Es ist bloß etwas mehr als vier Monate her, da war Schwedens Nationalmannschaft kurz davor, bei der Europameisterschaft in die Runde der letzten acht einzuziehen, und dem möglichen Erfolg haftete etwas von einem Neuanfang an. Zwar war der Mittelfeldspieler Emil Forsberg von RB Leipzig, inzwischen auch schon 30 Jahre alt, mit vier Toren der auffälligste Spieler, die Taktik von Trainer Janne Andersson war von Defensive geprägt. Doch auch Talente wie die Angreifer Alexander Isak, 22, oder Dejan Kulusevski, 21, zogen Aufmerksamkeit auf sich. Das 1:2 nach Verlängerung im Achtelfinale gegen die Ukraine entschied letztlich auch das fehlende Spielglück, Forsberg traf einmal den Pfosten und einmal die Latte.
Schweden steht in der Gruppe derzeit vor Spanien
Wenn die Schweden nun zum Ende der Qualifikationsrunde für die WM 2022 ihren Spitzenplatz in der Gruppe B vor Spanien behaupten wollen, wirkt es allerdings wieder so, als wäre alles beim Alten, und zwar wortwörtlich: Alle Aufmerksamkeit gilt dem 40 Jahre alten, prägenden schwedischen Fußballer der vergangenen Jahrzehnte: Zlatan Ibrahimović, vor der EM nach fünf Jahren Nationalmannschafts-Pause zurückgekehrt, während der EM dann am Knie verletzt, ist nun wieder da. Und nicht ganz überraschend hat der Stürmer, der sich selbst in der Vergangenheit unter anderem mit Napoleon ("Ich habe jedes Land erobert, in das ich einen Fuß gesetzt habe") und Gott ("Er steht direkt vor dir") verglich, wenig Probleme damit, dass sich alle Blicke auf ihn richten.
"Ich werde zwar älter, aber ich verstehe meinen Körper jetzt besser. Er ist älter, obwohl mein Geist jünger ist und ich immer besser aussehe", sagte Ibrahimović in einer Pressekonferenz zu Beginn dieser Woche. "Es ist fantastisch, ihn dabeizuhaben", sagte Trainer Andersson: "Ich wäre schön blöd, wenn ich seine Erfahrung nicht nutzen würde." Und die Zeitung Aftonbladet schrieb: "Führe Schweden zur WM, Papa!"
Schweden:Vergeblich überragend
Emil Forsberg beendet die EM mit vier Toren und herausragenden Leistungen, doch er trauert der vertanen Chance nach, mit Schweden ins Viertelfinale einzuziehen.
Ob es tatsächlich auch fußballerisch eine Hauptrolle ist, die Ibrahimović einnehmen wird, ist allerdings nicht ganz klar. Er freue sich, "wieder dabei zu sein", doch die Verletzungen der jüngeren Vergangenheit wirken nach. Seine drei Saisontore für den AC Mailand in der Serie A schoss er in gerade mal sechs Einsätzen. Nach seinen Knieproblemen im Sommer bremste ihn im September eine Achillessehnenreizung. Schon seit er 30 wurde, "gehen die Schmerzen nicht mehr weg. Sie wandern nur im Körper", sagte er. "Er sieht überraschend gut aus", sagte Trainer Andersson zwar. Aber für zweimal 90 Minuten an diesem Donnerstag in Georgien und am Sonntag in Spanien dürfte es nicht reichen.
Wie steht es um Ibrahimovićs Körper?
Es wird also weiterhin auch auf seine zwei potenziellen Nachfolger ankommen, die zuletzt oft das Sturmduo in einer 4-4-2-Grundordnung bildeten. Isak, der für den spanischen Tabellenführer Real Sociedad in den vergangenen vier Partien drei Tore schoss, ist mit vier Treffern Schwedens bester Schütze der WM-Qualifikation. Kulusevski spielt eine schwächere Saison, bei Italiens kriselndem Rekordmeister Juventus Turin stand er bislang nur zweimal in der Startelf. Doch immerhin: Als er neben Ibrahimović in der Pressekonferenz saß, schwenkte die Kamera auch ein paar Mal auf ihn. Und ein Zitat ist auch überliefert: Er denke, seine Qualitäten würden überall gebraucht.