Schwimmen:Die Räubergeschichte von Rio wird teuer

Ryan Lochte answers questions after the New York launch of Team Speedo and Speedo s Fastskin LZR Rac

Unangenehme Fragen in New York: Ryan Lochte nach der Rückkehr.

(Foto: imago/UPI Photo)

Vier Sponsoren kündigen ihre Verträge mit Ryan Lochte: Dem entgeht mindestens eine Million Dollar.

Der amerikanische Schwimmer Ryan Lochte hat nach seiner Räubergeschichte über einen angeblichen Überfall bei den Olympischen Spielen in Rio offenbar sämtliche persönlichen Sponsoren verloren. Der Schwimmartikelhersteller Speedo, der Herrenausstatter Ralph Lauren und der Matratzenhersteller Airweave beendeten am Montag offiziell ihre Zusammenarbeit mit dem sechsmaligen Olympiasieger. Zudem berichtete die Washington Post, dass auch der Kosmetikhersteller Syneron-Candela, für dessen Haarentfernungsmittel Gentle Hair Removal der Athlet geworben hatte, den Vertrag mit Lochte aufgelöst habe. Nach Schätzungen amerikanischer Medien dürfte der finanzielle Verlust für Lochte bei weit mehr als einer Million Dollar liegen.

"Wir haben ein Jahrzehnt lang eine großartige Partnerschaft mit Ryan gehabt, er war ein wichtiges Mitglied unseres Teams. Aber wir können ein Verhalten nicht gutheißen, das den Werten der Marke widerspricht", hieß es in einer Erklärung von Speedo. Zugleich kündigte das Unternehmen an, 50 000 Dollar von Lochtes Prämien an ein Kinderhilfswerk in Brasilien zu überweisen.

Lochte und seine Teamkollegen Gunnar Bentz, Jack Conger und James Feigen hatten in der Vorwoche behauptet, mit vorgehaltener Waffe in Rio überfallen worden zu sein, was nicht der Wahrheit entsprach: Die Amerikaner hatten auf dem Heimweg von einer Party in offensichtlich angetrunkenem Zustand an einer Tankstelle randaliert und später für den entstandenen Sachschaden bezahlen müssen. Nach Darstellung der brasilianischen Polizei hatten die vier US-Schwimmer hinter einer Tankstelle uriniert und ein Werbeposter von der Wand gerissen. Sie waren daraufhin von Sicherheitskräften gestellt worden.

Das US-Olympiakomitee (USOC) hatte ebenfalls bestätigt, dass der angebliche Raubüberfall eine Lügengeschichte war und den Schwimmern Konsequenzen angedroht. Zudem entschuldigte es sich bei der Gastgeberstadt Rio "und den Menschen in Brasilien". Lochte selbst, mit 32 Jahren der mit Abstand Älteste der Gruppe, hatte erst mit einigen Tagen Verzögerung einen Rückzieher gemacht und "unreifes Verhalten" eingestanden. "Ich habe bei der Story stark übertrieben. Deshalb übernehme ich die volle Verantwortung", sagte er dem TV-Sender NBC.

Die ganze Geschichte war ironischerweise von Lochtes Mutter ins Rollen gebracht worden, die einem australischen Fernsehteam in Rio eher beiläufig erzählt hatte, dass ihr Sohn mit Waffengewalt überfallen worden sei. Dass der allem Anschein nach bei dem Zwischenfall betrunkene Lochte anderntags zunächst nur noch in Erinnerung hatte, dass er und seine Kollegen von bewaffneten Männern in Uniformen aufgehalten und zur Herausgabe von Geld gezwungen wurden (um den Schaden zu begleichen), ist angesichts der Umstände in gewisser Weise nachvollziehbar. Indes erscheinen mittlerweile auch die Berichte übertrieben, wonach die Schwimmer die Toilette der Tankstelle verwüstet und eine Tür eingetreten hätten. Reporter der amerikanischen Tageszeitung USA Today konnten jedenfalls wenige Tage später keine Schäden oder Reparaturen an besagter Tankstelle entdecken.

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