Schwimm-WM:Die Verlierer von Rom

Dass die Schwimm-Weltmeisterschaften 2013 in Dubai statt in Hamburg stattfinden werden, schadet den Aktiven einer olympischen Kernsportart.

Josef Kelnberger

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte in einem Brief Unterstützung signalisiert. Innenminister Wolfgang Schäuble war persönlich angereist. Verbandspräsidentin Christa Thiel hatte sich in Schale geworfen, Seite an Seite mit Thomas Bach, dem obersten Repräsentanten des deutschen olympischen Sports. Nicht zuletzt war Olympiasiegerin Britta Steffen als Botschafterin erschienen, in einem blau leuchtenden Sommerkleid.

Schwimm-WM: Innenminister Wolfgang Schäuble neben Botschafterin Britta Steffen.

Innenminister Wolfgang Schäuble neben Botschafterin Britta Steffen.

(Foto: Foto: dpa)

Doch es half nichts, die Hamburger Bewerbung um die Austragung der Schwimm-Weltmeisterschaften 2013 scheiterte beim Kongress in Rom am Konkurrenten Dubai. Die Frage ist, ob der deutsche Sport sich nun als Verlierer fühlen muss - abgesehen von der selbst ernannten Sportstadt Hamburg, die zuvor schon die Bewerbung um die Universiade 2015 aufgegeben hatte und, nebenbei, diese Woche am Rothenbaum ein bloß noch zweitklassiges Tennisturnier beherbergt.

Kein Mensch wird sich beklagen, in Deutschland gehe zu wenig großer Sport über die Bühne. Es gibt fast keine bedeutende Sportart, die in den vergangenen Jahren nicht hier zu Gast gewesen wäre mit ihren Welttitelkämpfen. Von den deutschen Fußballern, Handballern, Hockeyspielern über Fechter, Turner, Ruderer, alle feierten Heimspiele. Dieses Jahr wird die Leichtathletik-Welt erwartet, 2010 die Eishockey-Welt, 2011 die Welt des alpinen Skisports, und so grenzt es an ein Wunder, dass der Deutsche Schwimmverband (DSV) nicht längst mit einer WM beglückt wurde.

Solche Titelkämpfe sind mit großem Aufwand verband, es braucht Arenen für Beckenschwimmer, Springer, Synchronschwimmer, Wasserballer sowie ein Gewässer für die Langstreckler; 2800 Athleten aus 200 Ländern sind zu beherbergen. Doch in Deutschland hat man schon andere Herausforderungen gemeistert. Vielleicht verfügt der DSV über zu wenig Einfluss im Weltverband, dessen Funktionäre andererseits versessen auf Geld und neue Märkte zu sein scheinen. Immerhin hatten sie schon die WM 2011 nach Schanghai, also Asien, vergeben. Auf der Strecke bleibt ein europäisches Kernland in einer olympischen Kernsportart.

Eine WM in der Heimat löst keine Probleme, aber sie bietet Sportlern ein Ziel. Das ist unter den deutschen Leichtathleten zu beobachten, die Fortschritte auf breiter Front machen. Den deutschen Schwimmern, die jenseits von Britta Steffen und Paul Biedermann um den Anschluss an die Weltspitze kämpfen, hätten die Perspektive Hamburg 2013 gutgetan. Sie sind die Verlierer der Abstimmung von Rom.

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