somit gewissermaßen nahegelegt, mit dem Coach Daniel Farke in die nächste Saison zu gehen. Doch die Vereinsführung sah das anders und tauschte Farke gegen den Schweizer Gerardo Seoane aus. Der 44-Jährige, im Oktober nach nur 15 Monaten bei Bayer Leverkusen entlassen, soll Gladbach nach zuletzt zweieinhalb mauen Jahren unter den Trainern Marco Rose, Adi Hütter und Farke wieder attraktiver und erfolgreicher machen.

Zum vierten Mal binnen fünf Jahren tauscht die Borussia ihren Trainer aus. Vor Farke und nun Seoane hatten Dieter Hecking (bis 2019), zwei Jahre Marco Rose und ein Jahr Adi Hütter die Borussia trainiert. Dass das zu viel ist, findet sogar jener Sportchef Roland Virkus, der die vorzeitigen Trennungen von Hütter und Farke nach jeweils nur einem Jahr mitverantwortet. Gladbach sehnt sich zurück nach erfolgreichen Zeiten wie vor zehn Jahren, als Lucien Favre (Schweizer!) viereinhalb Jahre am Stück der Trainer war. Virkus findet: "Kontinuität ist ein Schlüssel zum Erfolg." Über Seoane sagt er: "Er steht für einen strukturierten, aber variablen Spielstil und ist ein offener Typ, der alle mitnimmt." Seoane freilich mag den Tempofußball sowie hohes Pressing und damit einen Stil, den Gladbach in jüngsten Jahren nicht beherrschte, weshalb man vor einem Jahr explizit Farke verpflichtet hatte.

Es gibt am Borussia-Park aber noch eine weitere relevante Personalie: Nils Schmadtke, 34, Sohn des Fußballmanagers Jörg Schmadtke (zuletzt VfL Wolfsburg, jetzt Sportdirektor FC Liverpool), wird unter Virkus Sportdirektor. "Als früherer Chefscout beim VfL Wolfsburg ist er in der Branche bestens vernetzt, und als früherer Scout hier in Gladbach kennt er die Strukturen im Verein", begründet Virkus. Von 2019 bis 2020 war Schmadtke für ein Jahr Talentspäher in Gladbach. Scouting-Aufgaben beim 1. FC Köln (ab 2016) und in Wolfsburg (ab 2020) erhielt er jeweils, als sein Vater dort sportlich verantwortlich war.

Für Sportchef Virkus wird die Transferperiode zur ultimativen Prüfung

Dem Sportgeschäftsführer Virkus stehen derweil weitere Entscheidungen bevor: im Kader. "Eines der größten Probleme im letzten Jahr war die Instabilität der Mannschaft", sagt er. "Wir haben Defizite ausgemacht und wollen in der Transferperiode die fehlenden Skills hinzufügen." Virkus wünscht sich mehr Stabilität in der Abwehr sowie insgesamt mehr Leidenschaft und Kampfbereitschaft.

Als nächster Zugang gilt der Flügelstürmer Robin Hack, der mit einer ausgelaugten Bielefelder Arminia allerdings soeben in die dritte Liga abgestiegen ist. Weil Ramy Bensebaini (Borussia Dortmund), Lars Stindl (Karlsruher SC) und Marcus Thuram (eventuell Paris Saint-Germain) die Borussia ablösefrei verlassen, sind Einnahmen erforderlich, um den Kader umzubauen. Jordan Beyer wurde für 15 Millionen Euro an den FC Burnley verkauft und mindestens das Doppelte wäre durch die Veräußerung des französischen Mittelfeldspielers Kouadio 'Manu' Koné zu erlösen. Auch Innenverteidiger Nico Elvedi und Mittelfeldmann Florian Neuhaus gelten als Verkaufskandidaten, da ihre Verträge 2024 auslaufen. Für Sportchef Virkus, 56, wird die Transferperiode zur ultimativen Prüfung. Anfang 2022 nach dem plötzlichen Abschied von Max Eberl angetreten, hat der vormalige Nachwuchskoordinator bislang keine Trendwende einleiten können.

Sollte Talent Koné, 22, tatsächlich mit dem FC Liverpool in Kontakt stehen, dann könnten in dieser Causa kurioserweise sogar Vater Jörg Schmadtke (Sportdirektor Liverpool) und Sohn Nils Schmadtke (Sportdirektor Gladbach) miteinander kommunizieren. Den Transferpreis allerdings würde Gladbachs zuständiger Geschäftsführer Stephan Schippers verhandeln.

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