Dass die Bundesliga in den vergangenen beiden Wochen pausiert hat, zählt zu den Halbwahrheiten des Fußballs. Bei genauerem Blick spielte sie durchaus, nur eben nicht in Deutschland. Beim Afrika-Cup konnte der Zuschauer im ersten Halbfinale zwischen Burkina Faso und Senegal zum Beispiel einen Bayern-Profi, einen früheren Mainzer und Dortmunder und einen Leverkusener bestaunen. Und natürlich den unumstrittenen "Mr. Africa Cup", Sadio Mané.
Der war zwar noch nie bei einem deutschen Klub aktiv, aber immerhin in der österreichischen Bundesliga, damals in Salzburg. Das 3:1 (0:0) der Senegalesen war also insofern auch eine Art Klassentreffen, bei dem auf der Siegerseite Abdou Diallo und Bouna Sarr mitspielten und beim Überraschungsteam aus Burkina Faso Edmond Tapsoba. Sarr, der in München unter Julian Nagelsmann kaum in den Genuss von Spielzeit kommt, verteidigte wie schon in den vorigen Partien wacker auf der rechten Seite, doch diesmal rückte sein Abwehrkollege Diallo in den Mittelpunkt.
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Ägyptens Nationalteam hat ein Problem mit seinen "100 Millionen Fans", findet der beste Fußballer des Landes. Die Zweifel in der Heimat beantwortet der Liverpool-Profi gegen die Elfenbeinküste auf seine Weise: mit dem entscheidenden Elfmeter.
Sein Abstaubertor zum 1:0 (70. Minute) brachte die überlegenen Senegalesen nach zähem Anrennen und zwei vom Videoassistenten zurückgenommenen Elfmetern in Führung. Danach erhöhte PSG-Abräumer Idrissa Gueye (76.) auf 2:0, ehe nach dem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer von Blati Touré (82.) schließlich Mané (87.) seinen Auftritt hatte. Der Vollsprint des Liverpool-Stürmers zum 3:1 ließe sich in allen Fußball-Almanachen als Standardwerk in Sachen Sadio-Mané-Tore präsentieren: Es gibt wohl kaum einen Angreifer, der in solchem Tempo so kontrolliert lupfen kann wie er.
Sadio Mané überstrahlt dieses Halbfinale gegen Burkina Faso
Überhaupt scheint der 29-Jährige im Kontinental-Cup seinen Lieblingswettbewerb gefunden zu haben. Seit seinen ersten Auftritten beim Afrika-Cup im Jahr 2015 war er nun direkt an elf senegalesischen Toren beteiligt, er traf acht Mal und legte drei Treffer auf. Das Resultat: Das Team Senegals, Afrikas bestplatzierte Elf der Fifa-Rangliste (Platz 20), steht nun zum zweiten Mal nacheinander im Finale, wo am Sonntag ein neuer Titelträger gesucht wird. Im letzten Spiel erwartet sie die Auswahl von Ägypten, die sich gegen Gastgeber Kamerun im Elfmeterschießen durchsetzte.
"Zwei Endspiele in Serie zu erreichen, ist etwas Besonderes", fand Mané, "aber jetzt geht es darum, hier endlich zu gewinnen." Tatsächlich hat sein langjähriger Trainer Aliou Cissé, der immer noch aussieht wie ein weiser Rastaman, eine Truppe mit Pfiff und Können zusammengestellt. Im Tor steht Chelseas Édouard Mendy, der wohl beste Keeper Afrikas, hinten räumen die erfahrenen Sarr, Diallo (mit 25 in seinem achten Profijahr) und Kalidou Koulibaly (SSC Neapel) auf. Im Mittelfeld gibt Gueye eine Art senegalesischen N'Golo Kanté und vorne wechselt sich Mané mit Marseilles Draufgänger Bamba Dieng beim Toreschießen ab.
Antrieb verleiht der Mannschaft neben dem Schmerz des verlorenen Endspiels von 2019 (0:1 gegen Algerien) auch ein Quäntchen Nationalstolz. "Dieser Sieg ist für unser Volk in Senegal", erklärte Coach Cissé, "heute sind wir einfach nur zufrieden, aber jetzt geht es darum, den Cup zu holen, den die Jungs sich so verdient hätten." Sollte es so kommen im Endspiel am Sonntag gegen Ägypten, bekäme die Bundesliga in Bouna Sarr zumindest einen großen Gewinner zurück.