Süddeutsche Zeitung

Schwimmer Paul Biedermann:"Ich habe mir noch nie Medaillen vorschreiben lassen"

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Bei der Schwimm-WM in Kasan wird Paul Biedermann der einzige Deutsche sein, der schon mal Weltmeister war. Im SZ-Interview spricht er über hohe Erwartungen, seine Weltjahresbestzeit und das Karriereende.

Von Claudio Catuogno

Wenn Paul Biedermann, 28, aus Halle (Saale) Anfang August bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Kasan/Russland an den Start geht, wird er wieder mal besonders im Fokus stehen. Nicht nur, weil Biedermann der einzige noch aktive deutsche Schwimmer ist, der schon mal Weltmeister war: 2009 bei den Titelkämpfen in Rom gewann er zwei Goldmedaillen. Sondern auch, weil er über seine Paradestrecke 200 Meter Freistil gerade die Weltjahresbestzeit hält: 1:45,60 Minuten, geschwommen bei den deutschen Meisterschaften im April.

Zum Medaillenkandidaten will Biedermann sich aber nicht erklären lassen: "Ich habe über die Jahre gelernt, mit so was umzugehen", sagt er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Die Zeit aus dem April sei nur als "Momentaufnahme" zu werten - er könne ja nicht wissen, "wie der Fokus" seiner Konkurrenten in den vergangenen Monaten war, "an welche Grenzen sie überhaupt gehen mussten in der Qualifikation. Und vor Überraschungen bist du bei einer WM auch nie gefeit."

Ein paar Rivalen fallen aus

Zwar sind auf der 200-Meter-Freistil-Strecke in diesem Jahr mehrere von Biedermanns Rivalen nicht am Start: Der Franzose Yannick Agnel, Olympiasieger von London 2012, fehlt wegen einer Rippenfellentzündung. Der Südkoreaner Park Tae-hwan, der bei Olympia 2008 und 2012 je Silber über die Strecke gewann, ist wegen Dopings gesperrt. Der Japaner Kosuke Hagino, der sich mit der weltweit drittschnellsten Zeit des Jahres für die WM qualifiziert hatte, hat sich den Arm gebrochen und kann offenbar auch nicht mitschwimmen. Und Michael Phelps, der erfolgreichste Schwimmer der Geschichte, hat zwar kürzlich sein Comeback gegeben, startet aber nicht in Kasan - als moralische Kompensation für seine jüngste Trunkenheitsfahrt.

Doch auch im Lichte dieser prominenten Ausfälle wehrt sich Biedermann gegen jede Art von Favoritenrolle: "Man muss sich ja in Erinnerung rufen, dass der Chinese Sun Yang mitschwimmt, dass der junge Australier Cameron McEvoy schon sehr starke Zeiten hingelegt hat, dass es auch schnelle Russen und Amerikaner gibt", sagt er im SZ-Interview.

Das Problem: Der Deutsche Schwimm-Verband schickt zwar 31 Beckenschwimmer nach Russland, verfügt in seinem WM-Kader aber letztlich nur über drei Athleten, die man aufgrund ihrer Vorleistungen zum erweiterten Kreis der Medaillen-Kandidaten zählen kann: Neben Biedermann sind das noch Marco Koch (Darmstadt) über 200 Meter Brust und Franziska Hentke (Magdeburg) über 200 Meter Schmetterling. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) allerdings hat dem DSV die Erwartung von vier bis sechs Medaillen in die Zielvereinbarung geschrieben.

Solche Erwartungen allerdings lässt Paul Biedermann nicht an sich heran: "Ich habe jetzt ein paar Jahre auf dem Buckel, und es tangiert mich schon lange nicht mehr persönlich, was so geschrieben oder gefordert wird", sagt er. "Ich bin für meine eigene Leistung verantwortlich - welches Ergebnis dann dabei rumkommt, darauf bin ich selber gespannt. Ich habe mir jedenfalls noch nie vorschreiben lassen, dass hinten eine Medaille rauskommen muss."

Im SZ-Interview spricht der Schwimmer, der zusammen mit Freundin Britta Steffen in Halle lebt, auch über sein bevorstehendes Karriereende nach den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro.

Das vollständige Interview lesen Sie in der Mittwochsausgabe der Süddeutschen Zeitung oder mit SZ plus:

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