Schwimmerin Britta Steffen:"Nicht mehr Weltspitze"

Britta Steffen verpasst das Finale über 100 Meter Freistil und akzeptiert bereits, dass jüngere Schwimmerinnen sie überholt haben. Auch alle anderen deutschen Schwimmer scheitern am Mittwoch beim Versuch, ein Finale zu erreichen. Es deutet sich an, dass die deutschen Beckenschwimmer erstmals bei Olympia keine Medaille gewinnen.

Claudio Catuogno

Auch die vermutlich letzte Medaillenhoffnung des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) hat sich am Mittwochabend abgemeldet: Britta Steffen, 27, die Doppelolympiasiegerin von 2008. Im Halbfinale über ihre Paradestrecke, die 100 Meter Freistil, über die sie seit 2006 (mit Unterbrechungen) den Weltrekord hält, scheiterte Steffen in London im Halbfinale.

Schwimmerin Britta Steffen: Britta Steffen, im Moment, als sie ihre Zeit im 100-Meter-Halbfinale realisiert.

Britta Steffen, im Moment, als sie ihre Zeit im 100-Meter-Halbfinale realisiert.

(Foto: AP)

Ihre Zeit von 54,18 Sekunden bedeutete Rang 12 und zwar eine Steigerung im Vergleich zu den Vorläufen am Vormittag (54,42). Bei der Olympiaqualifikation im Mai in Berlin sowie bei der EM kurz darauf in Debrecen war Steffen aber noch mehr als vier Zehntelsekunden schneller gewesen.

Daniela Schreiber schied über die 100 Meter Freistil ebenfalls im Semifinale aus (54,39). Markus Deibler verpasste das Finale über 200 Meter Lagen unglücklich als Neunter. Jan-Philip Glania und Yannick Lebherz kamen über 200 Meter Rücken ebenfalls nicht über das Halbfinale hinaus. Für die 4x200-Meter-Freistilstaffel der Frauen war am Mittwochmorgen schon im Vorlauf Schluss. Die Konsequenz scheint nun kaum noch abzuwenden zu sein: Erstmals dürften die deutschen Beckenschwimmer ohne eine einzige Medaille von Olympischen Spielen abreisen.

Schon die Halbfinals hatte Britta Steffen als Vorlauf-14. nur mit Ach und Krach erreicht, was sie dazu veranlasste, ihre Erwartungen dramatisch zu revidieren. Überhaupt "ins Finale zu kommen, wäre jetzt schon ein Riesenerfolg", sagte sie. Im Vorlauf mit der Freistilstaffel hatte Steffen (ebenfalls nach einer 54-er Zeit) noch Luft nach oben ausgemacht: "Da habe ich mich locker gefühlt. Aber heute ging einfach nicht mehr."

Gemessen an den neuen Erwartungen konnte Steffen am Abend dann sogar noch lächelnd bilanzieren: "Ich bin zufrieden, weil ich mir das Rennen optimal eingeteilt habe. Die Wende hat diesmal auch geklappt. Und es war eine Steigerung im Vergleich zum Vorlauf." Sie habe "gekämpft wie eine Wildsau, aber es hat leider nicht gereicht". Die Leistungsdichte über die 100 Meter sei inzwischen einfach "unglaublich", sagte Steffen, durchaus anerkennend. Als Favoritin für das Finale am Donnerstag gilt nun die Niederländerin Ranomi Kromowidjojo, die die zwei Bahnen in 53,05 Sekunden zurücklegte.

Woran es lag, dass nun auch die erfahrene Britta Steffen ihre Form aus dem Frühsommer nicht halten konnte? Obwohl doch diesmal in der Vorbereitung angeblich alle möglichen Stolpersteine aus dem Weg geräumt worden waren laut Deutschem Schwimm-Verband (DSV)? Da wolle sie jetzt nicht "aus der Hüfte geschossen etwas brabbeln", bat Steffen um ein bisschen Geduld. "Es ist jedenfalls kein Weltuntergang, und der Weltfrieden ist durch mich auch nicht gefährdet, insofern ist alles okay."

Am Freitag stehen für sie jetzt noch die Qualifikationen fürs 50-Meter- Finale an, das am Samstag stattfindet. Auch die 4x100-Meter-Lagenstaffel ist für diesen letzten Wettkampftag noch terminiert. Hier dürfte sie noch mal auf der Freistilstrecke zum Einsatz kommen.

Olympia ist also noch nicht vorbei für Britta Steffen. Trotzdem hat die Vorzeige-Frau des DSV schon eine Art grundsätzliche Bilanz gezogen in London: "Ich bin ins Hintertreffen geraten, das muss man offen sagen. Die Jugend kommt nach, die kann man nicht aufhalten", sagte sie bereits vor dem Halbfinale. Die Wiederholung ihrer beiden Olympiasiege von vor vier Jahren hatte Steffen von Anfang an für utopisch gehalten angesichts starker Konkurrentinnen auf beiden Strecken. Noch einmal in die Nähe der Medaillenränge zu schwimmen, hatte sie sich aber zugetraut.

Und für die Zeit danach konnte sie sich eigentlich vorstellen, noch bis zur EM 2014 in ihrer Heimatstadt Berlin weiterzumachen. Nun klang es aber fast schon ein bisschen nach Abschied, als sie ihre Vorlauf-Analyse, gefasst lächelnd, mit den Worten schloss: "Wenn sich herausstellt, dass ich nicht mehr zur Weltspitze gehöre, muss ich das akzeptieren."

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