Sebastian Vettels Zukunft:Üppig dotierte Avancen

F1 Grand Prix of Hungary - Previews

Begehrter junger Mann: Sebastian Vettel

(Foto: Getty Images)

Vettel zu Mercedes? Oder gar zu Honda? Die Mitte der Formel-1-Saison ist ein markanter Punkt, so verwundert es wenig, dass Geschichten über mögliche Fahrerwechsel auftauchen. Mittendrin: der amtierende Weltmeister.

Von René Hofmann

Nico Rosberg hat kürzlich geheiratet. Doch statt auf Hochzeitsreise begab der 29-Jährige sich anschließend an den Hockenheimring, zum nächsten Formel-1-Rennen, dem Großen Preis von Deutschland. "Zitterwochen statt Flitterwochen" fiel der Bild-Zeitung dazu ein, wozu Rosberg wiederum einfiel: Die schöne Zeit sei nur aufgeschoben. Im Winter wolle er die Flitterwochen nachholen. Ein Plan, zu dem er sich dann aber sagen lassen musste: "Dann dürfen Sie nicht Weltmeister werden!"

Der Champion wird gerne auf Ehren- runden geschickt, zu Galas und in TV-Studios. Sebastian Vettel hat das in den vergangenen vier Jahren ausgiebig erlebt. Trotz der Aussicht auf Extra-Arbeit hat Rosberg den Deutschland-Grand-Prix dann doch gewonnen. Nach dem zehnten von 19 Rennen, die in dieser Saison geplant sind, führt er das Klassement nun mit 14 Punkten Vorsprung vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton an, der in Hockenheim Dritter wurde.

Rosberg, Hamilton, Vettel - diese drei Namen beherrschen aktuell die Formel-1-Schlagzeilen. Bereits an diesem Wochenende steht in Budapest der nächste Grand Prix an. Danach folgen drei Wochen Sommerpause. Und spätestens mit der beginnt eine Zeit, die gerne silly season genannt wird, die Zeit der Spekulationen: Wen könnte es wohin ziehen?

In vielen Verträgen, die zwischen Fahrern und Teams geschlossen werden, sind Klauseln vermerkt, die der einen oder der anderen Seite zu gewissen Zeitpunkten Kündigungsrechte einräumen, falls bestimmte Ziele nicht erreicht werden. Die Mitte der Saison ist ein ziemlich markanter Punkt, und so verwundert es wenig, dass just jetzt Geschichten über Enttäuschte auftauchen, die es woanders hinzieht.

Der prominenteste Enttäuschte heißt aktuell Sebastian Vettel. 82 Punkte, WM-Rang sechs - so weit hinten rangierte Vettel, 27, zuletzt 2008, als er noch nicht für Red Bull fuhr, sondern fürs wesentlich kleinere Schwesterteam Toro Rosso. Sein Kontrakt gilt noch ein Weilchen, aber trotzdem soll Mercedes vorgefühlt haben, ob der Deutsche nicht lieber ein deutsches Auto fahren wolle - vielleicht 2016, nachdem Lewis Hamiltons Kontrakt ausgelaufen ist. So berichtet es die Sport Bild. Die Mercedes-Gewaltigen dementieren nicht direkt, Red-Bull-Berater Helmut Marko bestätigt indirekt - und bringt sogar noch einen anderen Interessenten an dem Heppenheimer ins Gespräch: Auch der japanische Honda-Konzern, der 2015 mit McLaren in die Rennserie zurückkehrt, habe Vettel extremst üppig dotierte Avancen gemacht.

"Im August ist jeder Weltmeister"

Jenson Button, 34, hat zuletzt schon einige Male zu hören bekommen, dass er in seiner aktuellen Form keine Zukunft bei McLaren hat. Bisher galt allerdings, trotz eines noch länger gültigen Vertrags bei Ferrari, der Spanier Fernando Alonso als Honda-Wunschkandidat. Alonso ist inzwischen 32. Seit nunmehr fünf Jahren jagt er mit Ferrari seinem Traum vom dritten Titel nach 2005 und 2006 hinterher. Er wurde mit einem stolzen Gehalt geködert, ihm wurden bei der Besetzung des Teams viele Mitsprache-Rechte eingeräumt - und trotz all dem blieb der erwartete Erfolg aus. Mit wie viel Enthusiasmus Alonso für seinen aktuellen Arbeitgeber noch zur Sache geht, war in Hockenheim zu hören, als er die Pläne, wie die Scuderia 2015 wieder die Spitze erobern will, verhöhnte: "Im August ist jeder Weltmeister."

Ist der Ferrari ein "Scheißauto"?

In diesem Jahr hat er es erst einmal aufs Siegertreppchen geschafft, als Dritter in Shanghai. Sein Teamkollege Kimi Räikkönen, 34, ist selbst weit davon weit entfernt. Dem Team droht die erste Saison ohne Sieg seit 1993. Es ist so schlecht, dass die Rivalen Spott streuen.

Ein "Scheißauto" sei der F14T, ist Niki Lauda im Gespräch mit der Zeitung El Pais herausgerutscht. Den Versuch, Teamchef Stefano Domenicali durch den Formel-1-unerfahrenen Marco Mattiacci zu ersetzen, nannte Lauda, einst selbst als Ferrari-Berater aktiv, "das berühmte italienische Glücksspiel". Für die frechen Worte hat sich der dreimalige Weltmeister inzwischen entschuldigt.

So lange er bloß den TV-Experten gab, versendete sich viel von seinem Geplapper. Mittlerweile spricht Lauda aber stets auch als Aufsichtsrat des Mercedes-Formel-1-Teams, das die Saison dominiert. In der Konstrukteurswertung steht es vor dem Ungarn-Gastspiel: 1. Mercedes/366 Punkte, 2. Red Bull/188, 3. Williams/121, 4. Ferrari/116.

Weil die Technik einen so großen Einfluss auf das Ergebnis hat, gehört es zu den Naturgesetzen der Formel 1, dass es die ehrgeizigsten Fahrer stets zu den aktuell besten Teams zieht - weitgehend unabhängig davon, wie lange sie sich ihren derzeitigen Arbeitgebern schriftlich versprochen haben. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein ist ein wichtiges Erfolgsrezept.

Aktuell braucht sich darüber nur einer wirklich keine Gedanken zu machen: Nico Rosberg. Vor dem Heimrennen wurde bekannt gegeben, dass sein Mercedes-Kontrakt vorzeitig verlängert wurde. "Langfristig", wie es offiziell hieß. Genauer wollten es beide Seiten nicht verraten. Vermutlich, weil es Klauseln gibt. Aber auch, um den Konkurrenten, die irgendwann vielleicht einmal hinter Rosberg her sind, nicht zu viel zu verraten.

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