Schumacher enttäuscht beim Ungarn-GP:"Am besten wär es, wenn das Auto schneller wird"

Mit dem Sieg beim Formel-1-Rennen in Budapest hat niemand etwas zu tun außer Lewis Hamilton. Die Deutschen fahren hinterher, Sebastian Vettel wird trotz guter Boxenstrategie nur Vierter. Michael Schumacher stellt sogar die Konkurrenzfähigkeit seines Mercedes-Teams in Frage. Und scheidet kurz vor Schluss absichtlich aus.

Michael Neudecker

Charlie Whiting sitzt vor dem Start meistens in einem Käfig direkt über der Start-und Ziel-Linie, er hat einen guten Blick auf alle Autos von hier, und wenn sie bereit sind, drückt er auf den Knopf. Charlie Whiting ist der Renndirektor der Formel 1, er ist der Mann, der die Startampel bedient, und deshalb schaut er vor dem Start genau hin, weit nach hinten, bis in die Startreihen, in denen die Autos stehen, die nie um den Sieg mitfahren, und für das Rennen in Budapest am Sonntag hieß das: Er schaute auch dorthin, wo Michael Schumacher stand. Und dann drückte Whiting auf den Knopf, aber die Ampel wurde nicht grün, sondern sie blinkte gelb: Startabbruch. Die Autos wurden auf eine weitere Einführungsrunde geschickt, aber Michael Schumacher blieb stehen.

Michael Schumacher

In Budapest vollkommen neben der Spur: Für Michael Schumacher war es ein verkorkstes Rennen - vom Start bis zum erneuten Ausfall.

(Foto: AP)

Es habe Probleme mit der Überhitzung des Motors gegeben, sagte Schumacher nach dem Rennen, "deshalb habe ich den Motor lieber abgeschaltet". Er musste beim zweiten Startversuch aus der Boxengasse losfahren, als Letzter also, und das war für Schumacher zwar ärgerlich, letztlich aber doch nur logisch: Es passte zu Schumachers Wochenende in Budapest. Zwei Runden später musste er ja schon wieder in die Box, diesmal zum Reifenwechseln, dabei überschritt er die zulässige Geschwindigkeit in der Boxengasse - und kassierte eine Durchfahrtsstrafe.

Mit dem Sieg hat man nichts zu tun, wenn man nach dem Qualifying lediglich auf Startplatz 17 steht, so gesehen änderten die Pannen am Start und danach wenig für Schumacher. Ohnehin hatte mit dem Sieg niemand etwas zu tun außer Lewis Hamilton: Der Brite lenkte seinen McLaren von der Pole Position zum Sieg. Dahinter platzierten sich die beiden Lotus-Fahrer Kimi Räikkönen und Romain Grosjean, Sebastian Vettel wurde Vierter, auf Rang fünf folgte Fernando Alonso.

"Man hat das ganze Wochenende gesehen, dass wir klar nicht konkurrenzfähig sind", sagte Schumacher. Auch sein Mercedes-Kollege Nico Rosberg erwischte ja ein mäßiges Rennwochenende: nach dem Qualifying auf Rang 13, nach dem Rennen auf Rang zehn. "Dass wir einen Punkt mitgenommen haben", sagte Schumacher, "das muss man schon wieder positiv sehen", er klang ein bisschen sarkastisch.

Immerhin aber gelang Schumacher, was sonst niemandem in diesem Rennen am Hungaroring gelang: Er überholte mehrere Fahrzeuge - wie das eben so ist, wenn man als Letzter das Rennen beginnt und Michael Schumacher ist. Der Große Preis von Ungarn wurde in der Boxengasse entschieden, die Platzierungen waren abhängig von der jeweiligen Reifenstrategie der Teams, nicht von Überholmanövern. Nur am Start kam es zu einer Überholung: Weil Sebastian Vettel, der von Rang drei aus losfuhr, den vor ihm liegenden Grosjean überholen wollte, aber dann doch vom Gas gehen musste, nutzte Jenson Button die Chance und zog an Vettel vorbei.

In die Box geschoben

Dank einer guten Boxenstrategie zog Vettel zwar später an Button vorbei, Button dagegen fuhr zum falschen Zeitpunkt an die Box und kam schließlich über Rang sechs nicht hinaus - zu einem Podiumsplatz aber reichte es für Vettel nicht. "Es ist einfach blöd, wenn man sich anderthalb Stunden bei dieser Hitze abkämpft und dann die ganze Zeit im Verkehr feststeckt", stellte Vettel genervt fest, "man kann ja auch nicht drüber fliegen." Es sei denn, man heißt Kimi Räikkönen.

Der Finne war ja auch lange Zeit hinter den Besten, eine clevere Strategie aber brachte Räikkönen vor bis auf Platz zwei. Räikkönen startete von Position fünf, nach Buttons drittem Stopp war der Finne Vierter. Dann fuhr Vettel nach 39 Runden an die Box und Räikkönen war Dritter, in der selben Runde holte Lotus Räikkönens Teamkollegen Grosjean zum Reifenwechsel, Räikkönen war damit Zweiter, und als auch Hamilton eine Runde später in die Boxengasse abbog, hatte Räikkönen freie Fahrt.

Er baute seinen Vorsprung aus - und kehrte sechs Runden später, nachdem er seinerseits an der Box gewesen war, zwar hinter Hamilton, aber vor Grosjean zurück auf die Strecke. Da waren noch 20 Runden zu absolvieren, es war klar, dass Räikkönen sich Platz zwei nicht mehr nehmen lassen würde.

Michael Schumacher war bei Rennende nicht mehr auf der Strecke, neun Runden vor Schluss ließ er sich an Position 18 liegend in die Box schieben; er hat nun sechs von elf Rennen nicht beendet. Diesmal war der Ausfall gewollt: Beim nächsten Rennen in Spa nach der vierwöchigen Pause hat er damit die Chance auf technische Veränderungen, ohne eine Strafe zu kassieren.

Was sich ändern müsse? "Am besten wär' es, wenn das Auto schneller wird", sagte Schumacher, jetzt klang er zynisch. "Schaffe, schaffe, Häusle baue", sagte Schumacher, "dann schauen wir, was rauskommt." Mehr, fügte er an, könne er im Moment auch nicht tun.

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