Nico Schulz und Thilo Kehrer:Löws neue Flügelhelfer

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Gesprächsbedarf: Nico Schulz (links) und DFB-Kollege Thilo Kehrer. (Foto: Patrik Stollarz/AFP)
  • Nico Schulz und Thilo Kehrer bieten sich auf den Außenbahnen als seriöse Planungsgrößen für den Bundestrainer an.
  • Der Hoffenheimer Schulz hat inzwischen seine Schüchternheit abgelegt - und überzeugt mit Wucht und Geschwindigkeit.
  • Kehrer von Paris Saint-Germain vergibt gegen die Niederlande das 3:0 und sieht beim 2:2 zu. Seiner Karriere im DFB-Team sollte das dennoch nicht schaden.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Auch Nico Schulz setzte gekonnt ein zerknirschtes Gesicht auf, als er zur Lage der Fußballnation im just zu Ende gegangenen Länderspieljahr Stellung nehmen sollte. Reihum versicherten die Nationalspieler, dass sie vom verflixten Jahr 2018 ihren Kindern und Kindeskindern erzählen würden, damit es sich niemals wiederholen möchte, und von dieser staatstragenden Sprachregelung wollte natürlich auch Schulz nicht abweichen, obwohl er mangels Anwesenheit zum Misslingen der Weltmeisterschaft erwiesenermaßen nicht beigetragen hatte. Dennoch stimmte er in den Chor ein: "Ein enttäuschendes Jahr" sei 2018 gewesen - sprach's und trat den Heimweg an.

In Wahrheit wird der 25 Jahre alte Neo-Nationalspieler Schulz vermutlich auf der Reise zurück zum Verein nach Hoffenheim die Musik aufgedreht, gesungen und getanzt haben. Sein vierter Länderspiel-Einsatz war ganz gewiss der bisher beste. Schulz hatte den Niederländern viel Arbeit gemacht mit seinen kraftvollen Läufen auf der linken Außenbahn. Er war ein auffallender Faktor des deutschen Angriffsgeistes. Das hohe Tempo der drei deutschen Angriffs-Flitzer ergänzte Schulz an der Seitenlinie, einige Male kam er damit hinter die gegnerische Verteidigungslinie und bediente die Stürmer mit passend konfektionierten Zuspielen. Timo Werner und Serge Gnabry hätten mit Schulz' Beihilfen beinahe ein 2:0 bzw. 3:0 geschossen.

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Hector erfährt, dass Schulz doch ein ernst zu nehmender Konkurrent ist

Jonas Hector vom Zweitligisten 1. FC Köln, der seit 2014 bei der Nationalmannschaft sozusagen als Monopolist auf der linken Seite fungierte, saß auf der Ersatzbank - und erfuhr, dass Schulz offenbar doch ein ernst zu nehmender Konkurrent ist. Beim Debüteinsatz im Testspiel gegen Peru war das noch nicht wirklich abzusehen, da sah es bei Schulz eher nach einem weiteren Fall Plattenhardt aus. Doch der Hoffenheimer hat seine Schüchternheit inzwischen abgelegt. Er scheint jetzt imstande zu sein, seine Vorzüge zum Einsatz zu bringen, und diese bestehen vor allem in seiner beachtlichen Wucht und der nicht minder beachtlichen Geschwindigkeit. Hector ist gewiss der bessere Fußballer, aber er ist deshalb nicht unbedingt der bessere Helfer für das Offensivspiel.

Auch Thilo Kehrer, 22, der auf dem anderen Flügel das neue Deutschland vertrat, besitzt als Fußballer bessere Voraussetzungen als Nico Schulz. Er kann als Verteidiger sehr hart einsteigen und Schrecken bei den Gegenspielern verbreiten, er ist aber auch ein Spieler, der elegant mit dem Ball umgehen und am Spielfluss teilnehmen kann.

Das qualifiziert ihn zur relevanten Planungsgröße in den Kalkulationen des Bundestrainers. Was die Bilanz seiner Rückkehr nach Gelsenkirchen angeht, war es für Kehrer allerdings kein so schöner Abend. Er hatte gleich zwei Tore auf dem Gewissen: Das entscheidende dritte deutsche Tor lag ihm auf dem Fuß nach einem schönen Konter über Kroos und Reus, doch er traf den Ball nicht richtig. Stattdessen hatte er dafür Anteil am holländischen 2:2, als er dem Torschützen Virgil Van Dijk bei der Arbeit zuschaute. Aber auch für Kehrer wird es dennoch keine traurige Heimreise gewesen sein - nicht nur wegen des attraktiven Reiseziels Paris. Seine Karriere in der Nationalelf dürfte an diesen Unfällen nicht leiden.

© SZ vom 21.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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