Schwimm-WM in Barcelona:Deutsche Wasserballer scheiden aus

Schwimm-WM - Wasserball - Deutschland - Australien

Gegen Australien ausgeschieden: Kapitän Moritz Oeler (links) und sein Team

(Foto: dpa)

Die deutschen Wasserballer verpassen bei der Schwimm-WM in Barcelona das Viertelfinale. Radprofi Marcel Kittel fordert härtere Strafen gegen Dopingsünder. Neuseeland gewinnt beim America's Cup auch das letzte Duell gegen Italien.

Schwimm-WM, Wasserball: Die deutschen Wasserballer haben beim WM-Debüt des neuen Bundestrainers Nebojsa Novoselac das Viertelfinale verpasst. Die stark verjüngte Auswahl des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) unterlag im Achtelfinale in Barcelona gegen Australien mit 4:8 (0:2, 2:2, 0:1, 2:3). Der Nachfolger des langjährigen Chefcoaches Hagen Stamm verfehlte damit bei seinem ersten großen Turnier das vorgegebene Ziel. Zuletzt hatte das DSV-Team 2005 bei einer WM die Runde der letzten Acht nicht erreicht. "Wir haben unsere Chance nicht genutzt", sagte Novoselac und analysierte: "Australien hat mehr Spieler auf dem gleichen Niveau. Bei uns sind die Leistungsunterschiede zu groß." Im 1992er Olympiabecken Bernat Picornell erzielten Heiko Nossek (2), Maurice Jüngling (1) und Julian Real (1) vor den Augen von Ex-Bundestrainer Stamm die Tore für den EM-Fünften, der die Vorrundengruppe D als Zweiter abgeschlossen hatte. Während das Novoselac-Team bereits nach vier WM-Spielen abreisen muss, trifft Australien am Dienstag im Viertelfinale auf Olympiasieger Kroatien. Novoselac gab im Tor dem erfahreneren Roger Kong (Hannover) den Vorzug vor dem Duisburger Moritz Schenkel. Der 28-Jährige ließ gleich die ersten beiden Bälle aufs Tor passieren, schnell lag die DSV-Sieben mit 0:2 zurück. Im Angriff gelang zunächst gar nichts, erst nach neun Minuten erzielte Nossek den ersten Treffer. Zur zweiten Halbzeit wechselte Novoselac Schenkel ein. Das Problem war jedoch weiter die Offensive. Auch ihre Überzahlsituationen nutzten die deutsche Mannschaft nicht konsequent.

Schwimm-WM, Vorläufe: Olympiasiegerin Ruta Meilutyte aus Litauen hat bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Barcelona ihren Europarekord über 100 Meter Brust verbessert. 1:04,52 Minuten am Montag bedeuteten gleichzeitig auch eine Bestzeit bei Weltmeisterschaften. Als 22. verfehlte die Essenerin Caroline Ruhnau in 1:08,62 Minuten das Halbfinale. Mit ihrer Zeit blieb die 16-jährige Meilutyte, die im Juni Europarekord geschwommen war, nur knapp hinter dem Weltrekord der Amerikanerin Jessica Hardy. Deren 1:04,45 Minuten stammen noch aus der Ära der Hightech-Anzüge. Hardy wurde in 1:05,18 Gesamtzweite der Vorläufe.

Leichtathletik, London: Prothesen-Sprinter Alan Oliveira hat seinen eigenen 100-m-Weltrekord klar unterboten. Ein Jahr nach den Paralympics in London lief der Brasilianer beim "Revival" der Behindertenspiele an gleicher Stelle 10,57 Sekunden und war damit zwei Zehntel schneller als bei der bisherigen Bestmarke. In 10,77 hatte der 20-Jährige Mitte Juni dem inwzwischen des Mordes angeklagten Prothesen-Star Oscar Pistorius (Südafrika) in 10,77 den Rekord (10,91) abgenommen. Im Rahmen der Behinderten-WM in Lyon hatte Oliveira zuletzt auch den bisherigen 200-m-Weltrekord von "Blade Runners Pistorius (21,30) auf 20,66 Sekunden verbessert. Im vergangenen Jahr war Oliveira, der mit Blick auf die Paralympics 2016 in Rio de Janeiro als neuer Star der Szene aufgebaut werden soll, bei den paralympischen Spielen von London im direkten Duell über 200 m ein Sieg über Pistorius geklungen. Dessen Rückkehr in den Leistungssport ist unabhängig vom Ausgang seines Prozesses offen.

