Der letzte Arbeitstag als Trainer des SC Freiburg war für Christian Streich, 58, eine aufwühlende Angelegenheit. Er schluchzte vor Beginn der Partie beim 1. FC Union am Mikrofon von Sky; und er nahm mit Tränen in den Augen die Ovation der Union-Fans entgegen, die ihn als "Fußball-Gott!" feierten, als wäre er einer der ihren. Nach dem Spiel aber hörte in sich hinein, und wer ihn hörte, der merkte, dass dort kein Platz für Sentimentalitäten war. Sondern nur Bitternis darüber, dass seine Mannschaft in den letzten fünf Spielen keinen Sieg mehr gelandet und durch ein 1:2 die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb verpasst hatte. "Ich bin maximal enttäuscht von mir, dass ich der Mannschaft keinen Impuls mehr verleihen konnte", klagte er. Merke: Auch nach dem Zapfenstreich blieb Streich ganz einfach Streich.
Wer noch nicht stand, erhob sich in der 82. Minute. Die Fans riefen seinen Namen, die Mitspieler standen Spalier. Ein letztes Mal verließ Marco Reus den Platz in einem Heimspiel vor der Südtribüne, zu seinem Abschied hatte er ein wunderbares Freistoßtor erzielt. "Ich bin unfassbar dankbar für die Liebe, die mir die Leute in den letzten Jahren entgegengebracht haben", sagte er: "Ich hoffe, dass ich ein bisschen was zurückgeben konnte." Dieses "ein bisschen was" sind 170 Tore in zwölf schwarz-gelben Jahren, 131 Vorlagen, zwar keine Meisterschaft, dafür zweimal der DFB-Pokal. Als wäre all dies nicht genug, lud er die Anhänger nach dem Spiel auf ein "Abschiedsbier" ein - eine letzte Runde auf Marco Reus. Seine Karriere beendet der 34-Jährige nicht: "Ich will weiterspielen." Wo, das ist offen. In zwei Wochen könnte er im Finale der Champions League seinen BVB-Abschied krönen. So oder so: Die Liebe der Fans ist ihm gewiss.
Wie sie einst die Europa League gewonnen haben, so beenden Makoto Hasebe und Sebastian Rode nun auch ihre Karrieren: gemeinsam. Als wäre ein Abgang nicht schwer genug für die Anhänger. Arm in Arm verabschiedeten sie sich im Frankfurter Stadion nach dem 2:2 gegen Leipzig von der Bühne des Profifußballs. Auf dem Videowürfel wurden die Höhepunkte ihrer Eintracht-Zeit präsentiert. Gemeinsam erlebten sie die großen Frankfurter Europapokalnächte der vergangenen Jahre, triumphierten im Finale von Sevilla. "Die zehn Jahre in Frankfurt waren großartig", rief der 40 Jahre alte Hasebe. Es gehen nicht nur zwei große Adlerträger, sondern auch zwei große Figuren der Bundesliga. Addiert liefen sie dort 617 Mal auf. Hasebe wurde deutscher Meister mit dem VfL Wolfsburg, Rode gelang dies zweimal mit Bayern München. "Es war unglaublich, was für großartige Momente ich erlebt habe", sagte Rode: "Das hätte ich mir nie erträumt."
Wahrscheinlich ist Eren Dinkci jetzt einer der unglücklichsten Doppeltorschützen in der Geschichte der Bundesliga. Zwei Treffer steuerte der Stürmer zum 4:1-Sieg des 1. FC Heidenheim gegen Köln bei; zwei Treffer, mit denen er sein Team auf den achten Tabellenplatz geschossen hat - und somit mutmaßlich in den Europapokal. Trotzdem gab Dinkci zu Protokoll, dass es für ihn "ein bisschen dumm gelaufen" sei. Denn Dinkci, für ein Jahr aus Bremen ausgeliehen, hat mit seinen beiden Toren sozusagen doppelten Schaden angerichtet: Für den SC Freiburg, bei dem Dinkci von der nächsten Saison an spielen wird - und für Werder, wo sie ihm einst in der Jugend das Toreschießen beigebracht haben. Durch den Heidenheimer Sieg wurden die Konkurrenten knapp aus den Europapokalrängen manövriert; den Bremern fehlten zum achten Platz am Ende zwei Treffer beim Torverhältnis. Dinkci ist übrigens seit Kindestagen Werder-Fan.
Die Meisterschaft hatten sich die Fußballerinnen des FC Bayern bereits am 20. Spieltag gegen Leverkusen gesichert - vorzeitig und ungeschlagen. An der herausragenden Bilanz ohne Niederlage änderte sich auch beim Saisonabschluss nichts: Die Münchnerinnen gewannen am Montag 4:1 bei der TSG Hoffenheim und feierten danach ausgiebigst die Übergabe der Schale. Was wohl auch daran lag, dass die Trophäe bei ihrer vorherigen Zeremonieteilnahme an ihnen vorbeigewandert war: Den DFB-Pokal hatten die Dauerrivalinnen und Bundesligazweiten aus Wolfsburg geholt. Weil Eintracht Frankfurt sich als Dritter die Champions-League-Qualifikation schon gesichert hatte und Aufsteiger 1. FC Nürnberg sowie Schlusslicht MSV Duisburg als Absteiger feststanden, galt die Aufmerksamkeit mehr den Weggängen. Wie jenem von Wolfsburgs Ewa Pajor, die als Abschiedsgeschenk mit 18 Treffern die Torjägerkanone einpacken kann. In ihrem letzten Spiel für den VfL gelang der polnischen Nationalspielerin beim 6:0 gegen die SGS Essen ein Hattrick.
Die Farbe Gelb ist für viele Spanier ein Synonym des Unglücks; angeblich seit dem Mittelalter, als sie dem Königreich zum Warnsignal vor Pandemien gereichte. Am Sonntag begab es sich, dass gelbes Unheil über Real Madrid einbrach: Alexander Sörloth, 28, norwegischer Stürmer des stets in Gelb gekleideten FC Villarreal, traf beim 4:4 gegen Spaniens Meister gleich viermal. Der norwegische Stürmer, der mal bei RB Leipzig spielte, ist damit der elfte Spieler der Geschichte, der in einem Spiel vier Mal gegen Madrid trifft. Er führt überdies mit 23 Treffern Spaniens Torschützenliste an - und kann auf eine Besonderheit verweisen. Alle seine Tore erzielte er aus dem Spiel heraus, er ist damit in dieser Rubrik der beste Stürmer der großen Ligen Europas. Vielleicht gab er Reals schwarzgelbem Champions-League-Finalgegner Borussia Dortmund auch einen Wink: Es könnte nützlich sein, in Wembley die schwarze Hose gegen eine gelbe tauschen.