Sebastian Rudy:Herz und Hirn für Rangnick

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Beim FC Bayern zuletzt auf der Bank, in Leipzig begehrt? Sebastian Rudy könnte den Verein wechseln. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
  • Beim FC Bayern ist Sebastian Rudy nur Ersatz - wechselt er jetzt zu RB Leipzig?
  • Dort versucht Ralf Rangnick schon länger, taugliche Mittelfeldspieler zu finden.
  • In Leipzig würde Rudy zukünftig auch auf Julian Nagelsmann treffen, den er aus seiner Hoffenheimer Zeit sehr schätzt.

Von Jonas Beckenkamp

Sebastian Rudy verbrachte am Sonntag in Frankfurt einen eher entspannten Arbeitstag mit dem FC Bayern, was einerseits am südhessischen Sommerwetter und am 5:0 der Münchner im Supercup lag. Anderseits hatte Rudy, 28, auch nicht so viel zu tun. Er war zwar dabei, aber irgendwie auch nicht, denn er saß 90 Minuten auf einem weichen Sitz im Stadion: einem Polstersessel auf der Bank. Dass der Nationalspieler beim FC Bayern zuschauen muss, daran haben sich viele schon gewöhnt. In München schätzen sie ihren Sebastian Rudy, aber sie schätzen auch viele andere gute Fußballer.

Aus dieser Gemengelage könnte sich nun eine Dynamik entwickeln. Beim FC Bayern haben sie nämlich bemerkt, dass es ganz schön eng zugeht im Mittelfeld, dem angestammten Terrain von Sebastian Rudy. All die Goretzkas, Javis, Renatos, Thiagos, James und Tolissos brauchen ja ihren Auslauf - der Weggang von Arturo Vidal war da nur logisch. Die Frage ist nun: Geht am Ende auch noch Rudy weg? Vielleicht nach Leipzig, wo man einen wie ihn gerade sucht?

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Erste Anzeichen einer Annäherung hatte es schon vor zwei Wochen gegeben, als Sport Bild von einer Kontaktaufnahme seitens der Leipziger berichtete. In Leipzig haben sie bekanntermaßen kein ganz so großes Füllhorn an super Mittelfeldspielern, schon gar nicht seit dem Weggang von Naby Keïta zum FC Liverpool. Aber sie haben mit dem Transfer des Guineers 60 Millionen eingenommen, was trotz aller Einschränkungen des Financial Fair Play Spekulationen um eigene Investitionen plausibel macht. Sollten die Uefa-Regularien RB einbremsen, wäre auch ein Leihgeschäft mit Kaufoption denkbar.

Daher musste Trainer Ralf Rangnick ganz schön herumrudern, um die Gerüchte über einen Rudy-Zukauf zunächst herunterzuköcheln. "Unabhängig davon, ob Sebastian Rudy ein sehr guter Spieler ist - wie soll das denn für uns darstellbar sein? Damit beantwortet sich dieses Gerücht von selber", sagte er. Ein bisschen kosten würde Rudy, dessen Vertrag in München noch bis 2020 gilt, schließlich schon - und jeden Preis will man bei RB offenbar nicht zahlen.

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Doch seit vergangenem Freitag könnte die Personalie doch noch einmal angestoßen werden, denn: Laut mehreren Berichten, unter anderem in der Leipziger Volkszeitung und bei Sportbuzzer, soll Rudy einen Ausflug an den Cottaweg zum Trainingszentrum von RB unternommen haben. Der SWR vermeldete an diesem Dienstag gar, dass der Wechsel für eine Summe von 15 Millionen Euro beschlossen ist - eine Bestätigung fehlt aber bislang.

Leipzig und Rudy, diese Verbindung braucht offenbar noch Feinschliff. Geld, Perspektive, personelle Ausrichtung - und ein Ja-Wort des FC Bayern zur Abgabe Rudys, das sind die Parameter dieses möglichen Geschäfts. Ganz abgeneigt scheinen zumindest der aus München extra nach Leipzig gereiste Rudy und RB nicht zu sein. Rangnick sagte dieser Tage zudem der SZ, dass man sich durchaus auch mal für einen Spieler des FC Bayern interessieren könnte und dass die Münchner ja zuletzt mangelnde Gegnerschaft in der Bundesliga beklagten. Ein Transfer wäre demnach auch als Zeichen Richtung mehr Wettbewerb zu sehen.

Zwar ist Rudy deutlich älter als es das Transferprofil der Leipziger (hole keinen Spieler über 24!) vorsieht, aber Fakt ist auch: Man kennt sich gut. Rangnick war es, der den gebürtigen Villingen-Schwenninger 2010 aus Stuttgart nach Hoffenheim holte. Zudem könnte der RB-Coach sein gehobenes Standing im Verein (er war bis zuletzt auch Sportdirektor) dazu nutzen, noch einmal ein wenig an der Geld-Schraube zu drehen. Rudy würde nämlich im Fall eines Kaufs nicht nur Ablöse kosten, sondern wohl auch ein Gehalt bekommen, das über dem vieler anderer RB-Profis läge.

Eine Entscheidungshilfe für Rudy selbst könnte auch die Zukunft sein: Von Sommer 2019 an trainiert die Leipziger bekanntlich Julian Nagelsmann, unter dem er sich vor zwei Jahren prächtig entwickelte. In der wilden Offensive der TSG wirkte Rudy als Abkühler mit Herz und Hirn - eine Rolle, die er auch in München und im Nationalteam schon erfolgreich ausübte, wenn er denn mal ran durfte. Dass er und Nagelsmann überaus gut miteinander können, gilt in der Branche als verbrieft und so könnte ein Transfer den Spieler auch darüber hinwegtrösten, dass er es schon noch ganz gerne in München probiert hätte. Unter dem neuen Coach Niko Kovac, ohne Vidal, im dichten Gedränge der restlichen Größen.

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Ralf Rangnick hat derweil schon verkündet, dass er im Mitteldfeld noch gerne Verstärkung hätte, am liebsten wären ihm gleich zwei Neue, die das Spiel strukturieren und ankurbeln können. Dass der englische Flügelrenner Ademola Lookman nach seiner Leihe aus Everton eine Option ist, erscheint bei einer Ablöse von angeblich 33 Millionen Euro unwahrscheinlich. Insgesamt muss in Leipzig vor dem Ligastart am 26. August bei Borussia Dortmund noch an einigen Stellen gearbeitet werden und in der Zentrale herrscht ganz besonderer Bedarf.

RB sei "noch dran, in den verbleibenden drei Wochen jemanden für diese Position zu verpflichten", sagte Rangnick unter der Woche, in Ausnahmefällen kann er sich auch RB-untypische Transfers von 27 -oder 28-Jährigen vorstellen. Letztlich muss sich also auch der 28-jährige Sebastian Rudy überlegen, wie er künftig seine Arbeitstage verbringen möchte. Als Teilzeitkraft in München - oder als Elder Statesman im Leipziger Jugend-Großprojekt.

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