Sebastian Vettel in der Formel 1:Vettels Liebeserklärung in Rosa

Sebastian Vettel in der Formel 1: Sebastian Vettel mag sein Auto - er mag Italien und Ferrari, deshalb bleibt er wohl.

Sebastian Vettel mag sein Auto - er mag Italien und Ferrari, deshalb bleibt er wohl.

(Foto: AP)
  • Vor dem Rennen in Aserbaidschan deutet sich an, dass Sebastian Vettel seinen Vertrag bei Ferrari verlängern wird.
  • Der deutsche Ex-Weltmeister fühlt sich wohl bei der Scuderia.
  • Vettels Verbleib bei Ferrari freut auch andere Piloten.

Von Elmar Brümmer, Baku

Wenn die Gazzetta dello Sport über Ferrari berichtet, dann passt die rosa Papierfarbe des italienischen Sportblattes besonders gut zum Inhalt: Fast jede Story eine Liebeserklärung. Jedenfalls in Zeiten, in denen deutsche Rennfahrer die Scuderia anführen. Das war bei Michael Schumacher so, und das ist es wieder, seit dessen Freund Sebastian Vettel in Maranello angestellt ist.

Es ist eine Beziehung auf Gegenseitigkeit, also die zwischen Ferrari und dem Heppenheimer. Vor dem Großen Preis von Aserbaidschan, dem achten von 20 WM-Läufen, erklärt der 29-Jährige eine Vertragsverlängerung mit dem italienischen Team zur Formsache: "Ich bin glücklich bei Ferrari, es gibt nichts, das dagegen spricht. Ich denke, wir werden keine Überraschungen erleben."

Die Überraschung, das wäre gewesen: ein Wechsel Vettels zu Mercedes, an die Seite seines Titelrivalen Lewis Hamilton. Aber das wollen sich wohl alle drei Parteien nicht antun, da wirkt sicher noch die betriebsinterne Rivalität zwischen Hamilton und Nico Rosberg nach, die zwar sportlich erfolgreich, aber für die Stimmung und die Nerven der Silberpfeil-Mannschaft ruinös war.

Das Gedankenspiel hatte ohnehin nur so lange Hochkonjunktur, bis die WM-Saison 2017 begonnen hatte, und klar war, dass Ferrari nach einem Krisenjahr mit Mercedes gleich- und öfter auch vorbeiziehen konnte. "Anfangs des Jahres haben wir uns vielleicht nicht so viel zugetraut wie heute", sagt Vettel über das Entwicklungstempo, dass er bei Ferrari spürt. Jedes Rennen dieser Saison hätte er gewinnen können, glaubt der WM-Spitzenreiter, in dreien hat er tatsächlich gesiegt.

Angeblich ist der Vertrag schon unterschrieben, die Bekanntgabe soll aber nach Möglichkeit bis zum Großen Preis von Italien Anfang September hinausgezögert werden. Fraglich, ob das funktioniert. Der Hesse selbst spricht von Verhandlungen in der Sommerpause: "Im Moment sind wir sehr beschäftigt, dann ist mehr Zeit." Ferrari-Präsident Sergio Marchionne, der in Vettels Interesse enormen Druck auf das Team ausgeübt hat, würde dem Rennfahrer am liebsten einen Rennvertrag geben. Nach der sieglosen Vorsaison ist Vettel wieder im Emotionshoch: "Ich habe nichts zu bemängeln", sagt Vettel. Er fühle sich wie zuhause in Italien.

Gegenspieler Hamilton hat noch bis Ende 2018 einen Vertrag bei Mercedes, mit Prämien soll er über 30 Millionen Euro im Jahr bekommen. Das dürfte in etwa auch die neue Vettel-Kategorie sein. Der Brite, 32, sorgte zu Beginn der Woche für Aufregung mit einem Zitat für Aufregung: "Mein Schicksal liegt in meinen Händen", sagte Hamilton. Sofort wurde in Großbritannien kolportiert, dass er den Rosberg machen und seine Karriere beenden könne.

Auch Hamilton schwärmt

Aber Hamiltons mentale Form dürfte selbst bei einer neuerlichen WM-Niederlage stärker sein als die des zurückgetretenen Weltmeisters. Auch er macht seiner Mannschaft eine Liebeserklärung: "Dieses Team ist der beste Ort, an dem ich je war." Er könne sich sogar vorstellen, auch mit 40 noch Formel 1 zu fahren.

Vettels Entscheidung dürfte zur Entspannung bei Hamiltons derzeitigem Teamkollegen Valtteri Bottas beitragen. Der 27-Jährige, im Januar von Williams als Rosberg-Ersatz verpflichtet, hat nur einen Kontrakt bis zum Ende des Jahres, der größte Konkurrent ist vermutlich der Mercedes-Junior Esteban Ocon. Der Finne gibt zwar zu, dass die schwebende Vertragslage ihn unter Druck setze, aber bereits im vierten Rennen in Silber konnte er seinen ersten Grand-Prix-Sieg herausfahren. Wichtiger noch: Er kommt bislang gut mit Hamilton klar.

"Er hat bisher gute Arbeit geleistet und er entwickelt sich weiter. Wenn er die Möglichkeit dazu bekommt, wird er zeigen, dass er immer stärker werden kann. Ich denke, mit seinem Tempo hat er sich seinen Platz in der Mercedes-Familie verdient", sagt der Brite über Bottas.

Damit wäre der Weg für einen zweiten Sensations-Transfer verbaut, nämlich den von Fernando Alonso von McLaren zu Mercedes. Dem Spanier reicht es, im dritten Jahr mit dem Honda-Werksmotor hinterherfahren zu müssen. Trotz null Punkten sagt der 35-Jährige: "Meiner Motivation schadet das Null, ich bin fahrerisch auf dem höchsten Level meiner Karriere." Das hatte er bei Ferrari auch gesagt, bis er durch Vettel ersetzt wurde.

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