Schweden:Vergeblich überragend

Sport Bilder des Tages 210629 Emil Forsberg of Sweden looks dejected during the UEFA EURO, EM, Europameisterschaft,Fussb

"Eine unglaubliche Leere": Emil Forsberg nach der 1:2-Niederlage gegen die Ukraine.

(Foto: Ludvig Thunman/Bildbyran/Imago)

Emil Forsberg beendet die EM mit vier Toren und herausragenden Leistungen, doch er trauert der vertanen Chance nach, mit Schweden ins Viertelfinale einzuziehen.

Von Sebastian Fischer

Vielleicht wird sich Emil Forsberg eines Tages ja doch noch mit Wohlwollen an dieses Turnier erinnern, das ihm dazu verhalf, zum ersten Mal in seiner inzwischen schon recht langen Karriere sein großes Talent auf ganz großer Bühne auszustellen. Vorerst überwiegen beim schwedischen Mittelfeldspieler von RB Leipzig aber andere Gefühle. "Es ist brutal. Am Ende war es einfach ein Scheißtag", sagte er zum Abschluss.

Es war am Ende nur der Pfosten, wahlweise auch die Latte im Weg, um Forsberg, 29, zu einem der herausragenden Fußballer dieses Turniers aufsteigen zu lassen. Als Schütze von fünf oder gar sechs Toren im Viertelfinale, so hätte man ihn beinahe in der Heimat hochleben lassen können. Fünf Tore, so viele hat bei der EM bislang nur Cristiano Ronaldo geschossen. Doch es blieb dann am Dienstagabend bei dem einen Treffer, seinem vierten, den Forsberg für Schweden gegen die Ukraine seiner persönlichen, exzellenten Turnierbilanz hinzufügte. Und der reichte nicht aus beim 1:2 nach Verlängerung im Achtelfinale von Glasgow, das die Schweden von der 98. Minute an nur noch zu zehnt bestritten, weil Verteidiger Marcus Danielson nach einem Tackling die Rote Karte sah.

Es gab bei dieser Europameisterschaft einige Teams, die ihre Hoffnungen zumindest auf den ersten Blick nur an einem Spieler ausrichteten. Die Polen waren das beste Beispiel, Robert Lewandowski machte so gut wie alles allein, und das schließlich vergeblich. Die Waliser hatten Gareth Bale, die Russen den Sturmhünen Artjom Dsjuba. Auch die Schweden stehen seit Beginn der Schaffensperiode von Zlatan Ibrahimovic unter dem Verdacht, von einem Alleinunterhalter im Angriff abhängig zu sein; der 39-Jährige vom AC Mailand wäre diesmal wieder dabei gewesen, hätte er sich nicht am Knie verletzt.

Zwar verteidigt Schweden traditionell solide im Kollektiv, worauf auch bei diesem Turnier die Spielidee von Trainer Janne Andersson fußte, niemals hatte seine Mannschaft mehr Ballbesitz als der Gegner. Außerdem sind Ibrahimovics Nachfolger in Schwedens Sturm durchaus einige Talente, Alexander Isak zum Beispiel und Dejan Kulusevski, auch das sprach für verteilte Last auf vielen Schultern. Doch spätestens gegen die Ukraine mutierte Forsberg auf dem linken Flügel zu einer Art Ein-Mann-Offensive, jedenfalls was die gefährlichen Abschlüsse anging. In der 43. Minute glich er die ukrainische Führung aus, hatte dann beste Gelegenheiten zum nächsten Tor und traf unter anderem zwei Mal Aluminium. Die Szenen ähnelten sich, immer wieder schlenzte er den Ball vom Strafraumrand aufs Tor, kreierte Chancen auch selbst. Doch es trafen dann die Ukrainer, in der letzten Minute der Verlängerung.

"Da ist eine unglaublich Leere. Alle Schweden empfinden es als harten Schlag vor die Brust. Wir hatten so viel Spaß und wollten diese Reise fortsetzen", sagte Forsberg. "Dieses Tor in der letzten Minute ist mit das Schwierigste, was ich in meiner Karriere durchgemacht habe."

Für Forsberg war diese EM kein Turnier, mit dem er sich für einen neuen Klub empfehlen wollte, seinen Vertrag bei RB Leipzig hat er gerade verlängert. Sein Ansehen hat er trotzdem erhöht. Noch nie hat ein Schwede bei einer Europameisterschaft mehr Tore geschossen. "Das ist im Moment scheißegal", sagte er allerdings: "Ich hätte lieber kein Tor geschossen und wir wären weitergekommen."

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