VfL Wolfsburg, Testspiel: Der VfL Wolfsburg hat das Testspiel-Wochenende der Fußball-Bundesligisten mit einem 2:0 (1:0)-Sieg gegen Olympique Marseille beendet. Verteidiger Ricardo Rodríguez (3.) mit einem direkt verwandelten Freistoß und Stürmer Bas Dost (77.) erzielten am Sonntagabend zum Ausklang des Wolfsburger Stadionfestes die Tore. Das Team von VfL-Trainer Dieter Hecking zeigte gegen den französischen Spitzenclub eine konzentrierte Leistung. Vor allem die Abwehr stand sicher, so dass sich Marseille kaum gute Chancen erarbeiten konnte.

Radsport, Marcel Kittel: Radprofi Marcel Kittel hat sich für härtere Strafen gegen Dopingsünder ausgesprochen und ein Anti-Doping-Gesetz in Deutschland gefordert. "Dopingmissbrauch sollte eine Straftat sein, die hart geahndet werden muss. Wir wollen alle härtere Strafen für Doper", sagte er in einem Interview der Zeitung Die Welt. "Wer sich Eigenblut reinjagt oder sich eine Epo-Spritze setzt oder Wachstumshormone schluckt, sollte lebenslang gesperrt werden. Denn das tut man nicht aus Versehen", betonte Kittel, der bei der vergangenen Tour de France vier Etappen gewonnen hatte. Er hatte zudem für einen Tag das Gelbe Trikot tragen dürfen. Vor fünf, sechs Jahren sei im Radsport noch von der Omerta gesprochen worden, einer von den Fahrern selbst auferlegten Schweigepflicht. "Diese Omerta existiert nicht mehr. Heute ist es so, dass die meisten Radsportler das sagen, was sie denken und sehen", meinte Kittel, der für das Team Argos-Shimano fährt. Systematisches Doping in den Teams, wie es einst allen voran die gefallene Radikone Lance Armstrong betrieben hatte, gibt es nach Auffassung von Kittel nicht mehr. Wenn, dann würde nur noch individuell gedopt. Er selbst habe "nie, nie" der Versuchung unterlegen, mit verbotenen Mitteln zu arbeiten.

Segeln, America's Cup: Das Team New Zealand hat die Luna Rossa in der Herausforderer-Runde des 34. America's Cups auch im vierten Segel-Duell hinter sich gelassen. In der Bucht von San Francisco gewannen die Neuseeländer am Sonntag das letzte Duell mit den Italienern in der Round Robin mit einem Vorsprung von 3:20 Minuten. In der Gesamtwertung führen die bereits vor dem Rennen uneinholbaren "Kiwis" mit der Maximalausbeute von neun Punkten vor der Luna Rossa (4) und dem schwedischen Artemis-Team (0). Noch am Sonntag wollte der Spitzenreiter bekannt geben, ob er erst wieder im Finale fahren oder sich einen Halbfinalgegner aussuchen wird. Artemis, dessen britischer Olympiasieger Andrew Simpson im Mai bei einem Trainingsunfall ums Leben gekommen war, hatte am Donnerstag erstmals mit dem neuen AC72-Katamaran "Big Blue" trainiert. Am Dienstag geht es für die Schweden noch gegen das Team New Zealand, am Donnerstag gegen die Italiener. Bei den Herausforderer-Rennen wird der Gegner des Titelverteidigers, des US-Teams Oracle, ermittelt. Die Finalregatten finden vom 7. bis zum 21. September statt.

