Süddeutsche Zeitung

Führungsstreit im Schwimmverband:Die nächste chaotische Versammlung droht

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Von Claudio Catuogno, München

Der Unternehmer Peter Obermark, 53, aus Flensburg soll neuer Präsident des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) werden. So lautet zumindest der Vorschlag einer sechsköpfigen Findungskommission unter Leitung der langjährigen DSV-Präsidentin und heutigen Ehrenpräsidentin Christa Thiel.

Sie schlägt vor, das vierköpfige DSV-Präsidium bei der Mitgliederversammlung am 3. Oktober mit Obermark sowie drei Mitstreitern zu besetzen. Das geht aus dem Abschlusspapier der Kommission hervor, das Thiel am Dienstag den Gremien des Schwimmsports zukommen ließ, und das der SZ vorliegt. Seit den überraschenden Rücktritten von Präsidentin Gabi Dörries und Vizepräsidentin Andrea Thielenhaus Ende 2018 im Streit um ein Finanzierungskonzept sind im DSV-Vorstand zwei der vier Posten vakant.

Die Wahl könnte auch komplett verschoben werden

Ob es zur Wahl Obermarks kommt, ist allerdings völlig unklar. Denn rund um das Vorgehen der Kommission ist im DSV ein Streit ausgebrochen, den ihr Abschlusspapier weiter vertiefen dürfte. Es habe sich "der Eindruck verfestigt", schreibt Thiel, "dass der amtierende Vorstand derzeit dem Wohl des DSV wenig zuträglich agiert" und die "Gefahr einer Spaltung des Verbandes in Kauf nimmt". In vielen Landesverbänden, deren Vertreter Obermark wählen müssten, herrscht hingegen ein differenzierterer Eindruck vor: dass es nämlich die aktuellen Vizepräsidenten Uwe Brinkmann und Wolfgang Hain waren, die - gemeinsam mit dem Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen - den nach dem Dörries-Rücktritt schlingernden DSV stabilisiert und neu aufgestellt haben.

Und nun empfiehlt Thiel die Wahl eines alten Vertrauten: Von 2012 bis 2016 wirkte Obermark im letzten Thiel-Präsidium als Vizepräsident Finanzen, zudem lange als Fachspartenchef Synchronschwimmen. Der von vielen ersehnte "Neuanfang" werde so ad absurdum geführt, ist oft zu hören. Ein weiterer Streitpunkt: Thiel besteht darauf, dass sie vier Vorstandskandidaten suchen sollte. Rechtsgutachten gehen aber davon aus, dass Hain und Brinkmann bis 2022 im Amt sind. Sie haben nun lediglich die Wahl von Präsident/in und Vizepräsident/in Finanzen auf die Tagesordnung gesetzt. Darauf bezieht sich Thiels harsche Kritik.

Mehrere kleinere Verbände haben bereits beantragt, dass am 3. Oktober in Kassel alle vier Ämter zur Wahl stehen. Ob dies juristisch zulässig wäre, wird beim DSV derzeit geprüft. In jedem Fall droht dem Verband die nächste chaotische Versammlung. Vertreter mehrerer Landesverbände begrüßten auf Anfrage der SZ daher den Antrag aus Sachsen, die Wahlen komplett zu verschieben und neu nachzudenken. In diesem Fall würde der DSV vorerst weiter von den Vizepräsidenten Hein und Brinkmann sowie Sportchef Kurschilgen geführt.

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Quelle:
SZ vom 25.09.2019
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