Schwimm-WM in Barcelona:Gold für Lurz, Silber für Maurer

Schwimm-WM - Freiwasser

Angela Maurer und Thomas Lurz: Erfolgreich in Barcelona

(Foto: dpa)

Es ist der zwölfte WM-Titel für Thomas Lurz: Über 25 Kilometer sichert sich der Schwimmer die Goldmedaille. Kollegin Angela Maurer verpasst Platz eins nur um eine Zehntelsekunde - und kann die Tränen später nicht unterdrücken.

Thomas Lurz sah nach seinem zwölften WM-Gold trotz offener Wunden und knapp fünf Stunden im Wasser fast noch frisch aus. Angela Maurer weinte nach dem um Handbreite verpassten Sieg über 25 Kilometer beim "Happy Birthday"-Ständchen des deutschen Teams dann doch Tränen der Rührung. An ihrem 38. Geburtstag durfte sich die Mainzerin bei der Schwimm-WM in Barcelona am Samstag sogar wenige Sekunden als Siegerin fühlen, ehe die Anzeigetafel sie von Platz eins auf zwei herabstufte - mit 0,1 Sekunden Rückstand auf Gewinnerin Martina Grimaldi aus Italien.

Klarer fiel der zweite WM-Sieg von Lurz im Hafenbecken der katalanischen Metropole aus. Der Würzburger schlug 0,4 Sekunden vor dem Belgier Brian Ryckeman an - und das in seinem ersten Rennen über die Marathon-Distanz überhaupt. Der optische Eindruck eines fast erholten Lurz täusche aber, versicherte der Ausnahme-Athlet bei den Siegerinterviews. "Das sieht nur so aus, weil es erfolgreich war. Zwischendurch war ich mir todsicher, dass ich nie mehr 25 Kilometer schwimme", sagte er. "Einmal gewonnen, perfekter geht es nicht. Das reicht. Der Salzwasser-Geschmack, ich dachte ich dreh durch."

Lurz war vor dem Erfolg am Samstag schon Team-Weltmeister geworden. Über fünf Kilometer gewann er Bronze, über die doppelte Distanz war Lurz Zweiter geworden. Sein viertes Rennen binnen acht Tagen bestritt der Olympia-Zweite mit offenen Wunden, die kurz vor dem Start am Morgen mit Tapes abgedeckt worden waren. Damit waren die Schmerzen erträglich. "Während des Rennens ging es eigentlich. Ich habe zwischendurch mal eine Qualle an der Brust abbekommen. Die Ärzte haben sehr gut getaped, das war ein Spitzenjob". An den Achseln und am Hals war teilweise das rohe Fleisch zu sehen.

Während des Rennens hielt sich Lurz mit Führungsarbeit nicht groß auf und ließ die Favoriten das Rennen gestalten. Die kraftsparende Taktik ging voll auf. "Er musste an die Grenzen gehen. Das ist die absolute Grenze, was der Körper hergibt", sagt sein Bruder, der Bundestrainer Stefan Lurz.

"Chapeau für alles, Vorbild für alle Sportler", lobte Leistungssportdirektor Lutz Buschkow vor der abendlichen Ansprache von Stefan Lurz an die Beckenschwimmer. Weltmeisterlich durfte sich auch Angela Maurer fühlen, wenn auch nur kurz. Im Foto-Finish wurde klar: den besseren Anschlag hatte die Italienerin Grimaldi. "Ich habe echt gedacht, es reicht für den ersten. Mein Name kam ja als Erster auf der Anzeigetafel, dann wurde es geändert, es ist schon ärgerlich", sagte die Polizistin. Nach der ersten Enttäuschung zog sich dennoch ein zufriedenes Fazit: "Die WM war supererfolgreich für mich. Ich habe mir heute das schönste Geschenk selbst gemacht."

Mit den Medaillen fünf und sechs polierten die Freiwasserschwimmer ihre beeindruckende Edelmetall-Bilanz im Hafen von Barcelona nochmal auf. "Ich bin kistenstolz auf mein Team. Sechs Medaillen, das ist der Hammer. Gerechnet haben wir mit zwei oder drei und das war schon hochgegriffen", erklärte Bundestrainer Stefan Lurz.

Svenja Zihsler und Christian Reichert hatten dagegen über die 25 Kilometer aufgeben müssen. Zihsler wurde von Bundestrainer Stefan Lurz nach etwa dreieinhalb Stunden im Hafenbecken zur Aufgabe geraten. Die 19-jährige Würzburgerin musste zunächst im Rollstuhl zur medizinischen Versorgung gebracht werden, erholte sich aber schnell. Auch Reichert wurde von einem Rettungsboot an Land gebracht. "Ich konnte nicht mehr, bin von einer Sekunde auf die andere leergelaufen. Ich konnte mich überhaupt nicht mehr bewegen, hab mich körperlich total erschöpft gefühlt", sagte der 28 Jahre alte Polizist aus Wiesbaden.

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