Schwimm-WM, Turmspringen: Sascha Klein hat dem deutschen Team einen glänzenden Abschluss der Wassersprung-Wettbewerbe bei der Schwimm-WM beschert. Genau eine Woche nach seinem Gold-Coup im Turm-Synchronspringen gewann der 27 Jahre alte Dresdner im Einzel mit 508,55 Punkten Bronze. Klein, der wegen Verletzungssorgen im Vorfeld wenig trainiert hatte, musste sich in der "Königsdisziplin" lediglich Titelverteidiger Qui Bo (581,00) und Olympiasieger David Boudia (517,40) geschlagen geben. Auch bei der WM 2011 in Shanghai war Klein auf Platz drei gesprungen. Qui bescherte China das neunte Gold im zehnten und letzten WM-Wettkampf. Nur die deutschen Goldspringer Klein und Patrick Hausding konnten der Wassersprung-Macht in Barcelona eine Niederlage zufügen.

Der 18-jährige Leipziger Dominik Stein, der kurzfristig für den angeschlagenen Synchron-Weltmeister Patrick Hausding (Berlin) nominiert worden war, zahlte vom Turm bei seinem WM-Debüt als 18. des Halbfinals Lehrgeld. Klein zeigte lediglich bei seinem Handstandsprung leichte Probleme. Den dreieinhalbfachen Delfinsalto, den er im Vorkampf noch verpatzt und vor dem er "ein bisschen Schiss" hatte, führte der 23-malige deutsche Meister dagegen sehr sauber aus. Die Vorbereitung war für Klein alles andere als optimal verlaufen, zahlreiche Erkrankungen und Verletzungen hatten ihn immer wieder zurückgeworfen. Kurz vor WM-Start machten ihm Trizeps-Probleme und Rückenschmerzen zu schaffen. "Wasserspringen ist eine harte Sportart, und meine Knochen werden auch nicht jünger. Es wird immer schwieriger, aber bislang bekomme ich es immer noch irgendwie hin", sagte Klein. Hausding war als Zuschauer begeistert vom hohem Grundniveau seinen Synchronpartners: "Er könnte auch ein Jahr nichts machen und trotzdem gut springen."

Schwimm-WM, Britta Steffen: Weltrekordlerin Britta Steffen hat nach ihrem ersten Rennen bei der Schwimm-WM in Barcelona bestätigt, dass sie freiwillig auf einen Start über 50 m Freistil verzichtet hat. "Ich bin gefragt worden. Wir haben das besprochen", sagte die Doppel-Olympiasiegerin von 2008 nach dem Vorlauf mit der 4x100-m-Freistilstaffel: "Wenn ich auf Platz eins, zwei oder drei der Weltrangliste wäre und wirklich eine fette Medaillenchance hätte, dann hätte sich die Diskussion gelohnt. Aber die gibt es im Moment gar nicht." Die 29-Jährige sieht sich nicht als Medaillenkandidatin auf ihrer Paradestrecke. "Ich bin einmal 24,7 geschwommen, und wenn man ehrlich ist, reicht das vielleicht für ein Finale", sagte sie. Steffen hatte sich krankheitsbedingt bei der DM im April nicht für Barcelona qualifizieren können. Ihre Hallenser Klubkollegin Daniela Schreiber bot ihr daraufhin ihren Startplatz an, Steffen lehnte ab. "Ich wollte sportlich und fair bleiben. Sie hat sich qualifiziert, jetzt möchte ich auch, dass sie schwimmt", sagte sie: "Für mich gab's da keine weitere Diskussion. Die Medien haben das leider etwas aufgebauscht. Ich hoffe, Daniela macht was draus, dann können wir alle zufrieden sein." Der Startverzicht hatte am vergangenen Donnerstag für Wirbel gesorgt, weil der neue Chef-Bundestrainer Henning Lambertz Steffen über 50 m immer als eine der wenigen Medaillenkandidaten bezeichnet hatte. Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) verkaufte die Entscheidung als Entschluss der Mannschaftsleitung und nicht als Verzicht der Weltrekordlerin. Ihr Heimtrainer Frank Embacher hatte sogar versichert, sie habe die Absicht bekundet zu schwimmen.

