Nathalie Armbruster schreibt bald ihr Abitur, vorher aber schrieb sie noch ein Stück Sportgeschichte. „Ich kämpfe mit den Tränen, die laufen nur noch meine Wangen runter“, sagte die 19-Jährige, als sie in Seefeld ihr großes Ziel erreicht hatte. Als erste deutsche Kombiniererin stand die Schwarzwälderin im Weltcup ganz oben auf dem Treppchen – und das sogar gleich zweimal.
„Ich hätte niemals damit gerechnet, schon dieses Jahr einen Weltcupsieg zu feiern“, sagte Armbruster, die zweimal klar vor Doppel-Weltmeisterin Gyda Westvold Hansen aus Norwegen lag. Damit gewann sie auch das Seefeld-Triple: In Seefeld werden die Ergebnisse dreier unterschiedlicher Formate von Tag zu Tag mitgenommen. Erstmals wurde der Wettbewerb auch für Frauen ausgetragen. Krönung war die Führung im Gesamtweltcup, ebenfalls als erste Deutsche. „Das ist alles so unglaublich“, sagte sie, ehe sie ihren Eltern in die Arme fiel.
In Tirol folgte sie ihrem Motto „Eat pasta, run faster“ und lief allen davon. Sie war am Freitag im Massenstart-Wettbewerb schon Dritte geworden, am Samstag profitierte sie dann auch von der Disqualifikation der norwegischen Weltcup-Gesamtführenden Ida Marie Hagen, deren Anzug beim Springen nicht regelkonform war. Hagen hatte bisher alle Saisonrennen gewonnen.
Sichtlich bewegt war auch der Bundestrainer. „Das ist ein historischer Tag für uns“, sagte Florian Aichinger: „Wir haben so lange daran gearbeitet. Wir waren so oft Zweiter oder Dritter. So einen Tag kann man nur genießen.“ Allein Nathalie Armbruster war vor diesem Wochenende vierzehnmal auf das Siegertreppchen gebeten worden, ohne jemals zu gewinnen.
Bei den Männern triumphierte eine Stunde später auch Olympiasieger Vinzenz Geiger. Als erster Deutscher seit Eric Frenzel vor acht Jahren sicherte er sich das Triple. Auf den letzten Metern fing er den Titelverteidiger, Jarl-Magnus Riiber aus Norwegen, noch ab. „Das Wichtigste war heute, cool zu bleiben, das habe ich geschafft“, sagte Geiger er: „Ich habe ein klares Ziel gehabt.“ Er freute sich das schon auf die gemeinsame Party mit Armbruster. Der Ausnahmeathlet Riiber hatte am Freitag überlegen seinen 77. Weltcupsieg gefeiert, nur zwei Tage nach seiner Rücktrittsankündigung. Riiber leidet am Morbus Crohn und beabsichtigt deshalb zum Saisonende aufzuhören.
Und wie geht es für Nathalie Armbruster weiter? Schon in drei Wochen beginnt die Weltmeisterschaft in Trondheim. Bei den Titelkämpfen vor zwei Jahren hatte Armbruster mit erst 17 Jahren Silber hinter Hansen gewonnen. Nun ist ihr in Norwegen alles zuzutrauen. Die Schulbücher wird sie war auch diesmal mit im Gepäck haben, Platz für eine Medaille würde sich irgendwo schon finden lassen.