Radsport, André Geipel: Der deutsche Rad-Sprinter André Greipel hat den Sparkassen-Giro in Bochum gewonnen. Der 31-jährige Rostocker siegte bei dem Kriterium über 80 Kilometer vor Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin (Cottbus) und Roger Kluge (Eisenhüttenstadt). Greipel und Martin hatten das gesamte Feld auf der 1,6 Kilometer langen Runde sogar überrundet. Der viermalige Tour-Etappengewinner Marcel Kittel konnte sich nicht in Szene setzen. Den Startschuss des Rennens gab Greipels Lotto-Teamkollege Marcel Sieberg. Der Anfahrer hatte bei der Tour einen Schlüsselbeinbruch erlitten. Außerdem hatte er sich nach der Frankreich-Rundfahrt eine Lungenentzündung eingehandelt. Er werde frühestens in zwei Wochen wieder erste Trainingsfahrten auf dem Rad machen können.

Leichtathletik, Rekord: Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser-Price hat am zweiten Tag des Diamond League-Meetings der Leichtathleten in London eine Weltjahresbestzeit über 100 Meter aufgestellt. Die Jamaikanerin gewann am Samstag das erste Halbfinale vor 60 000 Zuschauern im Olympiastadion in 10,77 Sekunden. Ex-Europameisterin Verena Sailer aus Mannheim verpasste als Fünfte des zweiten Halbfinals den Endlauf in 11,15 Sekunden. Eine internationale Saisonbestmarke setzte auch die Neuseeländerin Valerie Adams. Die zweifache Olympiasiegerin und dreifache Weltmeisterin stieß die Kugel auf 20,90 Meter hinaus. Hallen-Europameisterin Christina Schwanitz vom LV 90 Erzgebirge wurde mit deutlichem Abstand und 19,74 Metern Zweite.

Leichtathletik, Behindertensport: Der sehbehinderte 400-Meter-Läufer Thomas Ulbricht (PSC Berlin) hat am abschließenden Wochenende der WM der behinderten Leichtathleten mit der Silbermedaille die Medaillenbilanz für die Hauptstadt-Aktiven abgerundet. Zuvor hatte die querschnittsgelähmte Rollstuhlathletin Marianne Buggenhagen Gold im Diskuswerfen und Bronze im Kugelstoßen gewonnen. Ulbricht, dessen frühere Spezialdisziplin Mehrkampf nicht mehr im Wettkampfprogramm vertreten ist, bewies, dass er sich erfolgreich neu orientiert hat. Mit seinem Begleitläufer Tobias Schneider (PSC) lief er eine neue persönliche Bestzeit von 50,61 Sekunden und musste nur dem Russen Jegor Scharow (49,16) den Vortritt lassen. Saisonbestzeit lief auch Ulbrichts Clubkamerad Niels Stein, der über 200 Meter seiner Startklasse T35 in 28,15 Sekunden Siebter wurde.

Leichtathletik, Caster Semenya: Die Leichtathletik-WM in Moskau findet endgültig ohne die ehemalige 800-Meter-Weltmeisterin Caster Semenya statt. Die Südafrikanerin gewann zwar am Samstagabend ihr Rennen beim internationalen Meeting im belgischen Ninove, blieb aber in 2:01,86 Minuten erneut deutlich über der Qualifikationsnorm für die in zwei Wochen beginnende WM. Für Semenya war es die letzte Chance, den Saisonhöhepunkt in Moskau doch noch zu erreichen. Der südafrikanische Verband hatte sie auch nicht in sein vorläufiges WM-Aufgebot berufen. Semenya erlangte Berühmtheit, als sie 2009 in Berlin völlig überraschend den WM-Titel über 800 Meter gewann und danach Zweifel an ihrem Geschlecht bekanntwurden. Nach zahlreichen Untersuchungen und einer elfmonatigen Suspendierung darf sie seit Juli 2010 wieder bei den Frauen starten. Bei den Olympischen Spielen in London gewann die 22-Jährige im vergangenen Jahr die Silbermedaille.

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